Schauspieler Erol Sander spricht im Interview über seinen persönlichen Reiseführer "Nice to meet you, Istanbul", die Vorfreude auf die Geburt seiner Tochter, "Let's Dance" und 14 Jahre "Mordkommission Istanbul".
Mit seinem persönlichen Reiseführer "Nice to meet you, Istanbul!" hat
Unsere Redaktion hat von dem 55-Jährigen im Interview erfahren, wie man Istanbul in "vier Tagen plus" entdecken kann und wer den "echten" Döner erfunden hat. Zudem spricht Sander über die ARD-Krimireihe "Mordkommission Istanbul", die Vorfreude auf die Geburt seiner Tochter sowie die aktuelle Staffel von "Let's Dance".
Herr Sander, Sie nehmen die Leser und Leserinnen in Ihrem neuen Buch mit auf eine Entdeckungstour ins Herz der Stadt Istanbul. Haben Sie Ihre Geburtsstadt mit all ihren Facetten erst in den vergangenen Jahren so richtig kennenlernen dürfen?
Erol Sander: Geboren wurde ich in Istanbul-Üsküdar, also auf der asiatischen Seite. Der Stadtteil liegt aber inmitten der Metropole. Mit meinen 55 Jahren habe ich mittlerweile viele Erfahrungen sammeln und viel entdecken dürfen. 14 Jahre "Mordkommission Istanbul" haben natürlich auch einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich geheimnisvolle Ecken kennenlernen konnte, die ich zuvor nie gesehen hatte. Wir wollten die Zuschauer schließlich immer wieder überraschen und zum Staunen bringen, sodass wir in all den Jahren viele verschiedene Orte aufgesucht haben. Auch für mich waren das sehr prägende Jahre und Momente.
Ist der Plan, die TV-Zuschauer nachhaltig zum Staunen zu bringen, denn aufgegangen? Werden Sie noch heute häufig auf die ARD-Krimiserie angesprochen?
Tatsächlich treffe ich immer wieder überall Menschen, die mir bekunden, wie gut sie die Reihe finden. Auch im Flieger habe ich schon oft Menschen getroffen, die mir gesagt haben, dass sie nur meinetwegen beziehungsweise wegen der "Mordkommission Istanbul" dorthin fliegen. Das macht einen natürlich glücklich. Man möchte dem Publikum auch etwas zurückgeben und sich für die Treue und Quoten in all den Jahren bedanken. Also habe ich mir überlegt, einen Reiseführer zu schreiben, mit dem die Leser und Leserinnen Istanbul entweder per Kurztrip in "vier Tagen plus" oder aber auch über einen längeren Zeitraum entdecken können – garniert mit privaten Einblicken.
Istanbul in "vier Tagen plus": So kann es gehen!
Reichen vier Tage tatsächlich aus, um die Vorzüge dieser Metropole kennenzulernen?
In einer Stadt mit fast 22 Millionen Einwohnern ist das zwar nicht einfach, doch mit meinem Guide kann man es sogar recht gemütlich schaffen. Es steht natürlich jedem frei, länger zu bleiben, um noch tiefer mit dem Reiseleiter in die Geschichte dieser 2.700 Jahre alten Stadt einzutauchen. Wenn man zwischendurch Erholung braucht, empfehle ich in meinem Buch einen Aufenthalt auf den Prinzeninseln, südöstlich des Bosporus gelegen.
An welche Orte entführen Sie Ihre Leser und Leserinnen?
Nur an die Plätze und geheimnisvollen Ecken, die ich kenne und liebe – auch in kulinarischer Hinsicht. Dabei war es mir wichtig, den Menschen Reise-Tipps an die Hand zu geben, die für jeden auch bezahlbar sind. Einer meiner Lieblingsplätze befindet sich an der Strandpromenade zwischen Harem und Üsküdar: Wenn man von dort aus in Richtung Goldenes Horn in den Sonnenuntergang blickt, ist das ein magischer Moment, den man nie vergessen wird. Es ist ein persönlicher Reiseführer, ehrlich und intensiv – verbunden mit dem großen, kulturellen Programm.
Besuchen Sie Ihre Geburtsstadt heute noch genauso häufig wie zu Zeiten der Dreharbeiten von "Mordkommission Istanbul"?
Genauso häufig nicht, aber ich bin schon noch ab und zu vor Ort. Ich bin ein absoluter Gourmet und liebe es, zu essen. Es gibt diese Momente, in denen ich unbedingt die türkische Küche genießen möchte. Dazu gehört tatsächlich auch der Döner. Den Erfinder dieses "echten" Döners stelle ich in meinem Buch vor. Das Restaurant "Iskenderoglu", das sich als "Wiege des Döners" rühmen kann, befindet sich in Kadiköy und existiert seit über 100 Jahren. Es ist wirklich einzigartig. Ich esse mittlerweile zwar nur noch wenig Fleisch, aber dieser Döner schmeckt einfach unglaublich gut.
Woher der "echte" Döner kommt
Wie viel hat der Döner, den wir hierzulande konsumieren, eigentlich mit dem "echten" Döner gemein?
