Fast könnte man meinen, "Das Sommerhaus der Stars" sei über die Jahre zu einem Format verkommen, bei dem es nur noch Intrigen, Streits und Beleidigungen gibt. Aber der Eindruck täuscht, denn so war "Das Sommerhaus" schon immer. In Folge neun hat ein Paar von all dem nun genug und haut freiwillig in den Sack.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Dass eine Folge "Das Sommerhaus" mit einem Streit endet, ist nichts Ungewöhnliches. Dass die nächste Folge mit einem Streit beginnt, genauso wenig. Dass sie aber auch mit einem freiwilligen Auszug startet, das kam noch nicht so oft vor. Aber genau das passiert in Ausgabe Nummer neun und damit nachvollziehbar ist, warum das passiert, muss man wissen, was in Folge acht vorgefallen ist. Daher eine Kurzzusammenfassung:

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Serkan Yavuz wollte die eine Hälfte der Bewohner überreden, Zico Banach und Pia Tillmann aus dem Haus zu wählen. Weil die sich allerdings vor einer Hinauswahl schützen konnten, musste ein Ersatz her und das wurden Justine Dippl und Arben Zekic. Yavuz wähnte Aleks Petrovic auf seiner Seite, doch der durchschaute das Spiel und wählte stattdessen Yavuz' "Schachfigur" Maurice Dziwak und dessen Freundin Ricarda Raatz. Ein Eklat für Yavuz, der eskalierte, als Petrovic im Eifer des Wortgefechts sagte: "Deine Tochter wird sich für dich schämen."

Eine Formulierung, die nicht nur Team Yavuz pikiert, sondern auch Petrovics Freundin Vanessa Nwattu: "Das ist, worum's hier geht: Werte, Aleks. Wo sind deine Werte?", fragt sie ihren Freund zu Beginn von Folge neun. Aus einer Werte-Perspektive haben die Bewohner das "Sommerhaus" bisher tatsächlich eher selten betrachtet, da wundert es nicht, dass auch Petrovic erst einmal desorientiert wirkt. Auch an anderer Stelle macht man sich so seine Gedanken über die Show: "So was über sich ergehen zu lassen für Geld, finde ich schwierig", denkt Pia Tillmann laut über ihre Existenz im Trash-TV nach.

"Das Sommerhaus der Stars" – ein Spiegelbild der Gesellschaft?

Im Team Toupet ist man sogar noch einen Schritt weiter. "So viel ist das auch nicht", urteilt Carina Crone über die 50.000 Euro Preisgeld und Tim Toupet gesteht: "Ich kann mir dieses Gerede nicht mehr von Ehre, das und das anhören", denn auch dem Malle-Entertainer wurde nicht nur einmal Verrat von Maurice Dziwak vorgeworfen. Toupets Fazit: "Ich hab hier Extremsituationen erlebt, die ich in meinem 51-jährigen Leben zum Glück so noch nie erlebt habe und ich möchte sie auch nicht mehr erleben." Und so teilt er den ersten Bewohnern mit, was er und seine Freundin Carina zu tun gedenken und das so kurz und bündig, wie es nur geht: "Wir sind jetzt weg."

Dass seine Entscheidung auf geteiltes Echo stößt, ist Toupet herzlich egal: "Bloß weg hier, bloß weg hier von diesen Menschen." "Diese Menschen" bereiten derweil das Erlebte auf und hier scheint Vanessa Nwattu etwas aufgefallen zu sein: "Das ist, was ich hier echt gelernt hab: Das Spiegelbild der Gesellschaft ist hier richtig präsent." Eine Aussage, die man auch als recht krassen Vorwurf an die Gesellschaft interpretieren kann. Gleichwohl lohnt es sich, einmal über Nwattus Worte nachzudenken.

Dass die Bewohner keinen Querschnitt der Gesellschaft abbilden, ist offensichtlich. Hier gibt es weder Lehrer, Handwerker, Erwerbslose oder Politiker, sondern lediglich Menschen, deren Brot es auch ist, sich in Shows wie diese zu setzen. Aber sind die Verhaltensweisen, die hier an den Tag gelegt werden, welche, die jeder in einer solchen Situation auch an den Tag legen würde? Die Antwort muss jeder in sich selbst finden und sie kann ebenso erschreckend wie beruhigend sein.

