"Und ich kann alles machen, was ich will?", fragt Luke Mockridge im Start-Einspieler seiner neuen "Great Night Show" den Entertainment-Gott in Person von Roberto Blanco. Dass er ganz offenbar nicht alles machen kann, was er will, musste Mockridge nach seinem Auftritt im "Fernsehgarten" erfahren. Am Freitagabend kam nun die Auflösung des Streichs, die gleichzeitig auch das Highlight der Show war.
Wäre sie doch einfach auf die Bühne gegangen, hätte ihn in den Arm genommen, ein bisschen am Ohr gezogen und ihm zu seinem offensichtlichen Streich, lustig oder nicht, gratuliert. Doch stattdessen zog
Was war passiert? Mockridge telefonierte auf der "Fernsehgarten"-Bühne mit einer Banane, erzählte seltsame Witze und verglich alte Menschen mit Kartoffeln. Nicht lustig? Ja. Respektlos? Ansichtssache. Ernst gemeint? Ganz offensichtlich nicht. Ein Skandal? Erst recht nicht und man muss zugeben, dass es im "ZDF-Fernsehgarten" schon schlechtere Auftritte gab, die allerdings ernst gemeint waren.
Man mag Andrea Kiewel ihre Entrüstung und ihr Getroffensein abnehmen, wirklich souverän war ihre Reaktion nicht, schließlich kennt man Mockridge nicht als "Kollegenschwein", der für einen Kalauer über Leichen geht. Und so wird der Comedian am Ende trotz des Riesenprotests wegen seines Auftritts als Letzter gelacht haben, denn eine bessere PR als eine unsouverän-wütende ZDF-Moderatorin hätte sich Mockridge bei seinem Zielpublikum gar nicht wünschen können.
"Fernsehgarten"-Streich: Die Kinder waren's
Ja, hätte sie ihn einfach in den Arm genommen, gelacht und die Ohren lang gezogen. Dann wäre es am Freitagabend vielleicht etwas weniger unangenehm geworden für Andrea Kiewel, als Mockridge den Spaß hinter der Empörung auflöste.
"Ich hab' mir Autoren gesucht", erklärt Mockridge gleich zu Beginn seiner neuen Show und holt dann auch gleich das Autorenteam, das hinter seinen "Fernsehgarten"-Gags steckt, auf die Bühne: einen Haufen Kinder - und die hatten eben so ihre ganz eigene Vorstellung davon, was witzig ist und was nicht.
Und so schickten sie Mockridge mit klaren Aufträgen auf die "Fernsehgarten"-Bühne: Bananen-Telefonat, Fritzchen-Witz, Achseltrompete, Affenimitation und andere Späße, die eben nur Kinder lustig finden. Vor diesem Hintergrund erscheint der vermeintliche Skandal dann schon deutlich weniger skandalös oder wie es eines der Kinder formulierte: "Die sollen einfach mal an ihre Kindheit zurückdenken, was sie da alles gemacht haben."
Haben sie aber nicht. Stattdessen brach ein Hass-Wirbelsturm über Mockridge herein, wie der Comedian erzählt. Ein besonders verärgerter Mann hatte Mockridge sogar angezeigt und die "Bild"-Zeitung, Haus- und Hofblatt für alle Dauerempörten, ließ gar nicht mehr von Mockridge ab.
Das fiel natürlich auch dem Comedian auf und so rückte Mockridge zu Beginn erst einmal die Relevanz seines Streichs zurecht: "Wenn das unsere schlimmsten Probleme sind. Hongkong, Brexit, der Amazonas brennt - aber Banane geht gar nicht!"
Mauerfall-Musical mit Nora Tschirner und David Hasselhoff
So ganz entlassen kann man Mockridge aber bei seinem Streich nicht, denn er hätte sich denken können - und wird das auch getan haben - was passieren wird. Sein Verdienst ist es daher, den ganzen "Skandal" in seiner Show ins rechte Licht zu rücken und all den Erregten und Beleidigten den Spiegel vorzuhalten.
"Bin gespannt, wie die jetzt alle die Kurve kriegen", erklärt dann auch entsprechend
Was Mockridge in der ersten Ausgabe seiner neuen Show bot, war nämlich weitestgehend Latenight-Standard, gepaart mit dem, was man von Mockridge bisher gewohnt ist: eine Studio-Band, ein Gast zum Plaudern, ein anderer Gast für die Musik (Lewis Capaldi), ein Video-Montage-Sketch, ein Kinder-Comedian, eine Tanzperfomance in der Bonner Innenstadt und ein Musical zum Mauerfall mit Tschirner und
Das war zum Teil lustig, zum Teil nicht so, vor allem aber so gut wie immer völlig unpolitisch. Mockridge ist zwar ein Unterhaltungsallrounder, Politisches überlässt er aber lieber Kollegen wie Jan Böhmermann. Selbst sein Mauerfall-Musical hatte lediglich einen gesellschaftskritischen Anstrich.
"Luke! Die Great Night Show": gehobener Standard
Richtig positiv fiel eigentlich nur Kinder-Comedian Carl Josef auf, richtig negativ nur die beiden völlig deplatzierten Übergänge in die Werbung. Der Rest war gehobener Standard wie man ihn von Mockridge kennt. Trotzdem oder genau deshalb wird Mockridges Prophezeiung "Euer neuer Wegbegleiter für die nächsten acht Wochen" wohl auch kein Wunsch für seine Show bleiben.
Denn auch wenn die Quoten der Auftaktfolge sicher dem einen oder anderen Zuschauer geschuldet sind, der nur die Auflösung des "Fernsehgarten"-Streichs sehen wollte, hat Mockridge genügend Stamm-Publikum, das bei der "Great Night Show" typisches Mockridge-Fernsehen bekommt und wieder einschalten wird.
Spannend könnte höchstens noch die Antwort auf die Einladung, in die Show zu kommen, werden, die Mockridge zur Versöhnung an Andrea Kiewel aussprach und diese damit erneut in die Bredouille brachte. Kiewel wird sich nämlich einen Auftritt sicher zweimal überlegen, denn eigentlich kann sie dabei nur verlieren.
Geht sie nicht hin, verpasst sie die Chance, etwas an verloren gegangener Souveränität zurückzugewinnen. Geht sie hin, bekommt Mockridge ihretwegen schon wieder Publicity. Eine klassische Lose-lose-Situation. Wäre sie doch einfach auf die Bühne gegangen und hätte ihn in den Arm genommen.
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