Das Original ist der "Iskender Kebap". Dieser Spieß, der sich um sich selbst dreht, wurde ursprünglich von der Familie Iskenderoglu erfunden. Zuerst lag das Fleisch waagerecht auf dem Feuer, ehe Mehmet Iskender erkannt hat, dass der Saft des Fleisches auf dem Feuer verdampft. Aus diesem Grund hat er es irgendwann senkrecht auf eine Schale gelegt, um die Flüssigkeit aufzufangen. Diesen originalen "Iskender Kebap" kann man natürlich auch in Deutschland zu sich nehmen – aber sicherlich nicht in der Qualität, wie ihn der genannte Familienbetrieb über Generationen hinweg zubereitet.
Was empfinden Sie, wenn Sie in Istanbul ankommen und was unterscheidet diese Stadt von anderen Metropolen dieser Welt?
Es sind die Gerüche und die Menschen, die dieser Stadt eine ganz besondere, unvergleichliche Atmosphäre geben. Wenn man auf dem Goldenen Horn steht, blickt man auf fast 3.000 Jahre Stadtgeschichte hinunter. Das ist sehr mächtig. Und trotz dieser Energie, die Istanbul ausmacht, kann man immer wieder zur Ruhe kommen, wenn man zum Beispiel aufs Meer hinausblickt.
Fortsetzung von "Mordkommission Istanbul"?
Können Sie in Istanbul – abgesehen von den Touristen, die Sie ansprechen – besser entspannen und eher privat sein als in Deutschland? Oder kennt man den Mehmet Özakin aus "Mordkommission Istanbul" auch in der Türkei?
Ein paar Leute erkennen mich schon, da "Sinan Toprak ist der Unbestechliche" auf einem türkischen Sender ausgestrahlt wurde. Das liegt inzwischen aber rund 25 Jahre zurück. "Mordkommission Istanbul" wurde in der Türkei allerdings nie gezeigt. Ich glaube, dass mich die Spanier eher kennen als die Türken, denn dort lief die Serie wiederum (lacht). Ich kann in Istanbul also noch anonym herumlaufen – und das ist auch gut so.
Die politische Lage ließ es irgendwann nicht mehr zu, regelmäßig in Istanbul zu drehen – daher wurde die beliebte Serie eingestellt. Ärgern Sie sich manchmal, dass es vorbei ist?
Nein, wir haben wirklich 23 sehr erfolgreiche Folgen in Istanbul gedreht. Man weiß ja nie, was noch passieren kann. Vielleicht machen wir es ja nochmal. So oder so blicke ich auf eine schöne Zeit zurück – eben auch, weil ich meine Geburtsstadt noch besser kennenlernen durfte. Ich kann mich nicht beklagen und bin davon überzeugt, dass die ARD und die Degeto (Deutsche Gesellschaft für Ton und Bild; Anm. d. Red.) schon ganz genau wissen, was sie machen.
In der näheren Zukunft werden Sie vermutlich nicht allzu viel Zeit haben, um zu drehen oder zu verreisen. Sie werden Mitte/Ende April Vater. Fällt es Ihnen leicht, darauf zu verzichten?
Ich habe ja schon sehr viel von dieser Welt gesehen, war bereits in meiner Modelzeit häufig unterwegs. Ich bin ein Familienmensch durch und durch und wollte immer schon viele Kinder haben. Inklusive meiner Stieftochter habe ich mittlerweile drei Kinder. Und in den nächsten Wochen kommt mit Romy das vierte Kind hinzu. Die gesamte Patchwork-Familie freut sich schon riesig. Für uns ist die Gegenwart das Wichtigste, wir genießen den Moment.
Ist das grundsätzlich Ihre Maxime oder nur Ihren aktuellen Lebensumständen geschuldet?
Meiner Meinung nach sollten wir grundsätzlich nicht immer nur in die Zukunft schauen, sondern versuchen, das Hier und Jetzt so positiv wie möglich zu gestalten – so schwierig das aufgrund der momentanen Nachrichtenlage auch ist. Ich hoffe weiterhin, dass wir eines Tages Frieden auf Erden haben werden und verreisen können, wohin wir wollen. Irgendwann wird die Zeit der machtsüchtigen Menschen vorbei sein, daran glaube ich ganz fest. Das Einzige, was zählt, ist doch, dass wir alle die endliche menschliche Zeit so glücklich und gesund wie möglich verbringen können.
Wie wird es für Sie nach dem Buch als Schauspieler weitergehen?
Solange ich keinen Vertrag unterschrieben habe, werde ich nichts sagen. Zumindest aber kann ich andeuten, dass ein, zwei internationale Filme, in denen ich mitspielen soll, angefragt sind.
Erol Sander verfolgt die aktuelle "Let's Dance"-Staffel
Sie haben vor drei Jahren bei "Let's Dance" mitgemacht. Verfolgen Sie die aktuelle Staffel und vor allem die Auftritte Ihrer damaligen Tanzpartnerin Marta Arndt, die im Moment mit Biyon Kattilathu tanzt?
Ja, es ist eine super Show und ich schaue mir das immer gerne an – dann auch wirklich alle Auftritte. In erster Linie verfolge ich allerdings die Auftritte von Mark Keller, der ein sehr guter Freund von mir ist. Er ist ja auch noch im Rennen und macht seine Sache wirklich gut. Es mögen die Besten gewinnen.
Schwingen Sie eigentlich heute noch Ihr Tanzbein?
Herr Llambi hat ja sinngemäß gesagt, dass meine Hüfte den Schwung nicht mehr drauf hat. Ich fürchte, dass es mit 55 auch nicht mehr besser wird. Ich schaue lieber zu und genieße das Leben (lacht).
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