• Mit 15 wurde sie in den USA zum Star, am 8. März feiert Schlagersängerin Peggy March ihren 75. Geburtstag.
  • Zudem erscheint ihre Autobiografie "I Will Follow Me" – in Anlehnung an ihren weltbekannten Song "I Will Follow Him".
  • Im Interview spricht Peggy March über starke Frauen und erklärt passend zum Weltfrauentag, warum sie bereits in jungen Jahren Feministin war, ohne es zu wissen.
Ein Interview

Frau March, da haben Sie Ihre Liebsten aber vor eine schwierige Herausforderung gestellt: Das beste Geburtstagsgeschenk haben Sie sich mit Ihrer Autobiografie nämlich selbst gemacht. Was kann man Ihnen jetzt noch schenken?

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Peggy March: (lacht) Bitte gar nichts schenken. Mir würde es völlig genügen, wenn sich viele Menschen an meinem Buch "I Will Follow Me" erfreuen. Mehr brauche ich im Moment nicht.

Sie haben das Buch am Tag Ihres 75. Geburtstags in München vorgestellt. Bleibt Ihnen da überhaupt noch Zeit zum Feiern?

Ich habe gut zu tun, das stimmt. Solange mein Stück Prinzregententorte auf einem Teller den Weg zu mir findet, bin ich aber wunschlos glücklich.

"I Will Follow Me" heißt das Buch in Anlehnung an Ihren großen Welterfolg "I Will Follow Him", den Sie bereits mit 15 Jahren feierten. Sind Sie ein typisches Beispiel für jemanden, der über Nacht zum Star wurde?

Auf eine gewisse Art und Weise schon. Und man darf nicht vergessen, dass ich noch sehr jung war. Es lief bei mir also genau umgekehrt: Ich habe die große Arbeit nicht vorher, sondern erst nachher gemacht. Natürlich hatte ich großes Glück, dass ich so früh "berühmt" wurde. Dafür bin ich sehr dankbar, aber ich habe auch schwer gearbeitet.

In Ihrer Autobiografie gehen Sie über Ihre musikalische Karriere hinaus. Was möchten Sie Ihren Leserinnen und Lesern mit "I Will Follow Me" sagen?

In dem Buch wird deutlich, dass ich sicherlich kein klassisches Leben geführt habe. Ich musste oft stark sein und früh Entscheidungen treffen. Am Anfang hielt ich mich aber eher für schwach und dachte, dass ich immer jemanden an meiner Seite haben müsste. Deshalb empfand ich starke Frauen immer als bewundernswert. Es war mir wichtig, solche Frauen um mich zu haben. Natürlich hatte ich auch einen starken Mann, aber mir haben eben auch viele starke Frauen dabei geholfen, selbst stark zu werden. Heute weiß ich auch, dass es richtig ist, auf sein Bauchgefühl zu hören. Das möchte ich meinen Leserinnen und Lesern anhand meiner Erfahrungen mitgeben.

Dann passt es ja ins Bild, dass Ihr Geburtstag am 8. März auf den Weltfrauentag fällt …

Ja, genau, wobei mir das eine lange Zeit nicht einmal bewusst war. Erst in den 70er-Jahren bekam ich das mit. Aber bis heute denke ich: Wie schön ist es, dass dieser Internationale Frauentag auf meinen Geburtstag fällt. Es ist wichtig, dass es diesen Tag gibt – wir sollten allen Frauen gratulieren.

Sie schreiben in Ihrem Buch: "Ich war eine Feministin, ohne es zu wissen." Wie genau meinen Sie das?

Mir war es schon als Kind wichtig, weiblich zu sein. Ich hatte zum Beispiel Cousinen, die lieber Jungs sein wollten – vielleicht auch, um mehr Macht ausüben zu können. Ich weiß es nicht. Damals war mir aber nicht bewusst, dass man auch als Frau sehr stark sein kann. Es waren andere Zeiten. Dennoch wusste ich, dass ich unbedingt Frau sein und für andere Frauen Entscheidungen treffen wollte. Das war mir wichtig. Woher das kam, weiß ich nicht. Wenn man diese Denkweise aber übersetzt, dann ist es die einer Feministin. Und ich denke heute immer noch so.

