Die neue Spielzeit in der NFL hat begonnen. Mit dabei sind auch einige deutsche Spieler. Einer davon ist längst bei den ganz großen Stars angekommen. Ein Hoffnungsträger steht vor seinem Debüt. Und weitere Spieler kämpfen um ihren Traum von der besten Footballliga der Welt.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Daniel Kugler sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die neue Spielzeit der NFL hat begonnen. Im Auftakt-Kracher bezwang Titelverteidiger Kansas City Chiefs die Baltimore Ravens mit 27:20.

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Am Sonntag steht dann der Großteil der Partien des 1. Spieltages an. Mit dabei wird dann auch der ein oder andere deutsche Spieler sein.

Während einige noch um ihren Platz kämpfen müssen und turbulente Wochen erleben, ist ein Deutschland-Export längst eines der Gesichter der Liga.

Amon-Ra St. Brown (Wide Receiver, Detroit Lions)

Der mit Abstand größte deutsche Name in der NFL ist Amon-Ra St. Brown. Im Draft 2021 wurde der Wide Receiver in der vierten Runde von den Lions ausgewählt und legt seitdem eine Bilderbuchentwicklung hin. In zwei seiner drei bisherigen Spielzeiten für das Team aus Detroit konnte der Passempfänger die Marke von 1.000 Receiving Yards durchbrechen.

2023 überragte der 24-Jährige mit 1.515 Receiving Yards und zehn Receiving Touchdowns in der Regular Season. Die Franchise honorierte das und stattete St. Brown in der Offseason mit einem neuen Vierjahresvertrag über 120,01 Millionen US-Dollar aus. Über Nacht stieg er damit zu einem der Top-Verdiener auf seiner Position und auch einem der bestverdienenden deutschen Sportler aller Zeiten auf. "In einer Reihe mit Dirk Nowitzki oder Michael Schumacher zu stehen, bedeutet mir enorm viel. Als Kind habe ich immer zu ihnen aufgeschaut. Geld ist aber nicht alles. Ich liebe Football, aber es ist natürlich schön, belohnt zu werden", erklärte St. Brown kurz vor Saisonstart gegenüber der "Sport Bild".

Der Deutsch-Amerikaner wuchs gemeinsam mit zwei Brüdern in Kalifornien und Frankreich auf. Die Ferien verbrachte er jedoch häufig in Leverkusen, er spricht fließend Deutsch. St. Brown empfindet seinen Mega-Vertrag nicht als Bürde: "Ich fühle nur, dass Druck da ist, was man daraus macht. Ich habe das Gefühl, dass ich mich mehr anstrengen muss, weil mich jetzt mehr Leute beobachten."

Trotz des Trubels um seine Person ist der Fokus jedoch weiterhin klar: "Ich will unbedingt den Super Bowl gewinnen!", sagt St. Brown. In der Vorsaison war er schon ganz nah dran. Mit einer Bilanz von 12-5 erreichte Detroit souverän die Playoffs und konnte dort gegen die Los Angeles Rams und Tampa Bay Buccaneers gewinnen. Erst in der Vorschlussrunde zum Super Bowl, dem NFC Championship Game, verlor man knapp mit 31:34 gegen die San Francisco 49ers.

2024 wollen die Lions nun mit St. Brown als Leistungsträger und Führungsspieler einen weiteren tiefen Playoff-Run hinlegen.

Equanimeous St. Brown (Wide Receiver, New Orleans Saints, Practice Squad)

Mit Equanimeous schaffte es ein weiterer St. Brown bereits in die NFL. Der 27-Jährige wurde 2018 in der sechsten Runde von den Green Bay Packers gedraftet. In seinen bisher fünf Saisons in Green Bay und Chicago kommt er in 60 Einsätzen in der Regular Season auf insgesamt 63 gefangene Pässe für 928 Passing Yards und zwei Touchdowns.

In diesem Jahr folgte dann ein erneuter Teamwechsel zu den New Orleans Saints. Dort unterschrieb er im April einen Einjahresvertrag über 1,125 Millionen US-Dollar. Bei den Roster Cuts, der Reduzierung des Kaders vor dem Saisonstart, wurde St. Brown allerdings aus dem Team gestrichen.

Die Tür bei den Saints ist damit jedoch nicht komplett zu. Bereits einen Tag nach seiner Entlassung holte die Franchise ihn in den Practice Squad, der einer zusätzlichen Trainingsgruppe entspricht. St. Brown kann sich dort für weitere Aufgaben empfehlen und etwa im Falle einer Verletzung eines Teamkollegen in die Mannschaft und den aktiven Kader berufen werden.

Jakob Johnson (Fullback, New York Giants, Practice Squad)

Die chaotischsten letzten Tage und Wochen aus deutscher Sicht erlebte Jakob Johnson: Der Fullback, seit August bei den New York Giants, wurde gar mehrmals vom aktiven Kader in den Practice Squad versetzt. Dort wartet er nun auf seine Chance.

Denn es kann ganz schnell gehen: "Wenn du sechs Jahre in der Liga bist, dann weißt du, wie es läuft. Du fängst die Saison vielleicht an im Practice Squad, aber es werden immer Leute aktiviert. Ich schaue einfach, dass ich mich hier akklimatisiere und bereit bin, wenn die Chance kommt", zeigte er sich gegenüber der dpa kämpferisch.

Der gebürtige Stuttgarter ging in Tennessee ans College, wurde im Draft 2019 jedoch von keinem Team ausgewählt. Dennoch nahmen ihn kurz darauf die New England Patriots über das "International Pathway Player"-Programm der NFL (kurz: IPP), einem Förderprogramm für ausländische Athleten, unter Vertrag.

