Gehen seine Hilfestellungen ins Leere, verzweifelt Günther Jauch schon mal. Am Montagabend war es der HSV-Stadionsprecher Christian Stübinger, der, weil er den "Sportwagen" im Kontext "Kleinkinder" nicht kannte, den Moderator verzagen ließ. Mehr Freude hatte dieser an Ex-Bundeswehr-Kampfpilotin Nicola Baumann, die das Zocker-Special angenehm befeuerte und Jauch hervorragend unterhielt.
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" hieß am Montagabend wieder einmal der Grundsatz für die Kandidaten im "Wer wird Millionär?"-Zockerspecial. Die Regeln: Jeder Kandidat spielt um zwei Millionen Euro, die einzige Sicherheitsstufe liegt bei 1.000 Euro.
Bis inklusive der neunten Frage sollte man den Einsatz eines Jokers jedoch vermeiden, da sonst die restlichen mit einem Schlag verfallen. Danach darf jedoch auf alle vier Joker zurückgegriffen werden.
Deep Purple versus Led Zeppelin
Marion Heinen aus Brühl packte die ersten neun Fragen gleich mal ganz ohne Joker. Zwar schien ihr die ungeschriebene Weisung, dass lediglich Leoparden – und sonst wirklich kein anderes Lebewesen auf diesem Planeten – Leopardenmuster tragen sollten, ziemlich einerlei, ihrem Vorankommen tat dies am Montagabend aber keinen Abbruch. Schon bald galt es für sie, die 64.000-Euro-Frage zu rocken:
John Bonham, der die "Rolling Stone"-Liste der 100 besten Schlagzeuger aller Zeiten anführt, war Mitglied welcher Band?
A: Deep Purple
B: The Who
C: the Police
D: Led Zeppelin
"Ich sag 'Deep Purple', weil die hatten viel mehr Erfolg als 'Led Zeppelin'. Und wenn der beste Schlagzeuger aller Zeiten der beste Schlagzeuger aller Zeiten geworden ist, dann hat er auch in der besten Band aller Zeiten gespielt", so die verschrobene Begründung der Kandidatin.
"Wir müssen 50:50 nehmen, bleibt uns doch gar nichts anderes übrig", wollte sie
"Wer wird Millionär?"-Kandidatin braucht 4,5 Millionen Euro
Heinens monetäre Zielsetzung? Gewaltig! Die eine Tochter wolle nämlich einen Friseursalon, die andere brauche Babyausstattung, sie selbst wünsche sich eine Kreuzfahrt und der Lebensgefährte benötige ein neues Auto sowie das Haus sowieso schon ewig ein neues Dach. "Wir sind da bei rund 4,5 Millionen Euro", kommentierte Jauch die Sehnsüchte von Kind und Kegel. Vor dem Hintergrund ganz okay, dass bereits die 250.000 Euro anstand:
Während der sogenannten Standhitze…?
A: bildet sich ein Muskelkater
B: sollte der Backofen leer sein
C: ist die Hündin deckbereit
D: fällt das Obst vom Baum
"Wissen Sie was, Herr Jauch. Ich bin so glücklich mit den 125.000 Euro und dem Prosecco in der Hand. Und ich denke, es ist C, aber den Teufel werde ich tun", so die Kandidatin, die von ihrem erhofften Gewinn an sich noch weit entfernt war. Auch Jauch wollte nun wissen, wer die 125.000 Euro jetzt bekommen würde. "Die sind für mich!", antwortete Heinen, die die paar Minuten zuvor offenbar damit verbracht hatte, in Gedanken Geldflüsse umzuleiten. Antwort C wäre übrigens tatsächlich die richtige gewesen.
Kinderfrage zu schwer für HSV-Stadionsprecher
Danach war Christian Stübinger, Radiomoderator und Stadionsprecher beim HSV, an der Reihe. Bis zur 2.000-Euro-Frage pflügte sich der Hamburger regelrecht durch den Fragenparcours. Jauch aber wollte vom Vater eines drei Monate alten Kindes dann dies hier wissen:
Sobald der Nachwuchs sitzen kann, nutzen viele Eltern den Buggy als die leichte, zusammenklappbare Variante…?
A: der Limousine
B: des Fünftürers
C: des Sportwagens
D: des SUV
"Ich hab hier ein bisschen Probleme", untertrieb der Stadionsprecher. Stübinger manövrierte sich zunächst mit dem SUV in die eine, dann mit der Limousine in die andere Sackgasse. Jauch versuchte mehrfach "ins Lenkrad" zu greifen, doch dem Hamburger war nicht zu helfen. "Nehmen Sie doch irgendeinen Joker, es ist eigentlich völlig egal", so Jauchs ultimativer Versuch. Doch Stübinger schien mit der "Limousine" gegen die Wand fahren zu wollen – und loggte ein, ohne einen Joker zu bemühen.
"Es ist der Sportwagen", klärte Jauch den Kandidaten auf, der enttäuscht den Stuhl räumen musste.
