Zum ersten Mal überhaupt wird auch ein Mann Deutschlands nächstes Topmodel. Als Vivien Blotzki im vergangenen Jahr GNTM gewonnen hat, war noch alles anders. Die 23-Jährige ist deswegen im Zwiespalt: Würde sie jetzt gerne nochmal mitmachen – oder lieber doch nicht?
2023 hat
Vivien, dieses Jahr gibt es eine sehr große Änderung bei GNTM, erstmals dürfen auch Männer teilnehmen. Würden Sie gerne nochmal mitmachen?
Vivien Blotzki: Da bin ich im Zwiespalt. Auf der einen Seite stelle ich es mir super interessant vor. Ich habe auch schon die ersten Gesichter gesehen, bin total aufgeregt und werde alles mitverfolgen. Aber ich bin auch ein wenig gespannt, wie die Gegenüberstellung aussehen wird.
Die Kandidatinnen und Kandidaten sollen ja in verschiedenen Bereichen untergebracht sein und es soll auch unterschiedliche Challenges geben.
Ich bin wirklich gespannt und glaube, dass es gut wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu Reibereien kommt, denn jeder wird sein Ziel im Auge behalten. Aber man muss es einfach gesehen haben, um es beurteilen zu können.
Welche Erwartungen haben Sie an die kommende Staffel?
Keine hohen Erwartungen, ich lasse mich einfach überraschen. Und ich freu mich riesig, mich nochmal ein bisschen zurück in meine eigene Zeit bei GNTM versetzen zu lassen.
Wie war Ihr vergangenes Jahr nach dem Sieg?
Es war ein sehr volles Jahr, was auch der Grund dafür war, warum ich mich Ende des Jahres ein bisschen zurückgezogen habe. Ich bin nach Brasilien geflogen und habe Urlaub gemacht. Das Jahr war sehr vollgepackt, ich konnte viele tolle Jobs machen: Ich habe für
Vivien Blotzki: "Ich würde nicht sagen, dass mich diese Hasskommentare beeinträchtigen"
Was zum Beispiel?
Das bezieht sich vor allem auf Social Media, da hab ich mich zu Beginn sehr unwohl gefühlt, weil alles neu war. Ich nehme neue Herausforderungen zwar gerne an, aber wenn so viele Augen auf einen gerichtet sind - was ich vorher nicht kannte - muss man sich natürlich erstmal rantasten und auch Kooperationspartner sorgfältig auswählen. Man muss ausprobieren, was einem liegt und was nicht.
Sie wurden auch immer wieder mit Bodyshaming und Hasskommentaren konfrontiert. Passiert Ihnen das immer noch?
Vereinzelt, ja. Wenn ich irgendetwas poste, das vielleicht nicht der Norm entspricht oder es etwas ist, was manche Leute nicht erwartet haben, kann es passieren, dass der ein oder andere Kommentar kommt. Mich persönlich trifft das nicht. Ich finde es eher schade und schlimm für Menschen, die nicht so zufrieden mit sich sind, die noch nicht angekommen sind, so wie ich. Die können dadurch sehr schnell aus der Bahn geworfen werden.
Ich habe gelesen, dass Sie auch Hasskommentare angezeigt haben. War das erfolgreich?
Ich habe ein paar angezeigt und das war auch erfolgreich. Ich wollte das machen, um den Personen zu zeigen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist und man mit Konsequenzen rechnen muss. Aber es gibt immer noch zu viele Menschen, die gar nicht verstehen, dass man nicht alles machen kann, nur weil es im Internet passiert.
Gab es im vergangenen Jahr etwas, was sich überhaupt nicht geändert hat?
Die Beziehungen zu meinem Umfeld, zu meinen Liebsten, meiner Familie, meinen Freunden. Da kann ich mich sehr glücklich schätzen, dass sich da nichts verändert hat, Neid spielt nach wie vor keine Rolle. Alle gönnen mir das von Herzen und freuen sich mit mir. Jeder Erfolg, den ich feiere, ist auch deren Erfolg.
Ist das auch eine Stütze, wenn man im Netz Hass erfährt?
Ich würde nicht sagen, dass mich diese Hasskommentare beeinträchtigen. Aber trotzdem ist es natürlich schön, wenn man mit seinem Umfeld darüber sprechen kann - auch wenn man eigentlich schon selbst weiß, wie man am besten damit umgehen soll.
Hatten Sie auch Kontakt zu Heidi Klum?
Ja, ich war auf ihrer Halloween-Party in New York und auch ansonsten hören wir uns hier und da immer mal. Wir sind natürlich beide viel unterwegs. Aber wenn sich die Möglichkeit gibt, sprechen wir miteinander.
