"Die wichtigste Torte für mich": Im Halbfinale von "Das große Promibacken" wird es emotional. Denn Faisal Kawusi nutzt die jüngste Ausgabe der Sat.1-Backshow, um zwei wichtige Botschaften in die Welt zu senden. Da ist es gar nicht so wichtig, dass Sarah Harrison sich mal wieder zum Wochensieg backt.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Hallo liebe Freundinnen und Freunde der backenden Promis. Heute hüpfen wir über den großen Teich und landschaftlich ist alles drin – vom ewigen Eis bis zum Sandstrand. Und für einen Promi fällt das Finale ins Wasser. Für wen – das sehen Sie jetzt in der fünften Folge von 'Das große Promibacken'."

Es ist ein wenig kryptisch, was Enie van de Meiklokjes da in ihrer Einstiegsmoderation erzählt. Denn wie groß kann dieser Teich schon sein, wenn man über ihn so einfach hüpfen kann, was hat das Ganze mit Backen zu tun und ist die Sache mit dem Wasser nur metaphorisch gemeint oder gibt es tatsächlich einen Platzregen im Studio? Natürlich ist so ein bisschen Geplapper am Anfang da, um erst einmal reinzukommen, aber – Spoileralarm – irgendwie soll van de Meiklokjes mit ihrem Kauderwelsch recht behalten.

Zuvor wird allerdings noch einmal der bisherigen Seriensiegerin gehuldigt, denn Sarah Harrison will die rote Schürze als Erkennungszeichen des Wochensiegs gar nicht mehr hergeben. "Ich hab schon wieder die rote Schürze, was mich unglaublich stolz macht", freut sich Harrison, doch die Konkurrenz sieht die Sache eher pragmatisch, wie zum Beispiel Natalia Avelon: "Viermal hintereinander die rote Schürze? Glückwunsch. Ich will lieber die 10.000 Euro."

"Das große Promibacken": Ein Eisberg aus dem Ofen

Doch bis Avelon das Geld für einen guten Zweck kassieren kann, muss sie erstmal Aufgabe Nummer eins lösen und hier wird auch schon ein Teil von van de Meiklokjes’ Anfangsverschlüsselung geknackt. Unter dem Motto "Baked Alaska" sollen die Promis eine kuppelförmige Baisser-Torte backen, die am Ende aussieht wie ein kleiner Eisberg und das Ganze auch noch in zwei Stunden.

Innerhalb des eigentlichen Rezepts haben die großen Promibäcker Gestaltungsspielraum. Sarah Harrison nutzt den für eine Erdbeer-Basilikum-Note und Pistazien-Rührteig, Detlef Soost mag’s lieber mit Erdnussbuttermousse und Mandelmürbeteig und Natalia Avelon versucht es mit einer Kombination aus beidem und nutzt Basilikum-Joghurt-Mousse mit einem Mandelbiskuit. Faisal Kawusi ergänzt die Rezepte der Kollegen mit seinem Erdbeerkern auf einem Pistazienbiskuit.

Und während die Promis da so vor sich hin rühren, erzählt der Off-Sprecher mit dem Esprit eines Alleinunterhalters, dass die Pistazie botanisch gesehen gar keine Nuss ist und dass in der Baked-Alaska-Torte früher eigentlich Speiseeis war. Und als Natalia Avelon "immer muss irgendwas sein" nörgelt, weil ihr der erste Teig misslingt, erklärt der Off-Sprecher allen Ernstes: "So ist das in dieser Show", als sei "Das große Promibacken" der Adrenalinbooster unter den Mittwochabendshows.

Faisal Kawusi: "Die wichtigste Torte für mich, die ich in diesem Wettbewerb hier mache"

Es ist aber auch schwierig, eine Show zu kommentieren, bei der sich der Ruhepuls nicht vom Maximalpuls unterscheiden lässt und wo bereits die Spannung lodert, wenn Sarah Harrison mal der Strudelteig reißt. Daher ist es umso erstaunlicher, dass Faisal Kawusi in seiner Torte mehr sieht, als nur eine Torte. Er hat sich nämlich für die Farben der afghanischen Flagge entschieden, denn "es ist meine Verantwortung als afghanischer Künstler, darauf aufmerksam zu machen und den Menschen zu zeigen, wie groß das Leid in meiner Heimat ist. Das ist die wichtigste Torte für mich, die ich in diesem Wettbewerb hier mache."

"Er ist ultranervös, angespannt. Diese Torte ist sein Herzensprojekt", stellt auch Juror Christian Hümbs fest, als Kawusi sogar vor dem Froster weitermacht, um Zeit durch kurze Wege zu sparen. Am Ende wird es tatsächlich knapp für ihn, für Avelon sogar noch knapper. Aber Kawusi ist bereit, den Geschmack seiner Torte zu opfern, denn ihm ist die Botschaft an Afghanistan, die hinter seiner Torte steckt, wichtiger, wie er unter Tränen erklärt: "Wir haben euch nicht vergessen!"

"Das große Promibacken": Ich back mir eine Insel

Ein emotionaler Höhepunkt, den man so in einer kuscheligen Backshow erst einmal nicht erwartet, der dadurch aber umso besser wirkt. Doch da Kawusi nicht nur afghanische Wurzeln hat, sondern auch komödiantische, witzelt er im Anschluss gleich los, als sich die Jury für die technische Prüfung Amerikaner von den Promis wünscht: "Nach meiner Afghanistan-Torte kommen Amerikaner – wie taktlos ist das denn?"

So oder so ist damit auch die Frage mit dem "großen Teich" geklärt und das ins Wasser gefallene Finale erschließt sich, wenn man die Vorgabenstichworte der dritten Aufgabe "Meine Inseltorte", "stimmiges Geschmackserlebnis", "ein Teil über, ein Teil unter dem Meeresspiegel" und "realistisch ausdekoriert" hört. Das funktioniert auch bei allen so weit ganz gut, nur Natalia Avelon bekommt nach dem Auskühlen nicht den Edelstahlring von ihrer Inseltorte, der das Gelatine-Meer zusammenhalten soll. Am Ende muss die Jury den Ring bei der Verkostung entfernen und dabei stürzt tatsächlich ein kleiner Teil des Meeres ein.

Faisal Kawusi nutzt hingegen auch diese Aufgabe, um mit seiner "No Hope"-Torte auf die vielen Flüchtenden der Welt aufmerksam zu machen. Die Jury nimmt die Botschaft bei der Verkostung vergleichsweise nüchtern hin, ihr sind handwerkliches Geschick und Geschmack wichtiger. In der Tat kann man darüber streiten, ob eine harmlose Backshow der richtige Ort für solche Botschaften ist, aber mal anders gefragt: Warum denn nicht?

Egal, wie man die Frage beantwortet, am Ende gibt es auch in dieser Folge Gewinner und Verlierer und so ziehen Sarah Harrison als Wochensiegerin, Faisal Kawusi und Detlef Soost ins Finale in der kommenden Woche ein.

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