Die Filme der "Fack ju Göhte"-Reihe gehören zu den erfolgreichsten deutschen Produktionen. So erfolgreich, dass eine der beliebtesten Figuren nun ein eigenes Spin-off bekommt.

Ein Interview

Mit Sprüchen weit unter der Gürtellinie begeisterten Elyas M’Barek als unkonventioneller Lehrer und seine chaotischen Schützlinge in drei Filmen ein Millionenpublikum. Besonders die von Jella Haase dargestellte, prollige Chantal Ackermann eroberte die Herzen der Fans. Sieben Jahre nach dem letzten Teil gönnt Regisseur Bora Dagtekin mit "Chantal im Märchenland" der Göre mit dem Herz am richtigen Fleck ein Spin-off. Klar, dass auch ihre BFF Zeynep (Gizem Emre) mit von der Partie ist.

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"Chantal im Märchenland"
Zeynep (Gizem Emre, l.) und Chantal (Jella Haase) in einer Szene des Films "Chantal im Märchenland". © dpa / Gordon Timpen/Constantin Film/dpa

Doch während Zeynep sich langsam dem Ernst des Lebens beugt und nach einem Ausbildungsplatz sucht, träumt Chantal weiter vom Durchbruch als Influencerin. Durch einen magischen Spiegel werden sie in eine Welt gezogen, deren Regeln sich die beiden nicht im Traum unterwerfen wollen.

Mit gewohnt großer Klappe machen sich die Freundinnen auf, in der Märchenwelt alles auf den Kopf zu stellen und auf ihre ganz eigene Art das Patriarchat zu bekämpfen. Am Ende finden sie dann auch etwas, das viel wertvoller ist als das Herz eines Prinzen.

Im Interview erzählen Jella Haase und Gizem Emre, wie es war, nach sieben Jahren noch einmal in die Kultrollen zu schlüpfen und ob Chantal & Co. für die Kids heutzutage überhaupt noch relevant sind.

Seinem Publikum eine zutiefst menschliche Botschaft über Toleranz, Selbstliebe, Feminismus zu vermitteln, ohne, dass es genervt ist, sondern vor Lachen (oder Fremdscham, wenn man älter als 30 ist) auf dem Boden liegt - das gelingt wirklich nicht jedem ...

Jella Haase: Bora Dagtekin (der Regisseur, Anm.d.Red.) legt das einfach so vor. Ich bin auch mit seinen Filmen oder der Serie "Türkisch für Anfänger" groß geworden. Darin hat er schon ganz früh eine Diversität dargestellt, schon bevor es "woke" war. Und er macht das immer ziemlich gut. Vielleicht ist genau das sein Geheimnis: Dass er mit dem Stinkefinger und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger die Message transportiert. Das ist dann genau das, was die Jugend anspricht. Und wie gesagt, auch ich bin damit groß geworden und fand es damals schon total befreiend und witzig - weil es einfach auch derbe und nicht politisch korrekt war und ist.

Jella Haase: "Wir fragen uns ständig: Kann man das wirklich bringen?"

Ein Rezept, das sich auch für "Chantal" bewähren soll?

Jella Haase: Wir haben versucht, den Humor weiterzuentwickeln. Es ist ein anderer Ton als in "Fack ju Göhte" - allein dadurch, dass zwei Frauen die Hauptfiguren sind. Dadurch sind gewisse Dinge schon anders gesetzt. Es ist immer ein Austarieren, bei dem wir uns fragen: 'Wie weit kann man gehen? Können wir das so machen? Kann man das wirklich bringen?' Das ist einfach ein Prozess, bei dem man sich immer wieder hinterfragen muss und der nicht auf die leichte Schulter genommen wird.

Der letzte "Fack ju Göhte"-Film erschien vor sieben Jahren. Wann entstand denn die Idee zum Spin-off?

Jella Haase: 2021 traf ich mich mit Bora und er erzählte mir von seinen Plänen. Da gab's noch ein paar andere Ideen, aber diese ist es dann letztendlich geworden.

"Fack ju Göhte" läuft auf den Streaming-Plattformen rauf und runter.

Gizem Emre

Für Jugendliche sind sieben Jahre eine verdammt lange Zeit, da ändert sich so viel, nicht zuletzt man selbst. Hattet ihr Befürchtungen, dass die alten Fans weg sind und den Kids heute Chantal und Zeynep komplett egal sind?

Jella Haase: Die meisten jungen Menschen, denen ich begegne, freuen sich voll auf den Film. Ich frage meist nicht, ob sie "Fack ju Göhte" gesehen haben oder "Chantal" erst neu kennenlernen. Manchmal wundert es mich aber auch und ich denke: 'Ihr seid doch noch so jung! Woher kennt ihr diese Filme?'

Gizem Emre: Man muss aber auch dazu sagen, dass "Fack ju Göhte" auf den Streaming-Plattformen rauf und runter läuft und auch immer wieder im Free-TV gezeigt wird. Man kann dem nicht entkommen und ich hab das Gefühl, die meisten kennen die Filme und die Figuren ziemlich gut.

Es war ein Befreiungsschlag, diese Figur, die ich wirklich liebe, noch einmal zu spielen.

Jella Haase

War es eine schwierige Entscheidung, noch einmal in die Rolle zu schlüpfen? Nicht wenige Menschen stecken Schauspielerinnen und Schauspieler ja gerne in eine Schublade und lassen sie nie wieder raus.

Jella Haase: Für mich ist es tatsächlich eher andersrum: Es war ein Befreiungsschlag, diese Figur, die ich wirklich liebe, noch einmal zu spielen. Sie ist einfach ein Punk, eine Pippi Langstrumpf. Die zu nehmen, in einen feministischen Kontext zu setzen, sie dann zur Heldin avancieren zu lassen und auf ganz spielerische Art und Weise so viele Themen unterzubringen – das war für mich wirklich ein Geschenk. Ich hab mich total gefreut und ich hatte große Lust darauf. Es hat auch wirklich Spaß gemacht, diesen Märchenkontext zu brechen. Aber auch im Hinblick auf die tollen Kostüme oder das Szenenbild. Ich hab' einfach von Anfang fest daran geglaubt.

Jetzt muss natürlich doch noch die Frage kommen: Habt ihr als kleine Kinder vom Prinzessinnen-Dasein geträumt?

Gizem Emre: Ich bin nicht mit klassischen Märchen aufgewachsen. Vielleicht kann ich mich auch nicht mehr so dran erinnern. Ich könnte kein Lieblingsmärchen aufzählen. Aber da Jella sie gerade schon erwähnt hat: Pippi Langstrumpf fand ich super cool! Und ich hab auch das Sams gerne geschaut oder etwa Pocahontas. Das waren eher so meine Märchen.

Jella Haase: Ich glaube, wir haben relativ früh unsere eigenen Märchen ersponnen. Ansonsten waren es für mich eher Cornelia Funkes "Die wilden Hühner" und weniger klassische Märchen. Ich weiß allerdings nicht, ob meine Eltern mir das bewusst unterschlagen haben, ob ich mich nicht dran erinnern kann oder ob mich andere Figuren von Anfang an mehr interessiert haben.

Über die Gesprächspartnerinnen

  • Jella Haase und Gizem Emre sind deutsche Schauspielerinnen und wurden einem breiten Publikum vor allem durch die "Fack ju Göhte-Filme bekannt.

Die krasseste aller Prinzessinnen: "Chantal im Märchenland"

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