Vom Dauerverlierer zum WWE-Champion: Jinder Mahal legte in der Wrestling-Liga einen kometenhaften Aufstieg hin. Im Interview mit unserer Redaktion verrät der 31-Jährige, wie das passieren konnte und wie es ist, den bösen Inder zu spielen – obwohl er eigentlich Kanadier ist.

Ein Interview
von Andreas Maciejewski

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Seit Mai 2017 ist Jinder Mahal Schwergewichtschampion in der WWE (World Wrestling Entertainment). Doch dieser Erfolg kam selbst für Fans der Showkampf-Liga völlig überraschend. Schließlich setzte ihn die WWE zuvor lediglich als sogenannten "Jobber" ein – ein Wrestler, der nahezu jedes Match verliert.

Wer rechnete schon damit, dass aus dem einstigen Fallobst plötzlich das Aushängeschild des Kaders "Smackdown" werden würde?

Beim "WWE SummerSlam 2017" in der Nacht von Sonntag auf Montag (MESZ) verteidigt Mahal seinen Titel gegen den Japaner Shinsuke Nakamura.

Wir haben Mahal zuvor in New York zum Interview getroffen.

Jinder Mahal, in den WWE-Shows treten Sie als Inder auf, obwohl Sie Kanadier sind. Sie sagen auch immer, dass Sie das indische Volk ansprechen wollen, sprechen dann aber Punjabi, was nur in einem kleinen Teil Indiens gesprochen wird. Warum ist ihr Wrestling-Charakter voller Widersprüche?

Jinder Mahal: Das ist kein Widerspruch. Ich bin Indo-Kanadier und repräsentiere beide Kulturen. USA und Kanada sind schließlich Schmelztiegel, Menschen aus aller Welt leben hier. Es gibt auch Deutsche, die in Kanada leben. Trotzdem sind sie immer noch Deutsche und sprechen Deutsch.

Und was ist mit der Sprache Punjabi?

Wenn ich zu meinen Leuten in meiner Sprache spreche, haben Sie gefälligst nichts zu verstehen. (lacht)

Werden Sie als gebürtiger Kanadier von den Indern als Champion des Volkes aufgenommen?

Die meisten freuen sich darüber und sind stolz. Natürlich gibt es auch Kritiker, genauso ist es aber in den USA. Hier wird der amerikanische Held John Cena ebenfalls von vielen ausgebuht.

Viele Kritiker sagen: Sie zum Champion zu machen, war lediglich eine Entscheidung der WWE, um den indischen Markt zu erobern. Was sagen Sie dazu?

Indien war schon immer ein großer Teil der WWE. Auch, als ich 2011 mein Debüt hier gegeben habe. "The Great Khali" war damals schon in der WWE und hat sie in Indien populär gemacht.

Ich wurde auch nicht zum Champion gemacht. Ich habe mir die Möglichkeit durch harte Arbeit verdient und es innerhalb und außerhalb des Ringes bewiesen.

"The Great Khali" feierte vor Kurzem sein überraschendes Comeback in der WWE, trat aber seitdem nicht mehr auf. Kommt er nochmal zurück?

"The Great Khali" steht immer auf Abruf bereit. Sollte ich mal Hilfe brauchen, um meinen Titel zu verteidigen, ist er da.

2014 wurden Sie entlassen, 2016 wieder eingestellt. Sie wurden dann aber meist nur als "Jobber" eingesetzt. Und plötzlich waren Sie ein paar Wochen später WWE-Champion. Ging das Ganze nicht zu schnell?

Nein, ich war auf diese Möglichkeit vorbereitet. Erfolg stellt sich ein, wenn eine Möglichkeit und gute Vorbereitung aufeinandertreffen. Sie haben mir nicht gesagt: "Hey, du hast jetzt drei Monate Zeit, dich darauf vorzubereiten". Nein.

Ich habe eine zweite Chance in der WWE bekommen. Als ich vom Kader "Raw" zu "Smackdown" gewechselt bin, wusste ich, dass das ein Neuanfang ist.

Ihr erstes Match bei "Smackdown" haben Sie aber gleich verloren …

Ja, aber nur weil Rob [Anm. d. Red.: Der NFL-Footballstar Rob Gronkowski] am Ring saß und mich abgelenkt hat. Dasselbe passierte bei "WrestleMania 33". Nur wegen ihm habe ich die "André the Giant Battle Royal" nicht gewonnen.

Nun haben Sie den höchsten Titel in der WWE gewonnen. Brauchen Sie überhaupt noch Ratschläge rund ums Wrestling und wenn ja, von wem?

Unser Glück ist, dass wir in unserer Firma jede Menge Legenden haben, die uns weiterhelfen können. Sei es Arn Anderson, Fit Finlay oder William Regal. Nun gehe ich zuerst zum WWE-Boss Vince McMahon, unsere Beziehung zueinander ist wirklich großartig.

Vor ein paar Jahren hätte ich das nicht gemacht. Schlicht und einfach, weil ich von ihm eingeschüchtert war. Jetzt kenne ich ihn und weiß, dass er mir den Erfolg wünscht. Denn wenn ich erfolgreich bin, ist die WWE erfolgreich. Wenn irgendein WWE-Superstar Erfolg hat, ist auch die WWE erfolgreich.

Vince hilft uns. Er ist einer der schlausten Köpfe des Wrestling-Geschäfts und hat ein globales Phänomen aufgebaut. Aus dem Nichts. Er macht das, was am besten für seine Firma ist.

Unser Redakteur Andreas Maciejewski ist in New York vor Ort und berichtet alles rund um den "SummerSlam". Er berichtet über seine Reise auch auf Twitter und auf Facebook.

Der "SummerSlam" ist in Deutschland entweder über das WWE Network zu sehen oder über Sky Select.

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