Plastik, Plastik, Plastik. Jenke von Wilsmdorff macht sich in seinem neuesten "Jenke Experiment" auf die Suche nach Plastik. Dafür muss er nicht groß Spuren lesen, denn Plastik ist überall. In uns und um uns herum. "Das Jenke-Experiment: Das Plastik in mir: Wie der Müll uns krank macht" zeigt ein erschreckendes Bild von unserem Plastik-Planeten, aber auch Wege aus der Plastik-Falle.
Jenke von Wilmsdorff ist einer, der dorthin geht, wo's wehtut. In seinen TV-Selbstversuchen experimentierte er mit den Folgen von Fehlernährung oder Drogenkonsum, er testete das Leben als alter Mensch, im Gefängnis oder im Rollstuhl.
In der jüngsten Ausgabe von "Das Jenke-Experiment", die am Montagabend bei RTL ausgestrahlt wurde, geht von
Dass es bald mehr Plastik im Meer geben könnte als lebende Organismen, hat vielleicht jeder schon einmal gehört. Dass es besser für alle ist, beim Einkaufen auf die Plastiktüte zu verzichten, vielleicht auch. Und wer sich bereits ein bisschen näher mit dem Thema Plastik beschäftigt hat, hat zumindest eine Ahnung, wo es sonst noch drinsteckt – nämlich überall.
"Das Jenke-Experiment": vier Wochen Plastik-Wahnsinn
Dass das so ist, darauf will von Wilmsdorff nun in "Das Jenke-Experiment: Das Plastik in mir: Wie der Müll uns krank macht" aufmerksam machen: "Es könnte der Tag werden, an dem ich dem einen oder anderen die Augen öffne für ein Problem, das wir alle haben, das aber längst nicht allen bewusst ist."
Wie aber will von Wilmsdorff "die Augen öffnen" für ein Problem, das eigentlich nicht zu übersehen ist? Und warum, schließlich wollte auch er, wie wahrscheinlich sehr viele Menschen, eigentlich seine Augen vor dem Problem verschließen.
Doch dann habe von Wilmsdorff gelesen, dass wir jede Woche über die Nahrung, über die Luft, über Kosmetik Plastik in der Menge einer Kreditkarte zu uns nehmen, erzählt von Wilmsdorff, während er mit einer Kreditkarte wedelt.
Und damit wären wir auch schon beim Wie. Denn obwohl das Problem eigentlich jedem bekannt sein sollte, sind wir offenbar weiter von einer Lösung entfernt denn je. Deshalb will es von Wilmsdorff so plastisch, so anschaulich und eindrucksvoll wie möglich und da ist das Beispiel mit der Kreditkarte noch das kleinste. Der Reporter will es größer.
Deshalb startet er wieder einen Selbstversuch: "Wie entwickelt sich das, wenn ich es vier Wochen lang auf die Spitze treibe?", fragt sich von Wilmsdorff und hat folgenden Plan: "Vier Wochen lang esse und trinke ich nur Lebensmittel, die in Plastik verpackt sind."
"Ein plastikfreier Körper? Nein."
Bevor es losgeht lässt er in einem spezialisierten Labor Urin- und Blutproben für einen Vorher-Nachher-Test nehmen. Dort erhält er vom Chef des Labors auch einen ersten Hinweis auf das vermutliche Ergebnis: "Ein plastikfreier Körper? Nein." Der Mensch sei ständig von Stoffen umgeben, denen er nicht ausweichen könne, ein "toxisches Grundrauschen", erklärt Stefan Moellhausen.
Um dieses Grundrauschen im Sinne seines Selbstversuches zu erhöhen, geht von Wilmsdorff dorthin, wo wir alle unser täglich Plastik herbekommen, in den Tempel unserer Plastik-Religion: den Supermarkt.
