30.000 Euro Gage für 30 Minuten Arbeit? Was für den Normalverdiener utopisch klingt, ist bei den Partyschlagersängerinnen und -sängern vom Ballermann auf der Lieblingsinsel der Deutschen Realität. Die Großverdiener auf Mallorca räumen im Bierkönig und im Mega-Park ab.

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Für viele Menschen ist Malle vielleicht nur einmal im Jahr, aber für einen ganzen Geschäftszweig ist jeden Tag Party am Ballermann: Die Partyschlager-Branche macht laut einer dreiteiligen Doku von ZDFinfo eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr. Musikproduzent Matthias Distel etwa, besser bekannt als Malle-Sänger Ikke Hüftgold, tritt 164 Mal pro Jahr auf die Bühne, sein Umsatz liegt bei drei Millionen Euro, wie er in der Doku erzählt.

Für einen einzigen seiner Auftritte kann der 47-Jährige Gagen in Höhe von 20.000 bis 30.000 Euro verlangen - für 45 Minuten. Das sagt Adrian Lotz, Geschäftsführer von "Summerfield Records". Distel ist Chef der Firma.

Mickie Krause und Mia Julia sind Topverdiener der Partyschlager-Szene

Auch Sänger und Entertainer Mickie Krause sowie Partyschlagersängerin und Pornodarstellerin Mia Julia gehören zu den Topverdienern der Partyschlager-Szene. Das sagt Musikproduzent Mike Rötgens von "Xtreme Sound", gerade diese beiden Künstler "können sicher Höchstgagen aufrufen".

Ansonsten habe sich in den vergangenen Jahren sehr viel in der Branche getan: Fand Rötgens früher laut eigener Aussage 2.000 bis 3.000 Euro für einen Auftritt schon viel, "geht es mittlerweile an die 30.000 Euro für eine halbe Stunde". Tendenz noch weiter steigend?

Matthias Distel zeigt sich in der Doku skeptisch. "Der Zenit ist überschritten. Nach dem 'Layla'-Hype hat sich der Markt aufgeblasen, irgendwann geht's wieder runter." Distel ist sich sicher: "Der Markt wird sich bereinigen."

Den "Layla"-Hype haben die Ballermann-Musik-Fans DJ Robin und Schürze zu verdanken. 2023 kam der Song raus und sorgte wegen seiner in den Augen vieler Menschen sexistischen Zeilen für ziemlich viel Aufmerksamkeit, viele Medien berichteten tagelang.

"Ich hab 'n Puff und meine Puffmama heißt Layla", heißt es darin, "sie ist schöner, jünger, geiler, La-La-La-La-La-La-La-Layla". DJ Robin, mit bürgerlichem Namen Robin Leutner, bekam sogar Morddrohungen, wie er in der ZDF-Doku erzählt. Laut Adrian Lotz liegen die Gagen für die Auftritte der beiden zwischen 7.000 und 9.000 Euro (DJ Robin) sowie 6.000 bis 8.000 Euro (Schürze).

Ikke Hüftgold in der Disko Oberbayern auf Mallorca. © IMAGO/nicepix.world/IMAGO

Musikproduzent: "Wichtiger als singen können, ist entertainen können"

Das ist etwas mehr als der Durchschnittswert, den Adrian Lotz als Gage für seine Sängerinnen und Sänger nennt: 2.000 bis 3.000 Euro pro Auftritt - immer abhängig von Tag, Uhrzeit und Veranstaltungsort.

Wer schon länger dabei ist, kann den Wert auch schon mal verdoppeln, wie etwa Isi Glück, die regelmäßig im Mega-Park auf Mallorca auftritt und zwischen 10.000 und 15.000 Euro bekommt. Julian Benz, der zum Beispiel Hits wie "Blauer sucht Frau" singt, kann Gagen in Höhe von 3.000 bis 5.000 Euro aufrufen.

Mike Rötgens bezeichnet die Ballermann-Musik als die "Musik der schweigenden Mehrheit: Jeder kennt's, keiner gibt's zu". Immer wieder kommen auch neue Künstlerinnen und Künstler auf den Markt, so wie etwa Michael Schüler, früher Fußballprofi und bekannt aus Reality-TV-Formaten wie "Are You The One".

Als Micha Schue will er jetzt bei "Xtreme Sound" auch Musik machen und sich seinen großen Traum erfüllen, einmal am Ballermann aufzutreten. "Wichtiger als singen können, ist entertainen können", sagt Rötgens dazu. "Also Spaß rüberbringen. Einen schiefen Ton kann man korrigieren, aber den Spaß kann man nicht in die Musik reinzaubern."

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