Heute, so viel sei verraten, müssen wir alle ein bisschen tapfer sein. Denn in der neuesten Folge "Kaulitz Hills" geht es um Belanglosigkeiten und um Nacktheit. Beides sensible Bereiche, mit denen man umgehen können muss. Denn wie wir lernen werden, kann beides unerwartet und unerwünscht auftreten.
Da man Ratschläge, zumindest die guten, am besten vorher bekommt, steigen wir gleich mal mit einem solchen Ratschlag ein – ob er gut ist, dürfen Sie natürlich selbst entscheiden. Der Ratschlag wäre jedenfalls: Sollten Sie nur zufällig in diese Satire geraten sein, aber mit dem Gedanken spielen, die aktuelle Folge des Podcasts "Kaulitz Hills" zu hören, wäre mein Tipp: Seien Sie unbedingt Fan von
Denn die erste Viertelstunde mag vermutlich nur echte Kaulitz-Sympathisanten begeistern, andere werden sich schwertun. Zum Beispiel mit der Tatsache, dass Bill "Billyboy" als Spitznamen für sich ansprechend findet, weil der so einen "sexuellen kleinen Beigeschmack" habe. Des Weiteren diskutieren die Brüder den Unterschied zwischen den Begriffen "dominant" und "zickig" und was genau in einem "Sauergespritzten" enthalten ist. Beide Themen sind intellektuell wenig herausfordernd, spannender, weil relevanter sind da schon Bill und Toms Gedanken übers Fliegen.
Bill Kaulitz – zum Fliegen gezwungen?
Bill habe nämlich gerade viele "internationale Flüge", wie Tom erklärt, er selbst reise gerade eher Mittelstrecke und da stellt er fest: "Die schlimmsten Strecken sind drei, vier Stunden." Wegen der kleinen Flieger bekäme er nämlich gerne Nackenschmerzen. Bill habe ähnliche Erfahrungen gemacht und sagt: "Musste gerade so kurze Flüge machen in Deutschland." Mein Beileid an dieser Stelle natürlich für die Nackenschmerzen, aber hier vielleicht auch der Hinweis: Niemand muss so kurze Flüge machen in Deutschland.
Es ist ja nicht so, dass hier jemand Leute einsammelt und sagt: "Entschuldigung, wir kommen mit dem Klimawandel gerade ein bisschen schleppend voran, Sie müssen jetzt fliegen! Vor allem Inlandsflüge würden uns da sehr weiterhelfen, also ab in den Flieger mit Ihnen! Und nehmen Sie auf gar keinen Fall die Bahn, sonst drohen empfindliche Strafen!" Wusste Bill Kaulitz vielleicht gar nicht, als er zu einem seiner Kurzflüge gezwungen wurde. Sollten Sie also derjenige gewesen sein, der Herrn Kaulitz trotzdem zu einem Flug genötigt hat: Schämen Sie sich!
Und da wir gerade bei Scham und Zwang sind: Hier haben die Kaulitz-Brüder ein weiteres Thema mitgebracht: das Nacktsein. Im Strandurlaub mit seiner Gattin habe Tom nämlich die Erfahrung gemacht, dass am Rand des Strandes augenscheinlich der FKK-Bereich ist, Menschen dort also nackt baden, sitzen und sich tummeln. Für Tom sei das ganz natürlich, aber "unsere Gesellschaft" sei in Bezug aufs Nacktsein "so geil verklemmt". Bill sieht das im Grunde ähnlich, doch im Folgenden offenbaren sich doch Unterschiede.
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Nackt sein: in der Dusche ja, beim Meeting eher nicht
Tom zum Beispiel schlafe generell nackt, Bill hingegen gar nicht, auch nach dem Sex ziehe er sofort eine Unterhose an. "Ich renne nie, nie, nie, nie nackt durch mein Haus", erklärt Bill und zumindest hier treffen sich die Brüder wieder. Denn auch Tom verzichte aufs Nackt-durchs-Haus-Rennen – wegen der Kinder und Angestellten. Offenbar ist Tom Kaulitz ein sehr rücksichtsvoller Vater und Arbeitgeber. Bill setzt aber noch einen drauf: "Ich lauf' auch nicht barfuß durch mein Haus." Stattdessen nutze er die Möglichkeiten, die ihm ein Paar Socken bieten.
Danach schwelgen die beiden in Erinnerungen an ihre Kindheit in der DDR: "Es gab sogar FKK-Campingplätze", erinnert sich Tom und auch daran, dass im dortigen Supermarkt "auch alle nackt" waren. Bill bringt noch eine andere Erinnerung mit ein. Freunde der Eltern hätten etwa im Badezimmer "witzige Nacktfotografien von ihren Genitalien" aufgehängt. Zum Beispiel den Penis von Bernd, "als ulkiger Witz" in schwarzweiß fotografiert und mit einem Zylinder und einer gemalten Zigarette zurechtgemacht. Bills Fazit zum Nacktsein: "Mach doch jeder, wie er will."
Ein Credo, dem ich im Generellen zustimmen würde, beim Nacktsein bin ich aber ganz froh, dass wir das situationsabhängig handhaben. In Deutschland zum Beispiel wird grob unterschieden zwischen Orten, an denen das Nacktsein zu erwarten ist und Orten, an denen Nacktheit eher unerwartet wäre. Das erscheint für mich erst einmal sinnvoll, auch ich möchte niemanden dazu drängen, vollständig bekleidet duschen zu gehen. Gleichzeitig erwarte ich zum Beispiel von den Teilnehmern eines Meetings, dass sie zumindest das Nötigste bedecken. Da denke ich ein bisschen konservativ.
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Das deckt sich auch mit der Meinung des Gesetzgebers, denn in privaten Räumen hat man ohnehin in Bezug aufs Nacktsein enorme Gestaltungsmöglichkeiten. Selbst fehlende Vorhänge schränken einen hier gesetzlich nicht ein. Auch das nackende Sonnenbaden auf dem eigenen Balkon, so urteilten schon Gerichte, habe man als Nachbar zu erdulden, selbst wenn es der eigene Vermieter ist. Auf einem Marktplatz hingegen käme auch der Vermieter in Schwierigkeiten, das sieht die Polizei nicht so gerne. Wichtig, so sagt es das Gesetz, ist dabei, ob sich jemand belästigt fühlt.
Kurzum: Es gibt Bereiche, in denen Nacktheit erwartbar, wenn nicht gar erwünscht ist, und Bereiche, in denen das Gegenteil der Fall ist. Aber was machen wir nun mit den Bereichen dazwischen? Wenn ich zum Beispiel bei Bernd zu Gast wäre und das Badezimmer aufsuchen möchte. Dann ist das "ulkige" Bild als im privaten Raum hängend dort wahrscheinlich zu erwarten, ich selbst fände es aber unerwünscht, da kann der Zylinder noch so lustig drapiert sein. Hier müssten sich Juristen und Humoristen bitte noch einmal kurzschließen.
Eindeutiger geregelt ist die Sache in puncto Nackedeierei in hygienesensiblen Bereichen. So ein handelsüblicher Penis, ob mit Zylinder oder ohne, ist ja nicht da, um die Windrichtung zu prüfen, sondern hat auch eine urologische Funktion. Daher bin ich froh, wenn etwa an der Käsetheke lediglich der Harzer Roller offen ausliegt. Entschuldigen Sie, wenn ich das hier so transparent anschneide, aber die Kaulitz-Brüder haben mit dem Ganzen angefangen, vergessen Sie das bitte nicht!
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