Vanessa Nwattu: "Das ist menschlicher Abgrund, wo ich hier bin"

Aber die Bewohner sind nicht zum Philosophieren da, sondern zum genauen Gegenteil: zum Schreien, Zetern und Sich-Niedermachen. Und da entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Tim Toupet genau aus diesen Gründen gegangen ist, nun aber "diese Menschen", die er meinte, durch seinen Auszug noch weiter von "Ehre und das und das" reden können. Denn RTL gibt bekannt, dass die Exit-Challenge wegen Toupets Auszug ausfällt, diesmal also niemand das Haus verlassen muss.

"Diese Leute", mutmaßlich Maurice Dziwak, können also aufatmen und freuen sich über den vermeintlichen Rückschlag für Team Petrovic: "Boah hatte der eine Fresse gezogen, is dat geil", meint Maurice und auch Serkan Yavuz zeigt in der Sekunde des Triumphs wahre Größe: "Scheiße gelaufen, Aleks. Ha ha!", flötet er schadenfroh zu Petrovic, ist sich aber offenbar nicht bewusst, dass das mehr über ihn aussagt, als über Petrovic. Nein, im "Sommerhaus der Stars" kann sich eigentlich niemand als Gewinner fühlen.

Gespielt wird trotzdem, aber nun eben um einen neuen Nominierungsschutz. Diesmal müssen die Promis in zwei Dreiergruppen Klötzchen horizontal stapeln und Zico Banach ist der erste, der spürt, warum sich RTL immer wieder dieses Spiel für die Show aussucht: "Dieses Spiel macht mich aggressiv, Alter." Auch bei denen, die noch nicht gespielt haben, herrscht ein Stimmungstief: "Ich möchte hier nicht mehr sein. […] Ich möchte keinem mehr hier in die Augen blicken", erklärt Vanessa Nwattu, während Yavuz und Dzwiak im Hintergrund feixen. Petrovic sieht die Sache im Grunde ähnlich, will seinen beiden Kontrahenten die Genugtuung aber nicht gönnen. Auch nicht, als Freundin Vanessa drastisch wird: "Das ist menschlicher Abgrund, wo ich hier bin."

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RTL präsentiert Überraschung

Doch weil man Petrovics Angst, als feige zu gelten, nachgibt, können er und Nwattu dabei zusehen, wie sich auch bei ihren ärgsten Konkurrenten Yavuz und Dziwak die Aggressivität des Spiels entfaltet. Am Ende gewinnen Team Banach und Team Petrovic ihre jeweiligen Gruppen-Duelle und weil Vanessa und Aleks schneller waren, genießen sie nun Nominierungsschutz. Ein Umstand, der bei Maurice für Unmut sorgt, macht er doch seine Freundin Ricarda für die Niederlage verantwortlich.

Aber weil "Das Sommerhaus" eben "Das Sommerhaus" ist, hat RTL ein zweites Spiel mit noch größerem Aggressionsaktivierungspotenzial arrangiert. Dementsprechend satt geht die Trash-TV-Truppe aus dem Spiel, vor allem aber Ricarda und Maurice. Ein Beispiel? Sie fragt: "Was hast du gerade für ein Problem, Alter?" Er antwortet: "Weil du hier nur scheiße laberst." Die Lösung der beiden? Sie: "Dann trenn du dich doch!" Er: "Wenn dat darauf hinausläuft, dann isset so."

Und so kulminiert mal wieder alles in der Nacht der Entscheidung, bei der wieder alte Rechnungen eingereicht und neue Rechnungen geschrieben werden. Aber RTL hat hier noch einen kleinen Coup vorbereitet: Die Sieger der beiden Spiele, Serkan und Aleks, müssen sich zwischen Team Banach und Team Dziwak entscheiden und weil Yavuz Petrovic überredet und der sich überreden lässt, fällt die Wahl auf Pia und Zico. Eine Entscheidung, die vor allem an Pia nagt: "So eine verlogene Pisse, Alter!"

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