Mit der Klimakrise ist das so eine Sache: Keiner kann sie leiden. Aber dennoch sind wir ziemlich gut darin, diese Abneigung zu ignorieren. Noch besser darin sind allerdings die Reichen und Superreichen. Doch die Rettung ist nur eine supergroße Flugzeugtoilette entfernt. Wundern Sie sich also nicht, wenn Tom Kaulitz bald bei Ihnen klingelt.

Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Kaulitz-Brüder nehmen die jüngste Folge ihres Podcasts im Hotelzimmer von Tom auf. Aber nicht in irgendeinem Hotelzimmer. Nein, die Kaulitze sind in einem ihrer "liebsten Partyorte": in Las Vegas. Aber, kaum eingecheckt, enthüllt Tom über Bill: "Du haust morgen schon wieder ab." Der rechtfertigt sich: "Ist das nicht vernünftig von mir? Wie findest du das? Weil alle sagen so: Bleib doch in Vegas, das ist so geil. Hier geht die Party ab, es ist ja Formel 1."

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Mit Verlaub, aber "alle" ist eine Lüge. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe Herrn Kaulitz bezüglich seines Las-Vegas-Aufenthaltes nicht kontaktiert. Warum auch, die Formel 1 ist mir reichlich egal. Ich erwähne das nur, damit Sie nicht denken, ich hätte Herrn Kaulitz angerufen, um ihn von einem längeren Verbleib in Las Vegas zu überzeugen, sei aber nicht durchgedrungen mit meiner Bitte. Nein, auch wenn Herr Kaulitz Gegenteiliges behauptet: Ich habe es gar nicht erst versucht! Ich möchte Herrn Kaulitz bezüglich seiner Aufenthaltsdauer in Las Vegas keine Vorgaben machen.

Hätte er mich hingegen gefragt, ob er überhaupt für einen Kurztrip nach Vegas fliegen soll, hätte ich ihn auf die jüngste Studie von Oxfam hingewiesen, laut der Reiche und Superreiche durch ihr Verhalten dermaßen mehr für die Klimakrise verantwortlich sind, als alle anderen Menschen. Ich hätte ihm gesagt, dass ich es obszön finde, dass reiche Menschen uns mit ihrem Konsum und ihren Flugreisen so viel mehr in die Scheiße reiten als arme Menschen und sich dann auch noch vor den Folgen der Klimakrise so viel besser schützen können. Aber, ob und wie lange Bill Kaulitz nun in Las Vegas feiert, in Bottrop-Kirchhellen oder in seinem Partykeller, ist mir wurscht, da bin ich ehrlich.

Eine Frage der Gerechtigkeit

So, dieses Missverständnis wäre aus dem Weg geräumt, die Sache mit den Reichen und ihrem Verhalten allerdings nicht. Damit es nicht gleich zu einem weiteren Missverständnis kommt: Ich gönne jedem Reichen sein Geld. Manche haben sogar dafür gearbeitet. Bill und Tom Kaulitz zum Beispiel. Ich habe ihre Sparbücher nicht kontrolliert, aber ihrem Lebensstil zufolge, den sie in ihrem Podcast präsentieren, kann man die Brüder doch als reich einstufen. Jedenfalls haben die beiden ihr Geld erarbeitet und sie haben sich dabei Mühe gegeben. Daher gönne ich beiden ihr Geld von Herzen und das ist vollkommen ernst gemeint.

Kritik am Reichtum und daran, was Leute damit anfangen, ist also keine Frage des Neids, sondern der Gerechtigkeit. Das wird häufig verwechselt. Gerade von Reichen. Aber zumindest bezogen auf die Klimakrise und Gerechtigkeit gibt es hier auch schon Ideen. Eine dieser Ideen ist beispielsweise ein sogenanntes CO2-Budget.

Beim individuellen CO2-Ausstoß ist nämlich einiges durcheinandergeraten. Wir in Deutschland verursachen pro Nase und Jahr so acht bis zehn Tonnen. Das ist ohnehin schon viel zu viel, manche Millionäre kommen allerdings auf mehr als 100 Tonnen, Superreiche sogar auf Tausende Tonnen. Um die Erderwärmung, wie vereinbart, unter zwei Grad zu halten, dürfte jeder Mensch aber maximal drei Tonnen pro Jahr verursachen.

