Eigentlich ist "Germany's next Topmodel" so originell wie eine Jack-Wolfskin-Jacke. Nicht schön anzusehen, aber man weiß dafür, was man bekommt. Doch in Folge sechs überrascht die Show mit einer unvorhersehbaren Wendung. Sollte die Produktionsfirma auf den falschen Bösewicht gesetzt haben?

Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Jede Geschichte braucht ihren Bösewicht. Einen natürlichen Feind, der Schrecken verbreitet, den man bekämpfen muss oder der an allem Schuld hat. Kurz, irgendeinen Gegner, damit der Laden läuft. Deswegen hat auch Harry Potter seinen Voldemort, der FC Schalke seinen BVB und die AfD ihre Angela Merkel.

Mehr GNTM-Themen finden Sie hier

Bei "Germany's next Topmodel" ist das nicht anders. Die ganzen Fotoshootings, Catwalks und Umstylings wie in der letzten Folge sind ja schön und gut, so richtig Wumms kommt aber erst durch die Zicke der Staffel rein.

In den vergangenen Folgen hat die Produktionsfirma wieder nichts unversucht gelassen, aus Jasmin den Bösewicht der jüngsten Staffel zu machen. Das fing schon in Folge eins an, als Jasmin als Erste am Büffet zugriff. Später hat Jasmin einmal an der falschen Stelle gelacht und dann durfte sie auch noch zurückkehren, obwohl sie sich wegen privater Angelegenheiten eine kurze Auszeit nehmen musste.

Lesen Sie auch: GNTM 2019 - Simone geht allen "auf den Sack"

GNTM 2019: Bonnie Strange ist zu Besuch

Doch bevor weiter an Jasmins Image als Darth Vader der Modelbranche gearbeitet werden kann, hat Heidi Klum eine "Riesenüberraschung" für ihre Damen: Das erste Shooting für einen Kunden. Der Kunde ist ein Klamotten-Versandhändler und will Werbung für sich machen.

Dazu möchte er sich aus dem Klumschen Model-Fundus bedienen, sucht aber nicht irgendwen: "Es müssen zwei Mädchen sein, die wirklich Persönlichkeit haben." Offenbar weiß der Kunde, wie lax man bei "Germany's next Topmodel" mit dem Begriff "Persönlichkeit" umgeht und hat sich deshalb Verstärkung mitgebracht: Bonnie Strange.

Eigentlich unnötig, aber zur Sicherheit erklärt Heidi Klum noch einmal aus dem Off, was eine Bonnie Strange ist: "Meine Mädchen müssen auch Fashion-Allrounderin Bonnie Strange von sich überzeugen." Hätte sie gesagt, Bonnie Strange macht so Zeug, wäre das auch nicht wesentlich unpräziser gewesen.

Die Bonnie Strange erklärt den Mädchen jedenfalls, was der Kunde genau mit "Persönlichkeit" meint: "Wir wollen eure Seele sehen." Oha. Eine Nummer kleiner hätte es sicher auch getan, aber wenn der Kunde das will, dann wird das eben so gemacht.

Vanessas Seele trägt nichts drunter

Also basteln sich die Damen aus allerlei Kurzwaren ein Outfit, das ihre Persönlichkeit zeigen soll und das sie dem Kunden dann vorführen. Das hat dann ein bisschen was von kleinen Kindern, die voller stolz ihren Eltern zeigen, was sie gerade gemalt haben, aber immerhin erinnert sich ein Mädchen plötzlich daran, warum es eigentlich dabei ist.

"Ich will nicht böse sein, echt nicht. Aber ich bin gerne eine, die Regeln bricht, wenn ich das für richtig halte", erklärt Jasmin ihre Seele und das bleibt beim Kunden nicht ohne Wirkung: "Das war sehr... inspirierend. Ich hätte als Kunde Respekt, mit ihr zu arbeiten." Wäre das geklärt.

Klärungsbedarf hat auch Vanessa. Als sie ihre Seele präsentiert, läuft alles zunächst wie gewohnt, doch ohne erkennbaren Grund zieht das Nachwuchsmodel plötzlich blank.

Der Kunde ist jedenfalls irritiert: "Das musste nicht sein." Offenbar hatte er mit "Persönlichkeit" tatsächlich Persönlichkeit und nicht Wiedererkennungswert gemeint, wie es bei "Germany's next Topmodel" eigentlich üblich ist. Anfängerfehler.

Gleich mehrere Anfängerfehler begeht kurz darauf auch Simone. Erst zeigt sie beim Seelen-Walk gute Leistungen und kurz darauf auch beim "In der Wüste unter einem großen Tuch ein hübsches Gesicht machen"-Shooting. Kommt bei der Konkurrenz nur so mittel an.

Wer ist der Bösewicht?

Simones größter Fehler aber ist, einen Arzt um Rat zu fragen, als sie plötzlich Bauchschmerzen hat. Für die anderen Damen offenbar kein atypisches Verhalten bei Simone, der Vorwurf der Überdramatisierung steht im Raum: "Die hat so viel Drama geschoben, dass sie zum Arzt gefahren wurde. Das schafft auch nur Simi. Wetten, die hat nichts", ist sich Jasmin sicher.

Was ist da los? Wer ist denn nun die Gute und wer die Böse? Bisher war doch alles so schön schwarz und weiß. Jetzt gibt es plötzlich zwei Halbböse? Sollte die Produktionsfirma einen Fehler begangen und sich zu früh auf Jasmin als Staffelzicke festgelegt haben? Es wäre nicht auszudenken!

Doch Jasmin will ihre Rolle offenbar nicht kampflos aufgeben und schmeißt ein teures Designer-Jäckchen durch die Luft, wofür sie auch gleich mit bösen Blicken bestraft wird. Und so endet Folge sechs mit der Ungewissheit, wer denn nun der Schurke der Staffel ist. Luna wird die Auflösung von zuhause aus verfolgen müssen. Heidi Klum hatte für sie nämlich nicht nur keine Rolle, sondern diesmal auch kein Foto.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.