Er ist jung, dynamisch und ein echter Stratege: Der Handball-Bundestrainer Christian Prokop gehört zur neuen Trainer-Generation, bringt aber kaum Erfahrung mit. Ein Risiko? Bei der bevorstehenden Europameisterschaft 2018 steht er erstmals in der Verantwortung.

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Christian Prokop trat in große Fußstapfen, als er im März 2017 als Bundestrainer der Nationalmannschaft aktiv wurde. Sein Vorgänger Dagur Sigurdsson hatte den deutschen Handball aus der Krise befreit.

Zur Erinnerung: Sigurdsson führte die Nationalmannschaft, die sich 2014 nicht einmal für die Europameisterschaft qualifiziert hatte, im Jahre 2016 zum EM-Titel und zur olympischen Bronze-Medaille in Rio. Vor knapp einem Jahr verabschiedete sich Sigurdsson zur japanischen Nationalmannschaft. Prokop wurde zum Nachfolger erklärt.

Mega-Ablöse für Handball-Verhältnisse

Mit seinen 39 Jahren ist Prokop der jüngste Bundestrainer der Geschichte. Die Erwartungen sind hoch.

Ansonsten hätte der finanziell nicht auf Rosen gebettete Deutsche Handballbund keine Ablösesumme von rund 500.000 Euro gezahlt, um ihn vom Bundesligisten SC DHfK Leipzig loszueisen. Im Fußball wäre das Kleingeld. Im Handball ist das eine Mega-Ablöse.

Nicht nur aufgrund seines Alters gilt Prokop als der "Julian Nagelsmann des Handballs".

Genau wie der Fußballtrainer scheiterte Prokop als aktiver Spieler früh und legte den Fokus auf die Trainerlaufbahn.

Prokop gilt ebenso wie Nagelsmann als ein versessener Analytiker, der viel Wert auf Taktik und eine präzise Spielvorbereitung legt.

Prokop: Wir gehören zum Favoritenkreis

Die Zwischenbilanz von Prokop ist ordentlich: In acht Länderspielen saß er auf der Trainerbank, fünf hat er gewonnen, zwei verloren, eines endete unentschieden. Doch erst wenn die deutsche Nationalmannschaft am 13. Januar gegen Montenegro in die Europameisterschaft startet, ist seine Arbeit für die breite Öffentlichkeit von Bedeutung.

Prokop weiß um die Erwartungshaltung. "Wir gehören zum Favoritenkreis", sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Er weiß, dass ein frühes Scheitern mit seiner Person in Verbindung gebracht werden würde.

Der Tiefpunkt: Bundesliga-Abstieg mit Essen

Der zweifache Familienvater hat in seiner jungen Trainerkarriere nicht nur Erfolge erlebt. Als er im November 2012 seine erste Chance in der Bundesliga bei TUSEM Essen erhielt, folgte der Abstieg und kurz darauf die Vertragsauflösung.

2013 wechselte er nach Leipzig. Dort gelangen der Aufstieg und die Etablierung in der Bundesliga. Im Sommer 2016 wurde er zum Trainer der Saison ernannt.

Ist Prokop ein Risiko?

Seine Ernennung zum Bundestrainer war nicht frei von Risiken. Das Hauptproblem: Es fehlt ihm an Erfahrung.

Nicht einmal drei volle Spielzeiten hat er in der Bundesliga verbracht, kam dabei nie über den achten Tabellenplatz hinaus. Er hat keinerlei internationale Erfahrung, gewann auch nie einen Titel.

Der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand findet zwar, dass Prokop in Leipzig gute Arbeit geleistet hat. Jedoch seien die internationalen Anforderungen ganz andere. "Bei den großen Turnieren hat man fast jeden Tag wichtige Spiele, sodass die Vorbereitungszeit sehr knapp ist", sagte Brand bei Sport.de.

Als Vereinstrainer hatte Prokop meist eine Woche Zeit, um seine Mannschaft auf das nächste Spiel vorzubereiten. Als Bundestrainer hat er oft keine 48 Stunden. Diesbezüglich hat er keinerlei Erfahrung.

Und das ist nicht die einzige Umstellung. Brand führt fort: "Außerdem arbeitet der neue Bundestrainer nun auch mit Spielern zusammen, die international schon einiges erreicht haben. Auch das muss man können. Wie er das meistern wird, wird man sehen."

Prokop geht mit der Skepsis gelassen um, stimmt seinen Kritikern sogar zu: "Ich habe nicht viel Erfahrung, das stimmt. Aber ich bin ein ehrgeiziger Trainer und werde hart für den Erfolg arbeiten."

Die Lehrer-Ausbildung kommt ihm zugute

Was positiv stimmen dürfte: Prokop gilt als ein hervorragender Motivator und vor allem Pädagoge. Möglicherweise hängt das auch mit seiner Ausbildung zusammen. Er hat die Fächer Sport und Wirtschaft auf Lehramt studiert und sogar sein Referendariat abgeschlossen.

"Trainer und Lehrer sind zwei ähnliche Berufe", sagt er. "Das Studium zum Lehrer und die Ausbildung zum Trainer beinhalten viele Gemeinsamkeiten in der Pädagogik. Es geht immer darum, Dinge zu entwickeln."

Wie gut er die deutsche Nationalmannschaft entwickelt hat, werden die kommenden Spiele zeigen.

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