Die Idee ist nun: Man begrenzt die erlaubte Menge an CO2 auf drei Tonnen pro Person, installiert aber gleichzeitig einen individuellen CO2-Handel. Bei diesem dürfte man CO2 untereinander tauschen, aber nur so, dass die Gesamtmenge gleich bliebe. Das bedeutet: Wenn jemand statt seiner drei Tonnen gerne vier Tonnen verbrauchen möchte, kann er diese eine Tonne mehr von einem anderen erwerben. Der hat dann aber nur noch zwei Tonnen zur Verfügung. Ich halte das für eine charmante Idee.

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Haste mal 'ne Tonne CO2?

Wenn ich also am Ende des Jahres CO2-technisch ein bisschen knapp bei Kasse bin, aber an Weihnachten noch zu Oma Uschi in den Westerwald fahren will, klingel ich einfach bei den Schulzes nebenan und tausche ein bisschen Kohlenstoffdioxid ein. Die Schulzes hätten hier nämlich ein ziemliches Polster, weil sie kein Auto haben, nie fliegen und auch kein Fleisch essen. So viel Vernunft sollte belohnt werden und Oma Uschi sitzt dann an Weihnachten auch nicht alleine unterm Baum.

Gleichzeitig würde so ein individueller CO2-Handel die ganze Sache mit der Klimakrise und ihren Ursachen schön veranschaulichen. Wenn sich nämlich zum Beispiel ein superreicher Klamotten-Millionär oder ein noch reicherer Tech-Milliardär einen Privatjet kaufen will, um damit durch die Welt zu düsen, dann kriegt er das mit seinen drei Tonnen CO2 natürlich nicht hin. Dann müsste er erst einmal bei mir durchrufen, ob ich nicht bereit wäre, für seinen Wunsch die nächsten Jahre komplett auf mein Budget zu verzichten. Wahrscheinlich würde ich ablehnen.

Noch anschaulicher wird es, wenn wir auch die anderen Superreichen und ihre Wünsche nach Privatjets, Yachten und Luxusreisen hinzunehmen. Die Leitungen stünden nicht mehr still, aber nicht nur bei mir. Die Superreichen müssten sehr viele Anrufe machen. Bei mir, bei Ihnen, bei sehr, sehr vielen Menschen und sie müssten noch mehr Überzeugungsarbeit leisten, warum ein Flug mit dem Privatjet von München nach St. Moritz denn jetzt so wichtig ist.

Mit Riesenklos in die Klimakrise

Tom und Bill Kaulitz kennen diese Idee vielleicht noch gar nicht. Die beiden hatten sich nach ihrem Live-Podcast in der Elbphilharmonie aus der vergangenen Folge kurz am Hamburger Flughafen getroffen. Bill musste für einen Werbespot weiter nach Estland fliegen, Tom zog es zurück nach Los Angeles. Diesmal, so erzählt Tom, sei er über München geflogen und dort habe der Airbus A380 auf ihn gewartet. Das ist das größte Serienverkehrsflugzeug der Luftfahrtgeschichte, ich glaube, der Fachbegriff lautet "Alter, was für ein Oschi!"

Der A380 ist nach Corona wieder reaktiviert worden und Tom ist davon hörbar angetan. Denn in der ersten Klasse, in der er fliegt, gebe es nicht nur ganz neu abschließbare Garderoben, sondern auch "die größten Klos, die ich je gesehen hab." Umweltschützer finden die Rückkehr des A380 übrigens nicht so toll wie Tom. Weil er so riesige Mengen CO2 ausstößt. Mit Riesenklos in die Klimakrise. Vielleicht sollten wir über die Idee mit dem CO2-Budget doch noch einmal nachdenken. Wundern Sie sich also nicht, wenn demnächst Tom Kaulitz bei ihnen anruft.

Verwendete Quellen

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