Wenn der Elon einmal klingelt: Bei "Die Höhle der Löwen" verschmähten zwei Gründer einst ein Angebot von Tesla-CEO Elon Musk. Nun wollen sie ihr E-Motorrad bei Maschmeyer, Rosberg und Co. vorführen. Doch anders als der visionäre Unternehmer wollen die "Löwen" ihre Geldbeutel nicht aufmachen.

Christian Vock
Eine Kritik
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Bei der "Höhle der Löwen" wurden ja schon einige Dinge vorgestellt, bei denen man getrost fragen kann, ob sie die Menschheit oder auch nur irgendeinen Menschen nach vorne bringen. Aber die Krux mit Erfindungen ist eben, dass man oft erst hinterher weiß, ob sie etwas bringen.

Bei der Erfindung des Verbrennungsmotors zum Beispiel hätte man zu Recht fragen können: Was ist denn an der Pferdekutsche bitte so falsch, die bringt einen doch auch von A nach B? Aber dann hätte man eben auch auf SUVs verzichten müssen.

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Oder auf überfüllte Straßen, verlorene Zeit beim Parkplatzsuchen, Autounfälle, Staus, zugeparkte Fahrradwege, gestiegene CO2-Emissionen, Motorenlärm, versiegelte Flächen, teure Reparaturen, Ressourcenverbrauch, den Dieselskandal oder selbstverständlich auch auf die nervigen Diskussionen mit dem Beifahrer. Ja, oft weiß man wirklich erst hinterher, ob bei einer Erfindung die Vor- oder die Nachteile überwiegen.

Auch in der neuesten Folge von "Die Höhle der Löwen" weiß man nicht immer sofort, ob da nun ein wirklicher Gewinn vor einem steht. Das muss der Zuschauer im Zweifelsfall alleine für sich entscheiden. Dem Sender ist erst einmal vor allem wichtig, ob die Show funktioniert, die Investoren dagegen sind vornehmlich an einem potenziellen Geschäft interessiert – genauso wie die Gründer.

"Die Höhle der Löwen": Novus – zwischen Musk und Maschmeyer

Die ersten, die in dieses Rennen um Sinn, Unterhaltung und Geld einsteigen, sind am Montagabend René Renger und Markus Weidig von Novus. Die beiden haben mit ihrem Team "ein Zweirad entwickelt, mit dem man die Zukunft schon heute fahren kann", wie sich die Gründer mit einem ziemlich abgedroschenen Werbespruch vorstellen.

Der Off-Sprecher geht sogar noch weiter und nennt die beiden "Visionäre". Zukunft schon heute, Visionen – da muss offenbar wirklich etwas Großes kommen. Insbesondere, weil die beiden Gründer auch während der Präsentation mächtig auf die Sahne klopfen: Vom "ersten Premium-Elektroleichtkraftrad der Welt", von "etwas völlig Neuem", "etwas weltweit Einzigartigem", sprechen Weidig und Renger da.

Die beiden haben auf den ersten Blick mit ihrem Team ein E-Motorrad entwickelt, nennen es aber "viel, viel mehr als ein Motorrad. Eine moderne Skulptur auf Rädern", etwas, das die "Grenzen zwischen einem E-Bike und einem Motorrad komplett auflöst."

Hui, klingt natürlich gut, außerdem soll es leichter sein als die Konkurrenz, man kann es per App aktivieren und schick sieht es auch noch aus. Sagen zumindest Dagmar Wöhrl und Judith Williams. Auch Elon Musk soll es so gefallen haben, dass dessen Sekretärin anrief. Aber die Gründer haben das Kaufangebot für den Prototypen abgelehnt.

Nun eben Carsten Maschmeyer statt Musk, doch der Bremer Investor ist ein bisschen pingelig, will es nach all den Lobeshymnen erst einmal ein bisschen konkreter haben: "Was ist jetzt wirklich der Unterschied und Vorteil?"

