Sie wankten, doch sie fielen nicht: Die Niederlande stehen nach einer irren Schlussphase gegen Mexiko im Viertelfinale der WM 2014. Schalke-Star Klaas-Jan Huntelaar war mit einer Vorlage und einem Tor beim 2:1 der Held des Spiels. Der Halbfinaleinzug ist für die Niederländer nun Pflicht.

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Beinahe wäre alles wertlos gewesen: Das sensationelle 5:1 gegen Weltmeister Spanien oder der souveräne Gruppensieg. Nach 87 Minuten in der Hitze von Fortaleza standen die Niederlande vor dem Aus - bis Klaas-Jan Huntelaar ins Spiel kam.

Klaas-Jan Huntelaar: "ein purer Adrenalinkick"

Dem Schalker ist es hauptsächlich zu verdanken, dass "Oranje" weiter vom ersten WM-Titel der Verbandsgeschichte träumen darf. Ausgerechnet Huntelaar, der bis dahin bei der WM 2014 noch nicht zum Einsatz kam.

Der 30-Jährige wurde in der 76. Minute eingewechselt und sollte die Niederlage verhindern - und er tat es. Erst legte er den Ball klug mit dem Kopf zu Wesley Sneijder ab, der die Kugel in der 88. Minute Vollspann in die Maschen drosch. Danach übernahm er noch mehr Verantwortung. Arjen Robben wurde in der Nachspielzeit im Strafraum gefoult, Huntelaar schnappte sich die Kugel zum Elfmeter. "Arjen hatte den Ball erst und fragte, ob ich ihn schießen will. Und dann hatte ich ihn. Es war ein purer Adrenalinkick. Die beste Droge, die es gibt", sagte Huntelaar.

In der abgelaufenen Saison verschoss er seine beiden Elfmeter für Schalke. Dennoch war sich Huntelaar seiner Sache sicher - aus einem etwas kuriosen Grund. Denn vor seiner Einwechselung suchte der Edeljoker noch das stille Örtchen auf. "Ich musste noch schnell pinkeln. Wir haben so viel getrunken. Da war der Druck beim Elfmeter weg. Ich war nicht nervös", sagte Huntelaar nach dem Match in der ARD.

Mexiko war lange Zeit das bessere Team

Zuvor taten sich die Niederländer gegen stark aufspielende Mexikaner lange Zeit schwer. "El Tri" hatte im Gegensatz zu den Europäern deutlich weniger Probleme in der Mittagshitze von Fortaleza. Folgerichtig erzielte Giovani dos Santos in der 48. Minute das 1:0 für die Mittelamerikaner.

Doch in den letzten 15 Spielminuten drückte "Oranje" - angeführt vom erneut starken Arjen Robben - auf den Ausgleich und wurde mit dem Sieg nach 90 Minuten belohnt. "Die Spieler haben gezeigt, dass sie bis zum Ende an den Sieg geglaubt haben", lobte Trainer van Gaal seine Elf. "Wir waren auch physisch sehr stark, wir waren am Ende fitter und frischer als Mexiko. Das gibt uns riesiges Selbstvertrauen."

Dabei kann sich van Gaal selbst auf die Schulter klopfen. Wie bereits bei den Erfolgen gegen Australien und Chile wechselte er auch gegen Mexiko den Sieg ein. Arjen Robben bezeichnete van Gaals Einwechselkünste bereits als "goldenen Penis". Im Niederländischen steht dieses Ausdruck auch für "goldenes Händchen". Dieses Mal war Huntelaar van Gaals Glücksgriff.

Niederlande klarer Favorit gegen Costa Rica

Im kommenden K.o.-Spiel wartet der große Außenseiter Costa Rica auf die "Elftal". Die "Ticos" setzten sich gegen Griechenland mit 6:4 nach Elfmeterschießen durch. Für Costa Rica ist es der größte Erfolg ihrer Fußballgeschichte - nie zuvor standen die Mittelamerikaner in einem WM-Viertelfinale.

"So viele Emotionen, so große Gefühle. Wir sind superglücklich und hoffen, dass auch unser Volk glücklich ist", sagte Costa Ricas euphorisierter Trainer Jorge Luis Pinto. Der entscheidende Elfmeterschütze Michael Umana gab sich indes völlig cool: "Ich bin ganz ruhig geblieben, weil ich letzte Nacht davon geträumt habe, den entscheidenden Elfmeter zu schießen. Ich habe meinen Mitspielern versprochen, zu treffen."

Jetzt will Costa Rica das Wunder gegen die Niederlande vollbringen - ein äußerst schwieriges Unterfangen. Costa Rica geht als krasser Underdog ins Match. Das zeigt auch der Blick aufs Spielermaterial. Bei den "Ticos" beträgt der Marktwert des Kaders etwa 20 Millionen Euro, bei den Niederlanden rund 162 Millionen Euro. Alleine Arjen Robben ist mit 25 Millionen Euro mehr wert als das gesamte Team Costa Ricas.

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