Ein ehemaliger Experte des Umweltbundesamtes berät ihn dabei, wo besonders viel Plastik drinsteckt und von Wilsdorff greift zu: Konservendosen, Wurstaufschnitt, Fisch, Muscheln, Wasserflaschen, Fertiggerichte und so weiter.
Das ist besonders anschaulich, weil diese Produkte sicher bei vielen im Einkaufswagen landen. Doch von Wilmsdorf will das Thema Plastik nicht auf den heimischen Supermarkt begrenzen, sondern ein möglichst umfassendes Bild unseres Plastikproblems zeichnen.
Müll, Mikroplastik und die Malediven
Also reist er auf die Malediven zur "größten Müllinsel der Welt", wo der Müll abseits der Touristenaugen wahllos verbrannt wird. Er testet Kita-Kinder auf Weichmacher mit erschreckendem Ergebnis, reist nach Südostasien deutschem Müll hinterher, besucht einen Unverpackt-Laden, fischt mit einem Forschungsschiff Mikroplastik aus der Nordsee, besucht eine Familie, die plastikfrei lebt, und, und, und.
Von seinen Reisen und Experimenten bringt von Wilmsdorff schockierende Bilder mit von Müllberge-Dörfern, Flüssen voller Plastik und von den Kindern die Erkenntnis, dass bei allen Weichmacher im Körper nachgewiesen wurden.
Bei von Wilmsdorff selbst sind die Ergebnisse nicht weniger schlimm. Die Weichmacher-Werte im Urin waren zum Teil um das Zweihundertfache erhöht, die im Blut sogar um das Vierhundertfache.
"Jenke-Experiment": Leben ohne Plastik ist möglich
Von Wilmsdorffs Botschaft: "Wir müssen was tun, sonst ersticken wir am Plastik." Wir? Natürlich, wer denn sonst? Und was ist mit der Politik? Schließlich hat die den größten Hebel, etwas zu verändern. Die lässt von Wilmsdorff nicht außen vor, auch wenn er sie nicht wirklich in den Schwitzkasten nimmt.
Er trifft sich mit Umweltministerin Svenja Schulze, stellt sie zur Rede, was sie gegen den Irrsinn tun will und konfrontiert sie mit geschönten deutschen Recyclingzahlen, denn eine riesige Menge des Mülls aus der Recycling-Statistik wird tatsächlich nach Asien gebracht und dort verbrannt.
Also alles ganz furchtbar? Ja. Aber von Wilmsdorff - und das ist das Gute an seinem Plastik-Experiment - zeigt auch kleine Wege raus aus der selbstverschuldeten Plastik-Abhängigkeit. Vom banalen Ersatz von Plastik- durch Glasflaschen bis zum Trennen des Aludeckels vom Plastikjoghurtbecher bevor man ihn wegwirft, denn sonst ist das Ganze nicht zu recyclen.
Konsumenten haben es selbst in der Hand
Was von Wilmsdorff allerdings nicht macht, ist, die Systemfrage zu stellen. Wird es reichen, einfach weniger Plastik zu konsumieren? Oder ist das der Kampf gegen Windmühlen, ein oberflächliches Kratzen an einem globalen System, das nicht ohne Ausbeutung des Planeten funktionieren kann, funktionieren will?
Dass der Mut der Politik, wirklich Entscheidendes zu verändern, nicht besonders groß ist, sieht man am jüngsten Klimapaket der Bundesregierung. Und so passt es ins momentane Bild, dass auch beim "Jenke-Experiment" die Botschaft lautet: Fangt selbst damit an! Wenn ihr es nicht macht, macht es keiner!" Das kann deprimieren, muss es aber nicht. Denn es bedeutet auch, dass wir es selber in der Hand haben.
Bei den Öhlers jedenfalls hat es funktioniert. Sie haben nicht nur ihren Plastikmüll enorm reduziert, sondern damit auch die Weichmacher-Werte im Blut, was sogar die Experten überrascht und Mutter Magdalena ganz besonders freut: "Dann lohnt sich das Ganze!"
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