In New England spielte er unter Coaching-Legende Bill Belichick die ersten drei Jahre seiner NFL-Karriere. 2022 erfolgte dann der Wechsel zu den Las Vegas Raiders, wo er die vergangenen beiden Spielzeiten verbrachte. 2020 erzielte Johnson für die Patriots als erster deutscher Offensivspieler einen Touchdown in der NFL.

Brandon Coleman (Offensive Tackle, Washington Commanders)

Eine echte Überraschung im vergangenen Draft war Brandon Coleman, der im April in der dritten Runde von den Commanders ausgewählt wurde. In Zukunft soll der 23-Jährige die neue Quarterback-Hoffnung des Teams, Jayden Daniels, beschützen.

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Coleman zog mit 15 Jahren in die USA, lebte zuvor er in Berlin. Nach dem Draft war er "sprachlos und schockiert". Die neueste deutsche NFL-Hoffnung weiß um seine Chance: "Die Coaches sind mega cool. Ich freue mich sehr, dass ich in Washington bin. Ich bin so dankbar, diese Chance zu erhalten."

In der Preseason wurde der O-Liner mit einer Brustmuskelzerrung komplett geschont. Ob er in Woche eins der Saison bereits sein Debüt geben kann, wird sich wohl kurzfristig entscheiden.

Kilian Zierer (Offensive Tackle, Houston Texans, Practice Squad)

Einen erneuten Rückschlag musste Kilian Zierer hinnehmen: Nachdem der O-Liner im Draft 2023 leer ausgegangen war, unterschrieb er wenig später als Undrafted Free Agent für drei Jahre und etwa 2,7 Millionen US-Dollar bei den Texanern. Die vergangene Saison verpasste der 24-Jährige dann jedoch komplett wegen einer Knöchelverletzung, die er sich in der Preseason zugezogen hatte. In diesem Jahr sah es dann bis kurz vor Saisonstart gut aus mit einem Kaderplatz.

Ende August wurde der Big Man dann doch noch aus dem Roster gestrichen, zumindest aber in den Practice Squad der Texans aufgenommen. Der Absolvent des Auburn College darf somit weiterhin auf seine Chance und sein erstes Spiel in der NFL hoffen.

Julius Welschof (Outside Linebacker, zuletzt Pittsburgh Steelers)

Für Julius Welschof ist der NFL-Traum zumindest vorläufig geplatzt. Als Undrafted Free Agent unterschrieb der Outside Linebacker im Mai einen Dreijahresvertrag über etwa 2,8 Millionen US-Dollar bei den Pittsburgh Steelers.

Im abschließenden Preseason-Spiel verletzte sich Welschof, der aus dem bayerischen Miesbach stammt, jedoch am Knie. Daraufhin wurde er von den Steelers auf die "Injured Reserve"-Liste (IR-Liste) gesetzt, wodurch der 24-Jährige eigentlich die gesamte Saison 2024 verpassen sollte.

Nach einer Einigung wurde Welschof von der Franchise jedoch aus dem Kader gestrichen und hat dadurch die Möglichkeit, bei einem anderen Team zu unterschreiben, sobald er sich vollständig erholt hat.

David Bada (Defensive Tackle, Detroit Lions, verletzt)

Ganz bitter verlief die heiße Phase der Saisonvorbereitung auch für David Bada. Der Defensive Tackle unterschrieb im Juli einen Einjahresvertrag über 795.000 US-Dollar bei den Lions.

Beim Preseason-Auftakt gegen die Giants verletzte sich der 29-Jährige jedoch an der Achillessehne und landete auf der IR-Liste. Der D-Liner wird damit die gesamte Saison 2024 verpassen, es sei denn, es kommt, wie bei Welschof, nach der Verletzung zu einer Vereinbarung mit dem Team.

Seine bisher einzigen beiden NFL-Spiele absolvierte Bada 2022 für die Washington Commanders, wobei ihm zwei Assist Tackles gelangen. Wie Johnson fand auch Bada über das IPP-Programm seinen Weg in die NFL.

Marcel Dabo (Safety, Indianapolis Colts, Practice Squad)

Die Roster Cuts gingen auch für Marcel Dabo nicht gut aus. Ende August erhielt der Safety keinen Kaderplatz, wurde aber von Indianapolis in den Practice Squad aufgenommen.

Der 24-Jährige schaffte 2022 ebenfalls im Rahmen des IPP-Programms den Sprung zu einem Team aus der besten Footballliga der Welt.

Lorenz Metz (Offensive Tackle, Tampa Bay Buccaneers, Practice Squad)

Nach dem Draft 2023 verpflichteten die Bears Lorenz Metz als Undrafted Free Agent. Der 27-Jährige konnte sich in der Vorbereitung jedoch keinen Rosterplatz erarbeiten.

2024 startete der Offensive Tackle dann einen erneuten Anlauf und unterschrieb im April für ein Jahr und 795.000 US-Dollar bei den Tampa Bay Buccaneers. Dabei profitierte Metz ebenfalls vom IPP-Programm der NFL. Ende August wurde er bei den Roster Cuts gestrichen und wartet nun ebenfalls im Practice Squad auf seine Chance.

Devery Hamilton (Offensive Tackle, zuletzt Pittsburgh Steelers)

Der 26-Jährige unterschrieb im Januar einen sogenannten "Reserve/Futures Contract" bei den Steelers, wodurch sich die Franchise die Rechte am Spieler für die Saisonvorbereitung gesichert hat.

In der Preseason kam er für das Team zwar zum Einsatz, erhielt in der Folge erwartungsgemäß aber keinen Kaderplatz. Zuvor versuchte sich Hamilton bereits bei den Raiders und Giants.

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