Mit einem Preisgeld ist diese Auszeichnung zwar nicht verbunden - doch der Grimme-Preis ist trotzdem die wohl begehrteste Auszeichnung im deutschen (Pop-)Kultur-Betrieb. Mit ihm werden Produktionen ausgezeichnet, die von einer Jury als besonders hochwertig angesehen werden. In diesem Jahr punkteten vor allem Shows der privaten Sender und der Streamingdienste.
Privatfernsehen auf dem Vormarsch: Bei den diesjährigen Grimme-Preisen gehen 5 der insgesamt 16 Auszeichnungen an Produktionen privater Anbieter.
Streamingriese Netflix erhält Preise für die Serien "How To Sell Drugs Online (Fast)" und "Skylines". Für den Thriller "Der Pass" geht eine Auszeichnung an Sky. Bei ProSieben läuft das prämierte Unterhaltungsformat "Joko & Klaas LIVE - 15 Minuten". Preiswürdig hielten die Juroren des Grimme-Instituts erstmals eine Datingshow - für homosexuelle Männer: "Prince Charming" lief beim Streamingdienst TVNOW aus der RTL-Gruppe.
2019 waren drei Preise an die Privaten gegangen. Insgesamt gab es diesmal mehr als 850 Vorschläge, wie das Grimme-Institut am Dienstag in Essen mitteilte.
In den Produktionen spiegelten sich die beherrschenden Themen des Jahres 2019 wider, wie etwa die Diskussionen um den Klimawandel, die Debatten um die Seenotrettung sowie den wachsenden Rechtspopulismus, sagte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach.
Kategorienübergreifend hätten Produktionen überzeugt, "die auch uns als Publikum nicht gleichgültig zurücklassen, die Produktionen, die sich positionieren für eine offene, pluralistische Gesellschaft", so Gerlach weiter.
Grimme-Preis für Georg Restle und "Monitor"
In dem Zusammenhang wird auch ein Grimme-Preis vergeben: Für eine "Besondere Journalistische Leistung" erhält der Journalist Georg Restle stellvertretend für die Redaktion von "Monitor" (WDR) den Preis "für die kontinuierliche und haltungsstarke Berichterstattung über Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus".
Um das Leben und den Alltag unterschiedlicher Menschen in Europa geht es in dem ausgezeichneten Episodenfilm "The Love Europe Project" (ZDF/Arte). Die Produktion setze ein Zeichen für die Verbundenheit und Zukunft Europas in Zeiten der EU-Kritik und des Brexit, so die Jury.
Einen Grimme-Preis gibt es auch für die deutsch-französische Serie "Eden" (SWR/Arte), die Schicksale von Migranten in Europa aufgreift. Auch der Dokumentarfilm "Dark Eden" (ZDF/3sat), der die Umweltauswirkungen der Ölgewinnung in Kanada beschreibt, erhält einen Preis.
Comedian Kurt Krömer ausgezeichnet
Ausgezeichnet fand die Jury der Kategorie Unterhaltung neben "Joko & Klaas LIVE" und "Prince Charming" auch die Talkshow "Chez
"Wer zu Kurt Krömer in die Show kommt, kann sich niemals sicher sein. Ob Freund oder Feind - Krömer zerlegt sie alle im Kreuzverhör und entlässt sie erst nach einer halben Stunde als sehr durchsichtige Wesen aus der Talk-Haft."
Im Wettbewerb Kinder & Jugend geht ein Preis an Bürger Lars Dietrich und Marti Fischer für ihre herausragenden Doppel-Moderationen in der Musik-Comedy-Show "Leider laut" (ZDF).
"Egal, was das Duo miteinander und mit seinen Gästen präsentiert - es ist hochgradig ansteckend und unterhält Zuschauende aller Altersklassen auf eine ganz besonders inspirierende Art und Weise", erklärte die Jury. Die musikalische Begeisterung werde durch den Bildschirm greifbar.
Preise werden Ende März in Marl verliehen
Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV) geht in diesem Jahr an den Regisseur und Autor Heinrich Breloer (78, "Brecht", "Todesspiel"). Gewürdigt werde damit der "profilierteste Autor und Regisseur des Doku-Dramas".
Der undotierte Grimme-Preis zeichnet in mehreren Kategorien Fernsehsendungen und -leistungen des vergangenen Fernsehjahres aus, die als vorbildlich bewertet wurden. Er gilt als einer der wichtigsten Preise für Qualitätsfernsehen in Deutschland. Die Preise sollen am 27. März im nordrhein-westfälischen Marl verliehen werden - zum 56. Mal.
Stifter des Preises ist der Deutsche Volkshochschul-Verband. Zur Verleihung in Marl wird auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer als Verbandspräsidentin erwartet. (dh/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.