Berlin - Wird es dieses Jahr wieder mehr um die Filme und die Stars auf dem roten Teppich als um die Politik gehen? Momentan überwiegt bei Tricia Tuttle die "freudige Aufregung". Dabei hat die neue Berlinale-Chefin nicht unbedingt den leichtesten Start.
Ihre erste Ausgabe als Intendantin ist gleichzeitig eine Jubiläumsausgabe (75 Jahre). Die umstrittene Abschlussgala in diesem Februar hallt nach. Dazu fällt die Berlinale, die als politischstes der weltgrößten Filmfestivals gilt, zwischen dem 13. und 23. Februar mitten in die heiße Phase des Wahlkampfs.
"Letztes Jahr war es trotz einiger Herausforderungen am Ende sehr erfolgreich, vor allem beim Publikum", sagt Tuttle der Deutschen Presse-Agentur. Daran wolle sie anknüpfen. Was ist schon bekannt?
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Tuttle hält sich bedeckt. "Ich kann noch nichts über das Programm sagen. Geheimnisse lüften wir bei der Pressekonferenz im Januar." Dann werden auch die Wettbewerbsfilme verkündet.
Einige prominente Namen hat die Berlinale schon bekanntgegeben. Die schottische Schauspielerin
In der deutsch-französischen Produktion übernehmen Schauspieler Lars Eidinger und Nicolette Krebitz die Hauptrollen. "Wir wollten nicht mit einem "deutschen Film" eröffnen, sondern mit einem sehr internationalen Beitrag aus Deutschland", sagt Tuttle.
Programm: Berlinale-Reihe fällt weg, eine andere kommt dazu
Die US-Amerikanerin hat die Berlinale-Reihe "Encounters" für experimentelle und wagemutige Produktionen gestrichen - und dafür eine neue ins Leben gerufen. Mit der Sektion "Perspectives" will sie internationalen Regiedebüts mehr Raum geben.
Zudem will sie ein größeres Schlaglicht auf deutsche Filmemacher werfen. "Wir sind ein internationales Festival in Deutschland, also ist es wichtig, dass wir Filme aus der ganzen Welt hier ins Land bringen. Aber in gewisser Weise ist der deutsche Film ein Ausgangspunkt für uns."
Es wurden insgesamt rund 8000 Filme eingereicht - ungefähr so viele wie im Vorjahr. Bislang habe sie schätzungsweise 200 gesichtet, einige ihrer Programmer um die 500 oder 600, sagt Tuttle.
Heißes Eisen: Umstrittene Abschlussgala
Bei der Abschlussgala der Berlinale im Februar war in Statements die Rede von Apartheid im Zusammenhang mit der Situation in den von Israel besetzten Gebieten und von Völkermord mit Blick auf das Vorgehen der Armee in Gaza. Es hagelte Kritik bis hin zu Vorwürfen von Israelhass und Antisemitismus. Mit dem Team habe sie "jedes Detail" der Preisverleihung und anderer Vorkommnisse evaluiert und Lehren gezogen, sagte die Intendantin.
Ein Aspekt sei etwa die Sicherheit - auch digital mit Blick auf einen gehackten Instagram-Account einer Berlinale-Reihe im Februar. "Dieser Fall wurde von der Polizei untersucht, und wir haben unsere Zugänge und Kommunikationswege neu organisiert."
Zudem sei man im Austausch mit den Behörden und passe das Sicherheitskonzept in Räumen vor Ort entsprechend an. Dem "Guardian" sagte Tuttle, die Debatte in Deutschland über den Gaza-Krieg führe zu Verunsicherung unter Filmschaffenden. Sie habe mit Künstlern gesprochen, die sich fragten, ob sie kommen wollen.
Politik: Umgang mit der AfD?
Für Aufruhr hatte auch eine Debatte um die Ein- und Ausladung mehrerer AfD-Politiker zur Eröffnungsgala gesorgt. Nach Kritik hatte die Berlinale die Parteivertreter ausgeschlossen. Wie geht sie jetzt damit um?
Tuttle sagt, es kämen viele Listen mit Empfehlungen von politischen Interessenvertretern, Partnern und Sponsoren an. "Wen wir dann einladen und wen nicht, liegt aber in unserer Verantwortung." Diese Vorschläge lägen bisher nicht vor. Gästevorschläge bewerte man nach eigenen Kriterien.
"Wir stehen ganz klar und unverhandelbar gegen Diskriminierung und gegen jede Fremdenfeindlichkeit. Wir wollen ein integrativer Ort sein. Wenn wir also darüber nachdenken, wen wir einladen und wem wir unsere Gastfreundschaft gewähren, wird das Teil unserer Bewertung sein", so die Festivalchefin.
Preise: So viel kosten die Tickets
Die Ticketpreise sollen weitestgehend gleich bleiben im Vergleich zur vergangenen Ausgabe. Die großen Premieren der Filme im Berlinale Palast werden aber etwas teurer. Dort ist eine Erhöhung um zwei Euro pro Ticket geplant. Damit sollen Kostensteigerungen etwas gedeckt werden.
2024 hatten die Karten im Berlinale Palast am Potsdamer Platz 18 Euro gekostet. Für reguläre Vorstellungen lagen sie bei 15 Euro. Nach wie vor gebe es einige Rabatte für bestimmte Gruppen. © Deutsche Presse-Agentur
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