Trauer um einen Weltstar: Caterina Valente ist gestorben. Die italienische Sängerin wurde 93 Jahre alt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigt Valente als eine "Künstlerin von Weltklasse".
Als es in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg noch ums Ärmelhochkrempeln und den Wiederaufbau ging, brachte Caterina Valente dem Flair der großen weiten Welt ins enge Wohnzimmer: Die italienische Sängerin mit französischem Pass sang von Paris, Honolulu und der Fiesta Cubana. Nun ist Valente mit 93 Jahren in ihrem Haus in Lugano in der Schweiz gestorben. Die Nachricht wurde auf ihrem Facebook-Profil bekannt gegeben. Auch ihre Presseagentur bestätigte den Tod der Sängerin und Tänzerin.
Dem Facebook-Posting zufolge starb
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Valente als "eine Künstlerin von Weltklasse, deren Hits bis heute vielen Menschen im Ohr sind". Die Sängern habe in vielen Ländern Erfolge gefeiert und habe "für Weltoffenheit und die grenzüberschreitende Kraft der Musik" gestanden. "Mit ihren Liedern wird sie immer in Erinnerung bleiben", erklärte Steinmeier.
Caterina Valente bereits beerdigt
Auf Wunsch von Valente fand die Beerdigung in strikter Privatsphäre statt. "Es wird keine weiteren Zeremonien oder Gedenkfeiern geben", heißt es weiter.
Valente wurde in den 50er- und 60er-Jahren zu einem der größten Schlagerstars in Deutschland und machte international Karriere: Kanada feierte sie 1976 als "Europas Antwort auf Doris Day, Barbra Streisand und Liza Minnelli".
Glamour im kleinbürgerlichen Alltag
"Signora Wirtschaftswunder" sang auf Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch und in vielen anderen Sprachen. Sie tanzte und schauspielerte und machte mit einer Mischung aus Exotik und Eleganz ein bisschen Flucht aus dem kleinbürgerlichen Alltag möglich.
Deutschland war Anfang der 50er-Jahre auf die welterfahrene Sängerin aufmerksam geworden, als ihr deutscher Mann Tonbandaufnahmen seiner singenden Frau an verschiedene Sender verschickt hatte.
Viele ihrer Evergreens sind als geflügelte Worte in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen: "Ganz Paris träumt von der Liebe" von 1954 etwa, ihre Version des Cole-Porter-Songs "I love Paris" und gleich ihr größter Hit. Auch "Tschau, Tschau, Bambina" (1959), "Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini" (1960) oder "Quando, quando, quando" (1962) wurden Riesenerfolge.
Jazz, Chanson und Schlager
Valente bestach mit ihrer wandelbaren Stimme: Sie konnte musikalisch sowohl vor Sehnsucht schmachten als auch sinnliche Chanson-Tiefen und jazzige Höhen meistern – und ebenso verschmitzt die Partylaune heben. Den ansteckenden Optimismus und ihren Humor behielt sie bis ins hohe Alter. Sie halte es mit Bette Davis, schrieb sie 2019 auf Facebook: "Das Alter ist nichts für Schwächlinge."
1999 nahm sie ihre letzte CD auf ("Girltalk") und zog sich zurück. 2005 hatte sie bei einer "Bambi"-Verleihung in München ihren letzten öffentlichen Auftritt, als sie einen Ehrenpreis für ihr Lebenswerk erhielt.
Mit über 90 noch auf Facebook
Auf Facebook aber blieb sie auch nach ihrem 90. Geburtstag noch aktiv: Sie postete oft Erinnerungen an Momente ihrer Karriere oder andere Stars aus vergangenen Zeiten. Im April 2023 zeigte sie ein Foto von sich aus jüngeren Jahren.
Ihr Wirken ging weit über die Musik hinaus. In dem Schlagerfilm "Liebe, Tanz und 1000 Schlager" versprühte Valente als Schauspielerin an der Seite des Entertainers Peter Alexander Sex-Appeal. Dieser Streifen kam 1955 sogar in der DDR ins Kino – allerdings von den Zensoren gekürzt um Rock-'n'-Roll-Szenen und andere allzu "dekadent-westliche" Sequenzen.
Darüber hinaus führte sie im deutschsprachigen Raum durch Silvesterpartys, hatte eine "Caterina-Valente-Show" und war Gast in Sendungen wie "Musik ist Trumpf" und "Der Goldene Schuss". 1986 führte das Guinness-Buch der Rekorde sie als erfolgreichste europäische Sängerin mit mehr als 1.350 veröffentlichten Aufnahmen.
Kind einer Artistenfamilie
Valente wurde 1931 in Paris geboren, ihre italienischen Eltern waren Artisten. In Paris stand sie schon mit fünf Jahren erstmals auf der Bühne, später sang sie dort in Klubs Chansons, die Gilbert Bécaud für sie komponiert hatte.
Mit 21 Jahren heiratete sie den deutschen Jongleur Erik van Aro, der auch ihr Manager wurde. Die Ehe hielt fast 20 Jahre. Von 1972 bis 1980 war sie mit dem britischen Pianisten und Komponisten Roy Budd verheiratet. Aus jeder Ehe hatte sie einen Sohn, Eric (1958) und Alexander (1974).
"Ich erfreue mich an jedem Tag, an dem ich am Morgen aufwache", sagte sie 2019 in einem Gespräch mit einem Freund, das sie auf Facebook veröffentlichte. "Ich hab' zwei verrückte Söhne, die sich um mich kümmern und mich zum Lachen bringen." Auf ihr Leben blickte sie zufrieden zurück: "Ich habe alles gemacht, was ich machen wollte, einiges besser, anderes schlechter." (Christiane Oelrich, dpa/afp/bearbeitet von tas und jst)
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