Mit Franz Semper muss der nächste deutsche Spieler die Teilnahme an der Handball-EM absagen. Wir geben einen Überblick über die Verletztenliste des DHB-Teams und suchen nach Gründen für die Misere.
Im Vorfeld der Handball-EM in Österreich, Schweden und Norwegen (9. bis 26. Januar 2020) kommt die deutsche Nationalmannschaft auf dem Krückstock daher.
Am Neujahrstag meldete sich mit Franz Semper der nächste Spieler ab. Der Rückraumspieler vom SC DHfK Leipzig muss wegen einer Herzmuskelentzündung passen. Für ihn rückt der Stuttgarter Neuling David Schmidt nach.
"David Schmidt wird nun mit Kai Häfner zusammen die Position Rückraumrechts ausfüllen", sagte DHB-Coach Christian Prokop. "Ich hoffe, dass er die im Verein gezeigten Leistungen voll in die Nationalmannschaft einbringen kann."
Semper ist bereits der sechste Rückraumspieler, auf den der Bundestrainer bei der EM verzichten muss. Mit einem Kreuzbandriss fallen jeweils die drei Mittelmänner Martin Strobel, Simon Ernst und Tim Suton aus.
Besonders schwer wiegen die Absagen der Halbrechten Fabian Wiede und Steffen Weinhold. Während Wiede wegen einer Schulter-OP bis in den April hinein ausfallen wird, plagt Weinhold eine Fußentzündung.
Handball-EM: Ist die Belastung zu hoch?
Doch wie kommt es zu dieser Verletztenmisere? Ist es nur Pech oder steckt doch mehr dahinter? Einige Spieler monieren die hohe Belastung, der sie wegen einer großen Anzahl an Spielen ausgesetzt sind.
Unter dem Hashtag #DontPlayThePlayers wurden die Protestvideos millionenfach im Internet verbreitet. Neben Gensheimer machten auch weitere Stars wie Mikkel Hansen oder Nikola Karabatic mit: "Hört auf die Spieler, spielt nicht mit uns", lautete die Botschaft.
Jetzt äußerte sich Gensheimer erneut zum Thema Überbelastung. Demnach hätten die Handballer kaum Zeit, "um körperlich und psychisch zu regenerieren".
Die Spieler des THW Kiel, etwa die Abwehrchefs Hendrik Pekeler oder Patrick Wiencek, haben seit Saisonbeginn im August in Bundesliga, Pokal, Champions League und bei der Nationalmannschaft fast 40 Pflichtspiele absolviert.
Spieler wie sie kommen pro Saison schnell auf 70 bis 80 Spiele. Ein Pensum, das im Fußball oder anderen Mannschaftssportarten kaum denkbar wäre.
Nach drei Tagen Regeneration beginnt EM-Vorbereitung
Bis nach Weihnachten waren die Handballer in der Bundesliga für ihren jeweiligen Klub im Einsatz. Die Nationalspieler aus Kiel und Hannover spielten sogar am Abend des 29. Dezembers. Nach nur drei Tagen Regeneration beginnt nun am Donnerstag die EM-Vorbereitung.
Dem Bundestrainer ist das Pensum, das seine Spieler abspulen müssen, ein Dorn im Auge: "Die Spieler, die bei Champions-League-Vereinen unter Vertrag stehen, sind einer enormen Belastung ausgesetzt. Einer Belastung, die ich nicht gutheißen kann", sagte Prokop dem Sportinformationsdienst.
Der Stab der Trainer und Mannschaftsärzte könne bloß schauen, "dass wir die angesprochenen Spieler mit guten Regenerationsmaßnahmen fit für das Turnier bekommen".
Noch zwei Testspiele vor dem Eröffnungsspiel
Bereits am 4. Januar steht ein Testspiel in Mannheim gegen Island an, am 6. Januar folgt in Wien ein Test gegen EM-Gastgeber Österreich. Am 9. Januar steigt dann in Trondheim (Norwegen) das Eröffnungsspiel gegen die Niederlande.
Der Januar ist im Handball traditionell ein Monat, in dem es rund geht. Da die Fußball-Bundesliga in der Winterpause ist, schiebt sich der Handball-Sport aus dem großen Schatten des in der öffentlichen Wahrnehmung dominanteren Fußballs.
Jedes Jahr findet im Januar eine Welt- oder Europameisterschaft statt. Das kontinentale Turnier wird 2020 zum ersten Mal mit 24 statt mit 16 Teams und in drei Ländern ausgetragen.
In der Vorrunde der EM trifft das DHB-Team neben den Niederlanden (9. Januar, 18:15 Uhr) auf Titelverteidiger Spanien (11. Januar, 18:15 Uhr) und Lettland (13. Januar, 18:15 Uhr).
Verwendete Quelle:
- dpa
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