Das deutsche Eiskunstlauf-Spitzenduo Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin holt bei der EM in Tallinn die Goldmedaille. Der Abend ist aber auch von Trauer geprägt.
Nach einem wahren Krimi brach es aus Minerva-Fabienne Hase heraus. Unter Tränen nahm die 25-Jährige stolz ihre Goldmedaille entgegen, Nikita Volodin strahlte über das ganze Gesicht. Das deutsche Eiskunstlauf-Spitzenduo hat sich bei der EM in Tallinn/Estland erstmals zum Europameister gekrönt - und damit seine derzeitige Ausnahmestellung untermauert.
Die zweimaligen Grand-Prix-Sieger aus Berlin kamen nach der Kür am Donnerstag, die nach dem Flugzeugabsturz in der US-Hauptstadt Washington auch im Zeichen der Trauer stand, auf 212,48 Punkte. Damit verwiesen sie die Italiener Sara Conti/Niccolo Macii (206,89) und Anastasiia Metelkina/Luka Berulava aus Georgien (191,88) auf die Plätze.
Letztes Mal EM-Gold im Jahr 2011
"Wir sind einfach unglaublich glücklich, dass wir es heute zusammenbekommen haben", sagte Hase. Ihr russischer Partner Volodin feierte mit einem lauten "Go Germany!" - und schmetterte auf dem Siegerpodest textsicher auch die deutsche Nationalhymne mit. Zum letzten Mal Gold für Deutschland bei einer EM holten Aljona Savchenko und Robin Szolkowy 2011.
Unter enormem Druck zeigten Hase/Volodin zu Vivaldis "Vier Jahreszeiten" eine nahezu fehlerfreie Kür und bauten ihre Führung aus dem Kurzprogramm (71,59) am Mittwoch gegenüber den ebenfalls starken Italienern aus. 140,89 Punkte war für die Fünftplatzierten des Vorjahres das stärkste Ergebnis des Abends.
Gedenken an die Absturzopfer in Washington
Zu Beginn der Session gab es eine Schweigeminute für die Opfer des Absturzes, unter denen sich auch die früheren russischen Paarlauf-Weltmeister Jewgenija Schischkowa und Wadim Naumow sowie mehrere Mitglieder der US-Eiskunstlaufszene befanden. Nach einer Kollision mit einem Militärhubschrauber war in Washington ein Regionalflugzeug mit 64 Menschen an Bord nach Behördenangaben in den Fluss Potomac gestürzt, laut US-Präsident Donald Trump gab es keine Überlebenden.
Der Weltverband ISU reagierte mit einer Stellungnahme, die auch in der Tondiraba-Eishalle verlesen wurde. "Die gesamte Eiskunstlauf-Gemeinschaft" sei "untröstlich über den tragischen Verlust von Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufern, ihren Trainern und Familienangehörigen. Unsere Gedanken sind bei allen, die von dieser Tragödie betroffen sind. Eiskunstlauf ist mehr als ein Sport. Es ist eine enge Familie - und wir stehen jetzt zusammen", hieß es dort.
Auch viele Athleten schickten Mitleidsbekundungen in die USA, wo in wenigen Wochen die WM stattfindet. Mit ihrem ersten EM-Triumph im Rücken wollen Hase/Volodin, die seit 2023 ein Paar auf dem Eis bilden, bei den Titelkämpfen in Boston (24. bis 30. März) dort nun ihre Bronzemedaille aus dem Vorjahr vergolden.
Duo Hocke/Kunkel rutscht auf Platz acht
Das zweite Berliner Duo Annika Hocke und Robert Kunkel, das nach dem Kurzprogramm am Vortag als Fünfte noch in Reichweite der Medaillen lag, rutschte aufgrund mehrerer Patzer in der Kür noch auf Rang acht (176,55) ab. "Als es darauf ankam, haben wir einfach zu viele Fehler gemacht", ärgerte sich Kunkel. Letizia Roscher und Luis Schuster aus Chemnitz wurden Zwölfte (158,15).
Im Kurzprogramm der Männer verpasste Nikita Starostin als 27. die Kür am Freitag. Bereits am Mittwoch war die zweimalige deutsche Meisterin Kristina Isaev (28.) vorzeitig ausgeschieden. Am Freitag (ab 13.15 Uhr/sportschau.de) gehen Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan aus Oberstdorf im Eistanzen als letzte deutsche Teilnehmer an den Start. (SID/bearbeitet von cgo)
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