Gibt sie Ihnen auch Tipps?
Auf jeden Fall. Wenn ich mich mit irgendwas an sie wende, greift sie mir unter die Arme - das ist auch schon vorgekommen.
Arbeiten Sie hauptberuflich als Model?
Genau, als Model, Content-Creatorin und Influencerin. Dieses Jahr möchte ich den Fokus ein bisschen mehr aufs Modeln legen, ich habe auch neben meinem Management eine geeignete Modelagentur gefunden. In den nächsten Wochen stehen ein paar Test-Shootings und die Fashion Week vor der Tür.
Heidi Klum hat in einem Interview gesagt, dass es mit der Diversity in der Modewelt schon wieder rückläufig ist. Bei Männern etwa würde Plus Size zum Beispiel gar nicht vorkommen. Erleben Sie das auch?
Ich habe das Gefühl, dass viele vermarkten wollen, dass sie divers sind, aber mit der Realität hat das nicht unbedingt was zu tun. Der deutsche Markt ist meiner Meinung nach noch gar nicht so fortschrittlich, dass man sagen könnte, es geht wieder zurück. In den USA gibt es zwar auch vereinzelt gewisse Vorreiter, aber im Großen und Ganzen sieht man nur eine Handvoll Models, die überall vertreten sind. Da muss noch einiges passieren.
Wenn Sie auf Ihre GNTM-Zeit zurückblicken, gibt es etwas, das Sie im Nachhinein kritisch sehen?
Nein, es wurde sehr darauf geachtet, dass alles inkludiert ist. Das war natürlich nicht jedes Mal möglich, weil manche Designer teilweise Klamotten vorgeben, die nicht jedem passen. Aber das GNTM-Team hat sich immer bemüht und darum gekümmert, dass alles passend war. Ich habe keine negativen Erfahrungen gemacht.
Die Vorurteile, dass die Kandidatinnen nichts zu essen bekommen, können Sie also nicht bestätigen?
Nein, ich habe in der Zeit sogar zugenommen - und ich war nicht die Einzige (lacht). Wir waren bestens versorgt, es gab sehr viel zu essen. Und wir waren auch in Amerika, das darf man auch nicht vergessen. Da hat alles doppelt so viel Zucker.
"Man sollte authentisch bleiben, bei sich selbst bleiben und sich treu bleiben"
Ihre GNTM-Kollegin Anya war gerade im Dschungelcamp. Können Sie sich das auch vorstellen?
Nein! Ich kann mir nicht vorstellen, da zu hausen. Freiwillig würde ich sowas nicht machen. (lacht)
Gäbe es eine andere TV-Show, bei der Sie mitmachen würden?
Ich liebäugle ja schon die ganze Zeit mit "Let's Dance". Da würde ich mich sehen, aber ich glaube, darüber hinaus kommt sehr wenig infrage.
Haben Sie einen Tipp oder einen Rat für die Kandidatinnen und Kandidaten, die dieses Jahr dabei sind?
Man sollte authentisch bleiben, bei sich selbst bleiben und sich treu bleiben. Und sich immer dessen bewusst sein, dass die Leute da draußen einen nicht kennen. Man sieht immer nur einen Bruchteil von dem, was wirklich passiert ist und auch nur einen Bruchteil davon, wie man selbst als Person ist. Und wenn man Probleme bekommt mit Kommentaren oder Hass im Netz, darf man nicht vergessen, dass das Netz nicht das wahre Leben ist.
GNTM geht in die 19. Staffel, es gibt immer wieder Kritik an dem Konzept und an Heidi Klum. Können Sie das nachvollziehen?
Ehrlicherweise kann ich es nicht nachvollziehen. Ich verstehe nicht, warum die Kritik oft von denen kommt, die eigentlich sehr von GNTM profitiert haben. Viele, die ihren Beruf jetzt ausüben, können das nur machen, weil sie daran teilgenommen haben. Natürlich kann man sagen, wie man sich selbst gefühlt hat oder was man erlebt hat, da soll natürlich niemandem der Mund verboten werden. Nichtsdestotrotz gibt GNTM Menschen eine Chance.
Würden Sie etwas am Konzept der Sendung ändern?
Ich würde tatsächlich nichts ändern. Während der Dreharbeiten habe ich mich zu 100 Prozent wohl gefühlt. Ich konnte mich auch damit identifizieren, wie ich gezeigt wurde, das war zu 100 Prozent ich. Meine Erinnerung an die Zeit ist echt positiv.
Schauen Sie ab jetzt jeden Donnerstag zu?
Wenn ich die Zeit dazu finde, donnerstags den Fernseher anzuschmeißen, dann auf jeden Fall.
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