"Die Höhle der Löwen": viel Geld wegen "ein paar E-Mails"

Den können Renger und Weidig zwar benennen: "Unser USP, ist wirklich die Emotionalität, der Emotional Selling Point", aber für Maschmeyer ist das immer noch nicht griffig genug. Also versuchen die Gründer es wieder mit Wortreichtum, sagen Sätze wie "Die Magie liegt in der Kombination", "Am Ende investieren sie hier in eine Idee" oder "Bei uns ist die Summe die Kombination aus vielen vielen Elementen."

Maschmeyer überzeugt das nicht: "Es gefällt mir alles sehr, sehr gut. Aber immer, wenn ich etwas konkret wissen will: Was ist jetzt einzigartig, was ist schneller, günstiger, leichter? – Ja, das ist das Lebensgefühl, Sie können heute schon in die Zukunft spüren und erleben: Das ist mir zu schwammig und die Antwort, der USP ist ein emotionaler SP, sind für mich nicht genug harte Faktoren als Investor und deswegen bin ich raus."

Bleibt am Ende nur noch Nico Rosberg übrig. Der traf die beiden Gründer bereits bei seinem Greentech Festival, kann sich aber nicht mehr daran erinnern. Das dürfte ihm nach dem Auftritt von Weidig und Renger nun zwar nicht mehr passieren, doch weil die beiden 1,6 Millionen Euro einsammeln wollen, ist Rosberg skeptisch: "Das ist ganz viel Geld und das ist Riesenrisiko."

Die Gründer verweisen noch einmal auf die positiven Reaktionen auf Messen, der Straße und per Mail, können Rosberg damit aber auch nicht mehr umstimmen: "Ich kann jetzt nicht 1,6 Millionen wegen ein paar E-Mails."

Nils Glagau: "Wehe, da sind irgendwelche Leichen bei euch im Keller"

Es ist offenbar nicht so leicht, ein Produkt zu entwickeln und dann bei "Die Höhle der Löwen" auch noch den Vorteil dieses Produkts so zu erklären, dass Zuschauer, Sender und Investoren gleichermaßen ihren Spaß haben. Zumindest ist den Herren von Novus an diesem Montagabend nicht gelungen – und damit sind sie in dieser Folge ein bisschen alleine.

Valentin Muckle und Jeffrey Javelona haben die nach eigenen Angaben "cleverste Blumentopfabdeckung der Welt" in "die Höhle" gebracht. Was folgt, sind viel lobende Worte, aber keiner der "Löwen" will investieren. Bis auf Ralf Dümmel. Der erkennt die Vorteile der Übertöpfe für den Kunden – und für sein Portfolio.

Bei Karsten Kossatz ist es genau umgekehrt. Hier buhlen alle "Löwen" bis auf Ralf Dümmel um sein Unternehmen independesk, eine Vermittlungsagentur für freie Schreibtische zum Arbeiten. Am Ende und nach harten Verhandlungen macht das Kombi-Angebot von Maschmeyer und Kofler das Rennen.

Ähnlich gut läuft es für Lina Bouhmidi. Die 20-jährige Jura-Studentin hat einen Imprägnierstift aus "Latex, Öl und Wasser" entwickelt, mit dem man die Nähte von weißen Sneakern reinigen und schützen können soll. "Du brauchst so viel Hilfe", erklärt Ralf Dümmel der Junggründerin von Glossy Seams – das inzwischen Glossy Dreams heißt, will ihr aber diese Hilfe gerne geben.

Die bekommen auch Erik Ditmer und Tristan Brümmer von Joybräu. Die beiden Hamburger haben sich ein Bier ausgedacht, in dem zwar kein Alkohol, dafür aber Proteine und Vitamine drin sind. Die Investoren sind erst einmal grundsätzlich angetan, nur Carsten Maschmeyer wittert Schmu: "Ihr wollt heute Marketing und nichts anderes."

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Auch Nils Glagau spürt ein "Beigeschmäckle", ohne es konkret zu benennen und warnt die Gründer: "Wehe, da sind irgendwelche Leichen bei euch im Keller." Die Jungunternehmer verneinen und einigen sich mit Glagau auf einen Deal. Und so bleiben die beiden Gründer von Novus die einzigen an diesem Abend, die die Investoren nicht davon überzeugen konnten, dass ihr Produkt irgendeinen Vorteil hat – welchen auch immer.

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