Deutschland räumt bei der Rodel-WM in Whistler groß ab - dafür sorgen auch zwei unwahrscheinliche Helden aus der zweiten Reihe.

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Patric Leitner wirkte stolz, vor allem aber wirkte er erleichtert. "Es ist der Wahnsinn, es ist alles aufgegangen", sagte der neue Bundestrainer am Abend in Whistler, "das war der Tag der Deutschen." Die erste WM unter seiner Leitung war mit einiger Ungewissheit erwartet worden, Österreich ein starker Gegner - seit Freitag allerdings steht fest, dass die deutsche Bilanz im vorolympischen Winter keinen Anlass zur Sorge gibt.

Dreimal Gold, dreimal Silber, dreimal Bronze, das ist die Ausbeute nach fünf der sieben Wettbewerbe in Kanada. Nach dem eher lockeren Auftakt mit den neuen Mixed-Rennen am Donnerstag lieferte Julia Taubitz am Freitag im Einzel der Frauen verlässlich ab - und bei den Doppelsitzern hatten zwei unwahrscheinliche Helden großen Anteil am deutschen Erfolg.

Rodel-WM: Erster Titel für Orlamünder und Gubitz

Hannes Orlamünder und Paul Gubitz rodelten überraschend zu ihrem ersten Titel, sie sprangen damit ein für die Routiniers Tobias Wendl und Tobias Arlt. Die dreimaligen Olympiasieger mussten sich mit Bronze hinter den Letten Martins Bots und Roberts Plume begnügen. Eine Wachablösung im deutschen Lager ist das noch nicht, ein Jahr vor Olympia allerdings ein durchaus wichtiges Signal: Nicht nur die Etablierten sind siegfähig.

Für Orlamünder/Gubitz ist es ein ziemlich plötzlicher Sprung ins Rampenlicht, nicht mal Wikipedia widmete den neuen Weltmeistern bislang eine eigene Seite. Dabei sind die Thüringer schon seit vier Jahren im Weltcup unterwegs, standen aber stets im Schatten der Vorzeige-Doppel Wendl/Arlt und Toni Eggert/Sascha Benecken. Der Platz ganz oben auf dem Podium war ihnen bis Freitag daher einigermaßen fremd. Ihren ersten Weltcup-Sieg feierten sie erst im vergangenen Dezember in Oberhof, auch im kleineren Nationencup war der Weg bis ganz nach oben zuvor fast immer zu weit gewesen.

"Unbeschreiblich und megageil" sei dieser Sieg nun, sagte Orlamünder, Gubitz brach nach ausführlichem Jubel immer wieder die Stimme weg. "Wir hatten uns im Vorfeld viel ausgemalt", sagte er, "weil wir hier in Whistler einfach gerne rodeln." Die beiden 25-Jährigen kommen nun als Weltmeister nach Hause.

Die Titelkämpfe sind allerdings noch nicht vorbei für das deutsche Team, in der Nacht zum Sonntag steht das Rennen der Männer an. Max Langenhan geht dort als Favorit an den Start, der 25-Jährige ist Titelverteidiger und Spitzenreiter im Weltcup. Rekordsieger Felix Loch war letztmals 2019 Weltmeister, gehört aber auch mit 35 noch zur internationalen Spitze. Abgeschlossen wird die WM mit der Team-Staffel. (sid/bearbeitet von mbo)  © SID