Acht Spiele, fünf Verlängerungen, zwei Elfmeterschießen: Über zu wenig Spannung bei den Achtelfinals der WM 2014 dürfen sich die Fußball-Fans nicht beschweren. Doch eine große Überraschung blieb in der Runde der besten 16 Teams aus - am Ende setzte sich in allen Spielen der Gruppensieger gegen den Außenseiter durch. Überzeugt haben die Favoriten jedoch nicht - mit einer Ausnahme. Der große Favoritencheck - Teil zwei.

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Frankreich

Dank gütiger Mithilfe des Gegners setzte sich die französische Nationalelf mit 2:0 gegen Nigeria durch. Dabei benötigte die "Equipe Tricolore" einen Torwartfehler und ein Eigentor der Afrikaner, um den Achtelfinalsieg sicherzustellen. In einer ausgeglichenen Partie waren die Franzosen letztlich die cleverere und effektivere Mannschaft vor dem Tor und setzen sich alles in allem verdient gegen die "Super Eagles" durch.

Im Viertelfinale kommt es nun zum europäischen Klassiker mit der deutschen Nationalelf. Und sofort werden Erinnerungen an die WM 1982 wach, als sich Deutschland in der "Nacht von Sevilla" im WM-Halbfinale mit 8:7 nach Elfmeterschießen durchsetzte. Unvergessen bleibt dabei das eigentliche Foulspiel von DFB-Keeper Toni Schumacher, der den Franzosen Patrick Battiston beim Herauslaufen den Ellenbogen unter das Kinn rammte.

Für Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps spielt die Historie für die Partie am kommenden Freitag (18:00 Uhr in der ARD und bei uns im Ticker) aber keine Rolle mehr. "Die meisten meiner Spieler waren damals gar nicht geboren, was soll ich ihnen erzählen? Ich war damals erst 14", betonte der Coach.

Die größte Motivation sollten die Franzosen ohnehin aus ihren bisherigen Leistungen ziehen. Das 3:0 über Honduras war ein Pflichtsieg, doch beim 5:2-Erfolg über die Schweiz zeigten "Les Bleus", welche Klasse in ihnen steckt.

Ein herausragendes Turnier spielt bislang Karim Benzema, der in Abwesenheit des verletzten Franck Ribery der Star des Teams ist. Der Stürmer von Real Madrid erzielte bislang drei Treffer und ist Dreh- und Angelpunkt in der französischen Offensive. Mit dem gegen Nigeria stark aufspielenden Paul Pogba und Ribery-Ersatz Antoine Griezmann verfügt Deschamps darüber hinaus über zwei effektive Waffen im offensiven Mittelfeld.

Pogba stellte bereits klar, dass sein Team "vor niemandem Angst" habe. Das braucht es in seiner aktuell überzeugenden Form auch nicht zu haben.

Deutschland

Ein wenig Andre Schürrle und ganz viel Manuel Neuer bescherten der deutschen Nationalmannschaft den Einzug ins Viertelfinale der WM. Der 2:1-Erfolg der DFB-Elf gegen Algerien, den die Mannschaft von Trainer Joachim Löw erst in der Verlängerung sicherstellte, war ein hartes Stück Arbeit. Es war die bislang schwächste Leistung der deutschen Mannschaft in diesem Turnier, die in den vergangenen drei Partien nicht an den sensationellen 4:0-Auftakterfolg gegen Portugal anknüpfen konnte. "Das war ein richtig schlechtes Spiel", befand auch unser WM-Experte Andreas Brehme.

Die Probleme des deutschen Teams sind nicht zu übersehen: Die Mannschaft schaltet viel zu schleppend um, kann offensiv kaum gefährliche Angriffe starten und wird in der Defensive oftmals gefährlich ausgekontert. Die Außenverteidiger leisten defensiv zwar passable Arbeit, schaffen es aber kaum, ihre Vorderleute mit Offensivläufen zu unterstützen.

Die Leistungen der deutschen Elf in den vergangen Spielen machen momentan wenig Mut, dass es in Brasilien mit ersten Gewinn der Weltmeisterschaft seit 24 Jahren klappt.

Positiv formuliert: Es ist noch viel Luft nach oben. Eine Leistungssteigerung im Spiel gegen Frankreich ist jedenfalls zwingend erforderlich - sonst ist der Titel-Traum am späten Freitagabend geplatzt.

Argentinien

Vier Spiele, vier Siege. Die Argentinier weisen bislang eine makellose Bilanz auf. Doch der schöne Schein trügt. Denn in keiner Partie lieferte die "Albiceleste" den Beweis, zu den heißen Anwärtern auf den Titeln zu gehören - auch nicht beim 1:0-Erfolg über die Schweiz.

Ähnlich wie bei Brasilien mit Neymar ist auch die Abhängigkeit der Argentinier von Lionel Messi auffällig. "La Pulga" haben es die Südamerikaner zu verdanken, dass es in der Vorrunde gegen Bosnien-Herzegowina, Iran und Nigeria nicht peinliche Unentschieden oder gar Niederlagen gab. Auch gegen die Schweiz bedurfte es für die Argentinier einer Einzelleistung ihres Superstars, der in der 118. Minute nach einem herrlichen Solo clever auf Angel di Maria passte, der dann Schweiz-Torwart Diego Benaglio vom Strafraumeck überwand.

In der kommenden Runde trifft Argentinien auf Belgien (Samstag, 18:00 Uhr im ZDF und live bei uns im Ticker). Auch hier sind die Südamerikaner favorisiert - eine Überraschung ist aber keineswegs auszuschließen.

Belgien

Auch der größte aller vor der WM auserkorenen Geheimfavoriten steht im Viertelfinale der WM. In einer zum Ende hin packenden Partie gegen Jürgen Klinsmann und seine US-Amerikaner setzten sich die "Roten Teufel" knapp mit 2:1 nach Verlängerung gegen die USA durch. "Es wäre sehr bitter gewesen, wenn wir nicht weiter gekommen wären. Wir hatten die besseren Chancen", kommentierte Innenverteidiger Daniel van Buyten. Ähnlich sah es sein Coach Marc Wilmots: "Wir waren da, als es nötig war. Wir hatten um die 15 Torchancen und haben deshalb verdient gewonnen."

Gegen die USA zeigten die Belgier ihre bislang beste Leistung bei dieser WM. Und dennoch war der Erfolg gegen die US-Amerikaner äußerst mühsam. Mit Argentinien wartet im Viertelfinale nach den Erfolgen über Algerien, Russland und Südkorea die erste große Herausforderung. Erst wenn sie diese meistern, darf endgültig das "Geheim" aus Geheimfavorit gestrichen werden.

Die Viertelfinals in der Übersicht:

Viertelfinale
DatumAnstoßSpielortBegegnungErgebnis
04.07.201422:00 (17:00)FortalezaBrasilien - Kolumbien-:- (-:-)
04.07.201418:00 (13:00)Rio de JaneiroFrankreich - Deutschland-:- (-:-)
05.07.201418:00 (13:00)BrasiliaArgentinien - Belgien-:- (-:-)
05.07.2014 22:00 (17:00)SalvadorNiederlande - Costa Rica-:- (-:-)
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