Haben Sie ein konkretes Beispiel aus der damaligen Zeit?

Ja. Als ich in den 60er-Jahren zum ersten Mal nach Deutschland kam, sah ich in einer Sendung eine Kamerafrau. Das hatte ich zuvor noch nie gesehen. Mich machte das unglaublich glücklich, denn in Amerika wäre das damals unmöglich gewesen. Dabei gibt es keinen Grund, warum eine Frau nicht hinter der Kamera stehen und ihre Arbeit genauso gut wie ein Mann machen kann. Es kommt langsam Bewegung hinein, das Wort einer Frau hat heute mehr Gewicht. Für meine Tochter, andere junge Frauen und die nächsten Generationen ist es wichtig, dass diese Entwicklung weitergeht.

Warum wurden Sie eigentlich gerade in Deutschland zu einem Publikumsliebling?

Das wirkt vielleicht aus heutiger Sicht so, doch es war nicht nur in Deutschland. Ich stand bei einer internationalen Plattenfirma unter Vertrag, die mich nach ganz Europa und sogar nach Japan schickte. Ich sang in verschiedenen Sprachen und die Platten wurden überall zum Erfolg. Ich liebte es, diese vielen Sprachen lernen und die Welt bereisen zu dürfen. Das wollte ich schon immer. Leicht war es nicht, denn ich war zu dieser Zeit noch ein Teenager und eine Schülerin. Deutschland war eines der Länder, in denen ich blieb, weil es hier immer besser und besser lief.

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Natürlich wurden Sie hierzulande ein Stück weit vereinnahmt. Empfinden Sie es rückblickend dennoch als Kompliment, wenn Fans sagten: "Das ist unsere Peggy!"?

Ich liebe Deutschland bis heute und bin immer noch sehr beeindruckt von der Sympathie, die mir hier entgegengebracht wurde. Deutschland ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Nur im Moment ist hier Winter und das mag ich nicht. Schließlich lebe ich ja in Florida.

Wie sehr haben Sie von "Sister Act" in den 90ern profitiert? Auf einmal schrieb Ihr erster Hit "I Will Follow Him" Filmgeschichte – allerdings in einer Neuinterpretation.

Erst einmal hatte "Sister Act" mit mir direkt eigentlich gar nichts zu tun, dennoch profitierte ich davon. Denn es war die Wiedergeburt dieses Liedes. Viele bekamen dadurch mit, dass ich zum einen immer noch lebe und ich zum anderen die Sängerin war, die diesen Song in Amerika überhaupt erst erfolgreich gemacht hatte. Für mich war es ein Wunder – aber ein sehr schönes. Übrigens: Die "Sister Act"-Filme waren wirklich gut und in beiden Teilen kam "I Will Follow Him" vor.

Haben Sie Whoopi Goldberg, die Hauptdarstellerin der "Sister Act"-Filme, jemals persönlich kennenlernen können?

Nein, leider nicht. Ich war in dieser Zeit zwar in Amerika, aber es kam nie dazu. Zunächst sagte mir "Sister Act" auch gar nichts, bis mich ein guter Freund ins Kino schickte. Er sagte mir, ich müsse mir den Film anschauen, verriet mir aber nicht, warum. Ich folgte seinem Rat und schon nach der ersten Szene wusste ich, warum ich mir den Film ansehen sollte. Ich hörte mein Lied "I Will Follow Him". Auch wenn ich es nicht geschrieben habe, identifiziere ich mich natürlich damit.

In Deutschland ist "Mit 17 hat man noch Träume" einer Ihrer größten Hits. Welche Träume hat man denn noch mit 75?

Das Leben geht weiter und die Träume hören nie auf. Man träumt von Tag zu Tag – sei es von einem Stück Kuchen oder davon, dass man die Zeit findet, einen schönen Film zu schauen. Was ich damit sagen will: Es müssen nicht immer die ganz großen Träume sein, kleine zählen ebenso. Träumen ist wichtig für die Seele und das Leben.

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