Die zweite Folge "Du gewinnst hier nicht die Million" beschert uns mit "Raab sitzt" ein launiges Format, das an die guten, alten Zeiten des Kölners erinnert. Wissensfragen sind allerdings nicht gerade die Stärke der jungen Kandidaten: "Ohne dass wir Fragen beantworten, ist es trotzdem lustig", findet zumindest Raab.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Heute ist der Tag der Zahngesundheit, und da hab ich natürlich reingefeiert", erklärt Stefan Raab mit falschem, knallweißen Gebiss über seinen falschen, eierschalenweißen Zähnen zu Beginn der zweiten Folge seiner neuen Show. Selbst wir aus der Boomer-, Gen-X- und -Y-Fraktion, die angesichts des Comebacks von Raab nostalgisch geworden sind, können befinden: Okay, so ein falsches Gebiss ist wirklich nicht allzu funny.

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Dass Raab in seiner neuen Show "Du gewinnst hier nicht die Million" dann auch noch ewig aus der ersten Folge zitiert, lähmt uns ebenso ein wenig. Ja, sicher, wenn man es toll findet, sich fünf Minuten dem "Arschficksong" von Sido zu widmen, dann muss man natürlich auch die Headline "Festnahme auf Mallorca: Deutscher steckt Sex-Partner Äpfel in den Po" featuren. So weit, so schlecht. Das "An Apple a Day Keeps the Doctor Away" von Raab ist dann wieder ganz gut. Man muss dem Alten eine Chance geben.

Der Stand-up-Part ist unterm Strich schon auch launig, was natürlich auch am schelmischen Grinsen des mit 57 Jahren gar nicht so extrem Alten lag. Er ist kein Mime, aber Pointen ins Rollen bringen, kann er schon ganz gut, der Raab. Den 75. Geburtstag von Bruce Springsteen "feiert" Raab, indem er Szenen aus Live-Gigs des Jubilars einspielt und dem "Boss" dann Elendes wie "Viva Colonia" oder den unsäglichen neuen Raab-Track "Pa aufs Maul" in den Mund legt.

Apropos unsäglich: Zu einem Song von Patrick Lindner, der in der "Giovanni Zarrella Show" performen durfte, meint Raab: "Merken Sie selber, so wenig Emotionen hatten Sie lange nicht mehr." Da kann man schon schmunzeln.

"Raab sitzt" hat es in sich

Nach dem Stand-up-Part folgt mit "Raab sitzt" etwas sehr Raabiges. Worum geht's? Raab hat sich einfach in der Kölner Innenstadt mit Baseball-Mütze und Sonnenbrille, aber durchaus erkennbar, auf eine Bank gesetzt und zunächst einfach gewartet, was passiert. Als sich eine Frau neben ihn setzt und Kekse aus einer Tüte isst, schnorrt Raab wortlos mit der offenen Hand einen Keks – und bekommt ihn auch.

Als Raab mit einer Gabel in die Nudelbox eines älteren Herren fährt, lässt dieser ihn zunächst auch einfach gewähren, beim zweiten Versucht fährt er ihn jedoch mit einem "Ich bin nicht dein Ernährer" an. Erst als Raab dem Mann einen 10-Euro-Schein reicht, lässt er ihn nochmal kosten. So wie "Raab in Gefahr" oder die "Raabigramme" hat auch "Raab sitzt" vermutlich das Zeug zum Dauerbrenner.

Aber jetzt mal ehrlich: Was ist bloß mit den jungen Leuten los? Nach dem Stand-up-Part darf als Überbleibsel aus der ersten "Du gewinnst hier nicht die Million"-Show zunächst Sören ran. Er ist Psychologe und hat noch nie etwas von Sebastian Fitzek und Henning Mankell gehört, ebenso wenig von Stieg Larson. So scheitert er relativ bald.

Emre, der nächste Kandidat, hat es da schon weniger leicht. Er muss jenen Song identifizieren, der nicht von Howard Carpendale geschrieben wurde, und bekommt die Tracks "Deine Spuren im Sand", "Hello again", "Santa Maria" und "Ti amo" zur Auswahl. Zugegeben: Wenn du unter 40 bist, ist das eine veritable Mistfrage. Aber wenn du zu dem Schluss kommst: "Weil da drei englische Songs und ein deutscher stehen, muss ich mit dem deutschen gehen" da darfst du dich nicht wundern, wenn du verarscht wirst.

Jugend ohne Wissen

"Ohne dass wir Fragen beantworten, ist es trotzdem lustig mit dir", sagt Raab zu Emre, der schon seit 15 Minuten vor der Frage sitzt und sich schließlich für Antwort B entscheidet, worauf Raab bereits zum Mikro für sein Abschiedsständchen griff: "Du gehst heut leider leer nach Haus, doch wein dir nicht die Augen aus. Du gehst fast so arm wie du gekommen bist, das ist leider Mist für dich. Vielleicht klappt's beim nächsten Mal, doch glaub mir, dass ich dich nicht schon, denn du gewinnst hier nicht die Million."

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Dana hat aber richtig geraten, und so kommt es zum ersten und letzten Spiel des Abends, zu dem Elton auf die Bühne schlurft. Die Regel des Spiels "Von Teller zu Teller": Ein Ball muss jeweils von Tablett zu Tablett balanciert und dann in eine Glasföhre fallen gelassen werden. Raab, der trotz der langen Pause wenig Nervosität vor der Kamera zeigt, lässt der Duisburgerin am Ende der zweiten Folge seiner neuen Show, die ihre Längen hat, nicht den Funken einer Chance.

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