"Wenn jemand nicht richtig fit ist, dann wird er von mir niedertrainiert", sagt Ralf Möller im Interview mit unserer Redaktion und erklärt, warum er auch mit 65 Jahren noch "gut in shape" ist. Der in Los Angeles lebende, deutsche Schauspieler ("Gladiator") und Bodybuilder spricht nicht nur über seine Trainingsmethoden und seine vegane Lebensweise, sondern auch über Grillabende mit Arnold Schwarzenegger und eine Gemeinsamkeit mit Hollywood-Star Leonardo DiCaprio.

Ein Interview

Herr Möller, Sie haben vergangene Woche die Fitnessmesse FIBO in Köln besucht, die es bereits seit 1985 gibt. Was hat sich bei dieser Fitness- und Bodybuilding-Messe im Vergleich zu früher verändert?

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Ralf Möller: Bereits seit der Gründung der FIBO-Messe in den 80er-Jahren bin ich regelmäßig vor Ort. Früher habe ich im Rahmen der Messe sogar einen eigenen Talk moderiert und Bodybuilder, Weltmeister und Olympioniken vor Tausenden von Menschen interviewt. Dieses Jahr war ich dabei, um als Markenbotschafter der "milongroup" auf die Vorteile von E-Geräten hinzuweisen. Im Endeffekt muss man natürlich immer noch selbst trainieren, es gibt heutzutage einfach nur verschiedene Möglichkeiten: Die klassischen Hanteln und die Eisen, die wir aus den Fitnessstudios kennen oder eben die E-Mobilität, die mittlerweile auch in den Geräten angekommen ist.

Wie gefällt Ihnen die Entwicklung?

Im Bereich Fitness und Bodybuilding hat sich wirklich eine Menge getan – und das finde ich gut. Vor 25 Jahren war es noch etwas Besonderes, wenn man jemanden mit Muskeln gesehen hat. Heute ist jeder Zweite durchtrainiert. Nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen sind toll in Form. "Bauch, Beine, Po"-Workouts haben längst Einzug in den Alltag gehalten.

Nur mit Sport alleine geht es nicht. Welche Rolle spielt die Ernährung?

Gerade wenn du älter wirst, ist es wichtig, noch genauer auf die Ernährung zu achten. Als ich Mitte/Ende 20 war, konnte ich noch essen, was ich wollte. Ich habe einfach alles verbrannt. Außerdem habe ich damals rund viereinhalb Stunden am Tag trainiert. Heute, mit meinen 65 Jahren, gehe ich natürlich ein paar Dinge anders an. Dennoch fühle ich mich nicht wie 65 – mein ermitteltes biologisches Alter bestätigt mich in diesem Gefühl.

Das biologische Alter über E-Geräte errechnen

Wo liegt denn Ihr biologisches Alter?

Bei 38, 39 Jahren. Ich lasse mein biologisches Alter regelmäßig über E-Geräte errechnen, an denen ich Flexibilität, Kraft und Ausdauer trainiere. Dass ich biologisch gesehen gut 25 Jahre jünger sein soll, überrascht mich zwar etwas, lässt sich aber mit meiner Lebensweise erklären. Und da sind wir wieder beim Thema Ernährung. Seit fünf, sechs Jahren lebe ich vorrangig vegan. Wobei ich ab und zu auch mal eine Ausnahme mache …

Von welchen Ausnahmen sprechen Sie?

Hin und wieder esse ich Fisch oder mal ein Rührei. Rotes Fleisch und Molkereiprodukte lasse ich allerdings konsequent weg. Wenn allerdings Arnold (Schwarzenegger; Anm. d. Red.) einlädt und ein Bio-Steak auf den Grill legt, kann es schon mal vorkommen, dass ich etwas daran knabbere – aber nur, weil er sich immer so viel Mühe beim Grillen gibt (lacht). Ich möchte das Fleisch gar nicht verteufeln, schließlich habe ich es über 45 Jahre recht regelmäßig zu mir genommen. Es ist auch nicht so, dass ich mich in der Vergangenheit schlecht gefühlt habe. Aber heute fühle ich mich wesentlich fitter. Natürlich hat das auch etwas mit meinem aktuellen Gewicht zu tun. Zu meiner Glanzzeit als Bodybuilder habe ich circa 130 bis 135 Kilo Muskelmasse auf die Wiege gebracht.

War das Ihr "Kampfgewicht", als Sie einst zum "Mr. Universum" gekürt worden sind?

Ganz genau. Ich wurde 1986 unter IOC-Voraussetzungen Weltmeister in Tokio. Damals wurden wir erstmals auf Doping getestet und ich war demnach der Erste, der nach den neuen Regeln den Titel gewann.

Um auf Ihr biologisches Alter zurückzukommen: Offensichtlich hat Ihnen das extreme Bodybuilding nicht geschadet.

Früher haben einige über mich gesagt: "Wenn der Möller mal 50 wird, hängt sein Bizeps bis zur Kniekehle." Heute stelle ich aber fest, dass diese Prognosen nicht eingetreten sind. Ich bin nach wie vor gut "in shape". Mir geht es vor allem darum, dass ich mir meine Lebensqualität erhalte. Du willst auch mit 60, 70 und sogar mit 80 eine gute Mobilität haben. Die kann man nur erreichen, wenn man im Training bleibt und sich vernünftig ernährt. Doch es spielen noch weitere Aspekte eine Rolle. Lebensfreude, Positivität und auf andere Menschen nicht neidisch zu sein, wenn sie erfolgreich sind: All diese Dinge können einen gut ins Alter begleiten. Es kommt immer auch ein Stück weit auf die persönliche Einstellung an.