Wer weiß, vielleicht gibt Günther Jauch dem Familienvater bei "Wer wird Millionär? Das große Zocker-Special – Die 2. Chance" die Möglichkeit, sein Wissen noch einmal unter Beweis zu stellen.
Das Wunder von Erkenschwick
Ungleich besser machte es Dirk Krause aus Nuthe-Urstromtal nahe Potsdam. Der Website-Entwickler wusste etwa, dass sich der Rostgürtel im Nordosten der USA befindet, aber auch, dass Regisseur Sönke Wortmann 1980 mit einem Tor im letzten Saisonspiel am Aufstieg der SpVgg Erkenschwick in die 2. Liga beteiligt war. Kurzum: Krause spielte seine Partie unaufgeregt nach Hause. Erst bei dieser 250.000-Euro-Frage musste Krause, der aus nicht nachvollziehbaren Gründen "Dick und Doof" noch nie mochte, abdanken:
Wie viele ihrer vier Kinder brachte Elizabeth II. zur Welt, nachdem sie zur Queen gekrönt worden war?
A: nur eins
B: zwei
C: drei
D: alle vier
Der Vater einer Tochter befragte Muttern am Telefon und legte auch noch den 50:50-Joker nach, kam aber nicht auf die richtige Antwort. "Ich steig aus!", machte es Krause, der einen Teil der 125.000 Euro in einen Whirlpool investieren möchte, dann knapp. Die Söhne Andrew (1960) und Edward (1964) wurden nach Elizabeths Krönung (1953) geboren.
Ex-Kampfjet-Pilotin begeistert Jauch
Kandidatin Nicola Baumann aus München, die am Montagabend auch noch vis-à-vis von Günther Jauch Platz nehmen durfte, hatte es dem Moderator so richtig angetan. Er fand die Geschichten der Ingenieurin für Luft- und Raumfahrttechnik, die derzeit an Kampfflugzeugen arbeitet, solche aber auch selbst bereits geflogen ist, schlicht und einfach packend.
"Der Luftkampf heutzutage beginnt, wenn man 200 Kilometern voneinander entfernt ist", verriet die Münchnerin, die ehrenamtlich auch als Rettungssanitäterin zu Werke geht und gerade den Hubschrauber-Führerschein macht. "Um künftig auch Rettungseinsätze fliegen zu können", meinte sie.
Moderator voll im Plaudermodus
Dass Baumann bei der Bundeswehr lernen musste, Fische mit der Hand zu fangen sowie Eichhörnchen-Fallen zu bauen, entzückte den Moderator, der wohl am liebsten auf alle weiteren Fragen gepfiffen und nur noch geplaudert hätte, ebenso. Doch auch Baumanns Allgemeinbildung imponierte. So wusste die einstige Pilotin etwa, dass Bill Clinton der letzte US-Präsidentschaftskandidat vor Joe Biden war, der sich bei der Wahl gegen den Amtsinhaber durchsetzen konnte. Dass die Mongolei – und nicht Mali, Mexiko oder Malaysia – viermal so groß wie Deutschland, aber weniger Einwohner als Berlin hat, war ihr ebenso rasch klar.
"Mann wünscht sich einen Pickup"
"Sie sind eine Zockerin", meinte Jauch zur Kandidatin, die noch drei Joker zur Verfügung hatte, bei 125.000 Euro stand und das Geld gut für den Hubschrauber-Führerschein brauchen könnte, der rund 120.000 Euro kostet. "Mein Mann hätte zudem gern einen Pickup, einen ‚Dodge Ram‘", verriet die Kandidatin, die nun bei folgender 250.000-Euro-Frage landete:
Gryllteisten…?
A: begeistern den Philatelisten
B: verbinden Motor und Auspuff
C: brüten an felsigen Küsten
D: sorgen für unscharfe Fotos
"Ich hab überhaupt keine Ahnung", gestand Baumann, welche zunächst alle Ex-Kandidaten auf der Tribüne ins Boot holte, die sich aber vorm Drücken drückten. "Das gab’s noch nie. Keiner hat irgendwas gedrückt", so ein fassungsloser Jauch. Die Ingenieurin schoss zunächst noch den 50:50-Joker nach, der B und C freilegte, um dann noch ihren Stiefvater, einen passionierten Vogelkundler, anzurufen. Doch auch der konnte ihr nicht helfen.
120.000 für den Heli, 5.000 für den Dodge
"So schnell geht die Reise zu Ende", meinte Nicola Baumann nun, da sie das Handtuch werfen musste. "Damit bleiben 120.000 für den Heli-Führerschein und 5.000 für den ‚Dodge Ram‘", witzelte Jauch am Ende eines langen Abends mit einer spannenden finalen Kandidaten. Gryllteisten sind übrigens Vögel, die nicht nur an felsigen Küsten brüten, sondern auch gern an der Ostseeküste Deutschlands überwintern.
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