Ein stimmungsvoller Klosterkrimi mit einer sehr weltlichen Prise Agatha Christie: In "Wunder gibt es immer wieder" mischen sich die Münchner "Tatort"-Kommissare Batic und Leitmayr unter nervöse Nonnen.
Nonnen sind auch nur Frauen mit Ex-Männern, einem Aktienportfolio und zweifelhaften Kochkünsten: Dass der neue "Tatort" aus München, der dieses Mal gar nicht in München spielt, mit Klischees arbeitet, kann man ihm wirklich nicht vorwerfen.
Überhaupt kann man "Wunder gibt es immer wieder" recht wenig vorwerfen: Unter der Regie von Maris Pfeiffer ("SCHULD nach Ferdinand von Schirach") ist der neue Fall für Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ein unterhaltsamer Klosterkrimi, der seinen Handlungsort höchst wirkungsvoll nutzt – für stimmungsvolle Bilder, weihevolle Klänge, angenehmen Grusel, etwas spirituelle Lebensweisheit und viele flotte Sprüche. Vielleicht zu viele: Wenn etwas nervt, dann nur die dick aufgetragene Taktlosigkeit, mit der besonders der Lebemann
"Tatort" aus München: Das Opfer wurde vergiftet und verprügelt
Andererseits hat er ja recht mit seinem Misstrauen. Schließlich ist der langjährige Wirtschaftsprüfer des (fiktiven) Klosters Dannerberg tot. Auf der Rückfahrt im Zug nach München einfach nicht mehr aufgewacht. Bald stellt sich heraus: Er wurde vergiftet. Und zuvor noch verprügelt. Dass die Nonnen so feste zuschlagen können, glaubt nicht einmal Leitmayr, und so konzentriert sich der Verdacht auf den schweigsamen Hausmeister des Klosters, Friedrich Neubauer (Aurel Manthei).
Allerdings scheinen auch die Gottesfrauen ziemlich angespannt: Schwester Angela (Ulrike Willenbacher) kümmert sich um die Bücher und hat ein Faible für Aktien – verbirgt sich in den Finanzen des Klosters ein Mordmotiv? Schwester Julia (Christiane Blumhoff) ist für Küche und Kräutertee zuständig – hat sie vielleicht das Gift gebrüht, das zum Tode führte? Die Nervosität der Novizin Antonia (Maresi Riegner) – ist das die Fahrigkeit der Jugend oder weiß sie mehr, als ihre knappen Antworten zugeben? Und Priorin Barbara (Corinna Harfouch), die stets so freundlich lächelt und die erhebenden Hymnen ihrer Schwestern leitet – was verschweigt sie, wenn sie nicht singt?
Und dann sind da außer Leitmayr und
Im Kloster leben keine Heiligen
Batic und Leitmayr beschließen, zum Zwecke gründlicher Investigation zwei Zellen des Klosters zu beziehen. Schließlich ist es in wunderschöner Landschaft gelegen, inmitten saftiger Wiesen des sonnigen Voralpenlandes. Die Blumen blühen, die Vögel zwitschern, und im Hintergrund erheben sich majestätisch die Berge.
Ein wenig Ruhe und Besinnlichkeit zwischen ehrwürdigen Klostermauern hat noch keinem Münchner geschadet. Zum stillen Abendmahl wird aus der Bibel vorgelesen, nach dem Essen gibt es einen Kräutertee für Batic und einen Schnaps für Leitmayr. Eine heitere Sommerkomödie scheint das zu werden – bis die Dunkelheit hereinbricht. Nachts hat die friedliche Erbaulichkeit ein Ende. Batic wird von Albträumen gequält, die hölzernen Madonnen starren bedrohlich, in den Klostergängen wispert und flüstert es. Vor dem Unsegen gibt kein Entrinnen, schon gar nicht an diesem Ort.
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Gekonnt fügen die Drehbuchautoren Alex Buresch und Matthias Pacht der Idylle einen Riss nach dem anderen zu. In charmanter Agatha-Christie-Manier scheint sich der Kreis der Klostermauern immer enger um die Verdächtigen zu schließen. Denn die Skepsis der Kommissare gegenüber der kontemplativen Gemeinschaft erweist sich als berechtigt: Schließlich sind es keine Heiligen, die hier leben – ein bisschen erinnert dieses Nonnenkloster auch an die Welt der Mädcheninternatsromane, mit sehr weltlichen Dramen und Problemen. Und sehr entschlossenen Frauen, die bereit sind, ihre Lebensform und ihren Lebensraum mit allen Mitteln zu verteidigen. Aber die Sünden, die hier begangen werden, sind ungleich folgenschwerer.
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