Jung sein bedeutet nicht gleich fitter sein

Würden Sie sagen, dass Sie mit den jungen Leuten noch mithalten können?

Ich trainiere manchmal mit Leuten, die Ende 20 oder in den 30ern sind. Ich halte nicht nur mit. Wenn jemand nicht richtig fit ist, dann wird er von mir niedertrainiert – und zwar nicht nur mit dem Eisen, sondern auch beim Fatbike ohne Elektrik. Ich fahre meine Strecken, fühle mich gut und bin gesundheitlich voll auf der Höhe. Das bestätigen mir nicht nur die Computer während des Trainings, sondern auch die ärztlichen Untersuchungen.

Auch wenn Sie das "Fleisch nicht verteufeln" wollen, verzichten Sie heute größtenteils darauf. Geht es Ihnen dabei nur um die Gesundheit?

Nein, nicht nur. Wer vegan lebt, tut auch etwas für die Tiere, die zum Teil grausam behandelt werden. Aber es ist unbestritten, dass Fleischkonsum die Arterienverkalkung fördert und zu Arthrose führen kann. Auch Krebserkrankungen können nachweislich durch einen zu hohen Fleischverzehr begünstigt werden. Niemand muss jetzt panisch werden, aber es kann definitiv nicht schaden, den Fleischkonsum zunächst einmal um 50 Prozent zu senken. Meine Empfehlung lautet: Versucht, euch möglichst pflanzlich zu ernähren! "Vegan" heißt nichts anderes als "pflanzlich". Schon als Kinder haben wir von unseren Eltern Spinat bekommen. Auch Reis, Nudeln und Kartoffeln fallen unter "vegan". In meinem Kochbuch "Vegan Gladiators", das ich mit Timo Franke geschrieben habe, gibt es einige Rezepte, die den Menschen Appetit auf veganes Essen machen sollen.

Sie leben nach wie vor in Los Angeles. Wie häufig besuchen Sie noch Ihre alte Heimat Recklinghausen im Ruhrgebiet?

Immer wenn ich nach Deutschland komme, besuche ich natürlich meine Mutter in Recklinghausen. Mein Vater ist leider vor anderthalb Jahren verstorben. Ich habe aber auch noch ein Haus hier und bleibe dann häufig für zwei, drei Tage – auch, um zum Beispiel alte Freunde treffen zu können. Es ist und bleibt ein Anlaufziel. So wie Arnold nach wie vor regelmäßig nach Graz fliegt, reise ich ab und zu nach Recklinghausen. Übrigens war auch Leonardo DiCaprio schon des Öfteren hier zu Besuch, da seine Großmutter in Erkenschwick gelebt hat.

Von Gemeinsamkeiten mit Leonardo DiCaprio und Grillabenden mit Arnold Schwarzenegger

Haben Sie sich mit DiCaprio jemals über diese Gemeinsamkeit ausgetauscht?

Ja, das habe ich. Wir sind uns vor einigen Jahren bei den Golden Globes über den Weg gelaufen. Wir haben uns ein bisschen auf Deutsch unterhalten und Leonardo sagte zu mir, dass Erkenschwick ja nur 30 Kilometer von Recklinghausen entfernt sei. Ich habe dann zu ihm gesagt: "Dann bist du schon in Essen." Denn es stimmt nicht ganz, die Orte liegen rund zehn Kilometer voneinander entfernt. Aber dieses Gespräch hat mir trotzdem gezeigt, wie gut er sich in Deutschland auskennt und dass Recklinghausen gar nicht so unbekannt ist. Schließlich ist Leonardo DiCaprio ein Weltstar.

Mit Blick auf den Film "Gladiator", in dem Sie an der Seite von Russell Crowe und Joaquin Phoenix den "Hagen" gespielt haben, sind Sie das auch.

Sicherlich war "Gladiator" mein größter Erfolg, weil er auch nach fast 25 Jahren noch immer regelmäßig gezeigt wird. Ich mache aber nach wie vor Filme. Aktuell arbeite ich zum Beispiel mit meinem Kumpel Arnold Schwarzenegger und Michael Fassbender an "Kung Fury 2". Es sind noch einige Drehtage zu absolvieren, die wegen Corona verschoben werden mussten. Zudem werde ich eine Hauptrolle in einem Film des Produzenten Marc Forster übernehmen. Er hat unter anderem den James-Bond-Film "Ein Quantum Trost", "World War Z" und "Ein Mann namens Otto" mit Tom Hanks produziert. Ich bin also sehr gut beschäftigt.

Was macht die Hollywood-Clique um Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und Ralf Möller über die gemeinsamen Grillabende hinaus?

Die beiden Jungs sind gerade mit Serien beschäftigt. Sly dreht gerade für Paramount+ und Arnold für "Fubar". Damit wird er in den nächsten fünf Monaten gut zu tun haben. Sly ist inzwischen 77 und Arnold 76. Wenn ich zurückdenke, wie wir uns vor 30 Jahren einen über 70-Jährigen vorgestellt haben – mit einem Stock in der Hand –, dann sind die beiden davon weit entfernt. Arnold hat zwar kürzlich noch einen Herzschrittmacher eingesetzt bekommen, aber das macht ihm nichts aus. Er hat das ja auch auf eine sehr lustige Art und Weise kommuniziert. Sein Arm ist immer noch eine richtige Keule und die Wade nach wie vor gut im Strumpf (lacht).

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