Der Extremsportler Jonas Deichmann startet im Mai seinen wohl spektakulärsten Weltrekord-Versuch – 120 Ironman-Distanzen in 120 Tagen. Im Gespräch mit unserer Redaktion verrät er, welcher zweite Wettbewerb dabei auf ihn wartet und was ihn motiviert.

Ein Interview

Herr Deichmann, wie kommt man überhaupt auf die Idee, 120 Ironman-Distanzen in 120 Tagen anzugehen?

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Jonas Deichmann: Ich bin seit 2017 Berufs-Abenteurer und habe bereits mehrere Weltrekorde aufgestellt. Ich habe immer Abenteuer und Leistungssport miteinander verbunden und bin jetzt mit 36 Jahren auf dem Höhepunkt der sportlichen Leistungsfähigkeit. Jetzt will ich wissen, was für mich möglich ist. Wo ist mein Limit? Und eine Triathlon-Langdistanz (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad, 42,2 Kilometer Laufen, Anm.d.Red.) ist die größte Ausdauerleistung, die es im Sport gibt. Der aktuelle Weltrekord steht bei 105 Ironman-Distanzen am Stück, aber da ich 120 Triathlon-Langdistanzen um die Welt gemacht habe, versuche ich es nun eben mit 120 davon in Folge.

Wie fallen die Reaktionen aus, wenn die Menschen von Ihrem Plan erfahren?

Die meisten finden es ein total geiles Projekt, das auch noch hier in Deutschland stattfindet, sodass viele Menschen mich begleiten werden. In den sozialen Medien gibt es aber auch einige Kommentare, die meinen, dass es nicht machbar sei. Ich möchte sie jetzt vom Gegenteil überzeugen.

Wie sieht Ihr Zeitplan aus für die tägliche Strecke, schließlich braucht es auch Regeneration?

Ich bin nicht der schnellste Schwimmer und habe mir daher vorgenommen, dass ich 75 Minuten mit Schwimmen verbringe, etwa fünfeinhalb Stunden auf dem Rad und circa vier Stunden beim Marathon. Hinzukommt aber noch eine längere Mittagspause, da ich während der 120 Tage etwa eine Million Kalorien verbrennen werde. Um diese Kalorien zu sammeln, werde ich mich nicht nur von Gels und Riegeln ernähren, sondern auch eine Pasta zu mir nehmen. Am Ende des Tages sollte dann eine Gesamtzeit von etwa zwölf Stunden stehen – das gilt aber nur für die guten Tage. Es wird natürlich auch Tage geben, wo es deutlich länger dauert. Zu langsam darf ich aber auch nicht sein, da die Regenerationszeit auch wichtig ist. Bei 17 Stunden wäre die Regeneration viel zu kurz.

Deichmann: "Ansonsten überlebe ich nicht einmal die ersten zehn Tage"

Wie werden Sie versorgt und überwacht bei den täglichen Extrembelastungen?

Bisher war ich immer größtenteils alleine unterwegs, aber bei diesem Vorhaben funktioniert das nicht. Ich habe eine Ferienwohnung vor Ort, mein Vater betreut mich mit Getränken, Essen und weiteren Dingen. Insgesamt gibt es schon ein Team drumherum. Von ärztlicher Seite überwacht mich zudem das Klinikum Nürnberg.

Wie sieht Ihre Vorbereitung bis zum Start im Mai aus?

Die nächsten zwei Monate bin ich in Spanien und bereite mich dort im Trainingslager vor. Das bedeutet, dass ich zwischen 35 und 50 Stunden Sport pro Woche machen werde. Inhaltlich wird es dabei viel um die drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen gehen, zusätzlich mache ich noch spezielle Übungen für einen starken Rücken und den Rumpf.

Anschließend werde ich vier, fünf Ironman-Distanzen am Stück machen, um ein Gefühl für die Länge zu bekommen. Danach werde ich den Rest der Zeit wieder etwas lockerer trainieren, bis es dann losgeht. Meine Bestform möchte ich erst währenddessen erreichen. Gleichzeitig darf ich aber auch nicht zu weit weg davon sein, weil es täglich enorme Belastungen sind, die absolviert werden müssen. Ansonsten überlebe ich auch nicht einmal die ersten zehn Tage.

"Mich erwartet ein Esswettbewerb"

Jonas Deichmann

Was sind Ihre Befürchtungen vor diesem Projekt?

An einem normalen Tag ist eine Triathlon-Langdistanz für mich anstrengend, aber ich schaffe das. Hart wird es dann, wenn es nicht nach Plan läuft und bei 120 Tagen wird nicht alles nach Plan laufen. Es gibt keinen Puffer, weil es einfach jeden Tag eine Langdistanz ist. Wenn ich Blessuren habe oder eine Erkältung oder wenn es kalt und regnerisch ist, ist eine solche Strecke einfach verdammt weit. Die Herausforderung ist es also, an so vielen Tagen wie möglich ideale Bedingungen zu schaffen. Außerdem muss ich es schaffen, jeden Tag 10.000 Kalorien zu nehmen. Neben dem täglichen extremen Ausdauersport erwartet mich auch noch ein Esswettbewerb.

Wie viel Material werden Sie voraussichtlich benötigen?

Beim Schwimmen werde ich wohl zwei Neopren-Anzüge verbrauchen. Mit dem Rad werde ich wohl acht, neun Ketten brauchen und zehn Reifen. Auf der Marathonstrecke sind es etwa zehn Paar Schuhe.

Deichmann über Motivation: "Ich habe eine Aufgabe mit einem Ziel, das ich erreichen möchte"

Wie motivieren Sie sich für diese monotone und zugleich anstrengende Aufgabe?

Ich habe eine Aufgabe mit einem Ziel, das ich erreichen möchte. Das ergibt nicht für jeden Sinn, aber für mich persönlich ergibt es Sinn. Es ist eine Lebensaufgabe, die wahnsinnig schön ist. Ich glaube nicht, dass es monoton wird, denn es gibt viele Menschen, die mich auf der Strecke begleiten werden. Die Triathlon-Begeisterung in Roth und Umgebung ist riesig, daher wird mir nicht langweilig werden.

Wie belohnen Sie sich, wenn Sie diesen Rekord tatsächlich aufstellen?

Ich setze mir jeden Tag meine kleinen Zwischenziele, das ist extrem wichtig. Wenn ich es schaffe, erfülle ich mir einen riesigen Traum und das ist dann die Belohnung. Aber klar, wenn es mir gelingt, dann werde ich mir richtig was gönnen.

Über den Gesprächspartner

  • Jonas Deichmann sorgte bereits mehrfach für Aufsehen, unter anderem mit 120 Triathlon-Langdistanzen um die Welt. Der gebürtige Schwabe bezeichnet sich als "Berufs-Abenteurer" und hält mehrere Weltrekorde. Ab dem 9. Mai startet er seine Challenge im fränkischen Roth.
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