Diese Begeisterung toppt sogar das "Wintermärchen" von 2007: Bereits die beiden Auftaktsiege der DHB-Auswahl bei der Handball-WM 2019 haben im Land des Gastgebers eine ansteckende Euphorie ausgelöst. Nach den Kantersiegen über Korea und Brasilien kommen nun aber die harten Brocken.

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Deutschland ist ein Handball-Land. Anlässlich jedes großen Turniers fällt das selbst eingefleischten Fußballfans auf. Sie lassen sich dann mitreißen von der Stimmung, die - das ist bei den Fußballern nicht anders - selbstverständlich von den Resultaten der DHB-Auswahl abhängt.

Die wuchs schon 2007 über sich hinaus, als die Handball-WM zuletzt in Deutschland Station machte. Das sogenannte "Wintermärchen" - in Anlehnung an das "Sommermärchen" der Fußballer im Jahr davor - ist unvergessen.

Guten Start gegen Korea gegen Brasilien sogar getoppt

Genau dort knüpfen Mannschaft (ohne Helden von 2007) und Fans (bestimmt noch mit zahlreichen Anhängern von 2007) im Januar 2019 an.

Dem 30:19 über Korea zum Auftakt, folgte mit dem 34:21 über die stärker einzuschätzenden Brasilianer 48 Stunden später sogar noch eine Steigerung. Sowohl auf als auch neben dem Feld.

Die Mannschaft begeistert Bundestrainer Christian Prokop und die Zuschauer. Und beide sind im Gegenzug von den Zuschauern begeistert. Es ist die erhoffte Symbiose entstanden, die schon den Weltmeistertitel 2007 möglich machte.

"Die Atmosphäre war Wahnsinn, fantastisch. Das hat richtig Lust gemacht auf mehr", sprudelte es aus Prokop nach dem Sieg über Brasilien heraus.

In seinem Leben als Bundestrainer hat der 40-Jährige noch nichts Schöneres erlebt. "Ja, das kann man so beschreiben. Weil man sich so eine Heim-WM und so einen Start vorstellt."

Die frenetische Anfeuerung von den Rängen trägt im Handball zum Sieg noch weit mehr bei als beispielsweise im Fußball, da dank des geschlossenen Daches kein Dezibel an Atmosphäre entweicht.

Prokop hat die Mannschaft hinter sich

In diesen ersten Tagen der WM kommt hinzu, dass der Bundestrainer und seine Spieler endlich auf einer Wellenlänge funken. Anders noch als während der verkorksten EM vor einem Jahr.

Prokop weiß, dass die ganze Handball-Nation zuhört, wenn sich während der Auszeiten seine Spieler um ihn versammeln.

Wollte Prokop einst als Neuling im Amt des Bundestrainers seine Vorstellung mit Gewalt durchsetzen, lässt er inzwischen zuerst die Mannschaft zu Wort kommen, um ihren Vorschlägen im Zweifel zu folgen.

Ein Bundestrainer, der die Mannschaft mitnimmt, sorgt dafür, dass diese die Fans mitnimmt und aus dem Turnier im Idealfall die maximale Ausbeute mitnimmt. Das wäre, wie 2007, der WM-Titel.

Die WM-Euphorie kommt auf den Prüfstand

Doch die verbleibenden Widersacher in der Vorrunde heißen Russland, Titelverteidiger und Rekord-Weltmeister Frankreich und Serbien. Eine Heim-WM wird aufgrund euphorisierter Fans nicht zum Selbstläufer.

Prokop und seine Jungs wissen, dass der Lackmustest noch bevorsteht: "Das haken wir ab, und jetzt geht das Turnier gegen Russland los."

Spätestens dann, wenn die deutsche Mannschaft die erste Schwächephase ereilt oder gar eine Niederlage einfährt, steht die Heim-WM auf dem Prüfstand. Genauer gesagt die Fans, deren Lärm erst dafür sorgt, dass es eine Heim-WM ist.

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