Wenn man als Eltern süße kleine Fünflinge an der Backe hat, was hierzulande jetzt nicht wahnsinnig häufig vorkommt, ist irgendwie immer alles eine schwere Geburt. Vor 23 Jahren kamen die Beutelspacher-Fünflinge Esther, Silvana, Daniel, Christian und Johannes in Heidelberg zur Welt. Seither sind sie und ihre Eltern auch Stammgäste im "stern TV"-Studio, denn das Format begleitet die Beutelspacher von Anfang an. Jetzt überraschte man die lebhafte Familie mit einem Kinofilm, der ihr eigenes bisheriges Leben Revue passieren ließ. Mit dabei: Menschen, die die Beutelspacher ein Stück ihres Weges begleitet haben. Am Ende kullerten Tränen.
Als sie vor 23 Jahren in der Uniklinik Heidelberg das Licht der Welt erblickten, war die mediale Resonanz gewaltig. Nicht allzu häufig kommen in Deutschland Fünflinge auf die Welt. Jene aus Auerbach in Baden-Württemberg – Esther, Silvana, Daniel, Christian und Johannes – sowie deren Eltern Ursula und Markus Beutelspacher waren und sind eine echte Sensation. Nach wie vor drehen sie ihre Runden in der Medienlandschaft, wobei "stern TV" sich ihrer von Anfang an besonders angenommen hat. Das Format begleitet die sieben Beutelspacher inzwischen 23 Jahre mit der Kamera. Im Kreißsaal, in Urlauben und in unzähligen anderen Settings war das RTL-Team schon mit von der Partie. Jetzt überraschte es die Familie mit einem eigenen Kinostreifen, der von ihrer langen und emotionalen Reise erzählt.
Überraschung für die Beutelspacher im Kölner Kino
Die Beutelspacher hatten überhaupt keine Ahnung. Und dachten, sie seien wieder einmal ins "stern TV"-Studio unterwegs. Für sie absolute Routine seit über zwei Jahrzehnten. Doch man entführte sie in ein Kino in Köln, wo bereits zahlreiche Menschen, darunter jede Menge Freunde und Bekannte der Familie, und ein heftiges Blitzlichtlichtgewitter auf sie warteten.
"Ich verfolge die Beiträge über sie seit vielen Jahren", offenbarte eine der Kinobesucherinnen, als die Beutelspacher gerade anrollten. "Herzlich willkommen auf eurer ganz persönlichen Filmpremiere", begrüßte "stern TV"-Reporter Stefan Uhl die völlig verblüffte Familie, der man jetzt im Kino die Story ihres eigenen Lebens auftischte – in fünf Kapiteln natürlich. Überall im Publikum saßen Überraschungsgäste, die in kurzen Filmpausen über ihre Begegnungen mit der berühmten Sippe plauderten. Das erste Kapitel – "Five Stars were born" – dröselte das Geschehen rund um die Geburt im Jahr 1999 fein säuberlich auf.
"Ein fünftes ist auch schon wurscht"
Nach 30 Wochen Schwangerschaft wurden die Frühchen seinerzeit aus dem Bauch der Mutter geholt. "Ein fünftes ist auch schon wurscht", so der Vater, dem kurz vor der Niederkunft noch geflüstert wurde, dass doch mehr als vier Babys das Licht der Welt erblicken würden, phlegmatisch bis fatalistisch.
Die Chance, Fünflinge zu bekommen? 1:50 Millionen! Keine 30 Fünflingsgeburten gab es in Deutschland bis dato. Jene der "Five Stars" war für alle Beteiligten plus Medienwelt plus die Deutschen also dementsprechend spektakulär. 24 Ärzte und Hebammen hatten an diesem 21. Januar 1999 Dienst, fünf Oberärzte waren abrufbereit. "Dass es so toll läuft, damit hat tatsächlich niemand gerechnet", offenbart Krankenschwester Jana Becker, die im Kino mit von der Partie ist und damit die Fünflinge überrascht.
Kollegin Ingeborg Plodek, ebenfalls damals wie heute dabei, bestätigt das: "Wir hatten nicht so viel zu tun mit ihnen. Und sie sehen toll aus", sagt sie beim Anblick der Geschwister. 60 Mahlzeiten verspeisten die Fünflinge damals pro Tag, was man ihnen heute nicht mehr ansieht. Krankenschwestern standen rund um die Uhr zur Verfügung. All-inclusive im Krankenhaus gleichsam.
Stress pur, völliger Wahnsinn
"stern TV"-Moderator Steffen Hallaschka gibt im zweiten Filmkapitel "Chaos hoch fünf" Einblicke in den Alltag der Familie aus Auerbach. Das Konzentrat: Absolutes Chaos, Stress pur, völliger Wahnsinn! "Nee, so hab ich’s mir nicht vorgestellt. Absolut net. Man kriegt schon mal Aggressionen, wenn sich das Kind zum dritten Mal vollgekotzt hat", verzweifelte auch Vater Markus einst.
Zur Taskforce "Fünflinge" gehörten auch die Omas und der Opa, der im Film an den Pampers schnupperte, während es beim Kleinen sowohl hinten als auch vorne rauskam. Die Wäscheberge explodierten, die Vorbereitung für einen Spaziergang dauerte mindestens eine Stunde und in der Badewanne eskalierte die Situation regelmäßig. Links tobte Johannes, rechts übergab sich Daniel und dazwischen spielten Esther und Silvana mit Christian. "Man kriegt schon bessere Nerven, auf alle Fälle. Über irgendwelche Kleinigkeiten regt man sich nicht mehr auf", so die erstaunlich coole Mutter Ursula.
Warum der Nikolaus lügen musste
Regelmäßiger kurz durchschnaufen konnte sie erst, als die Kleinen den Kindergarten besuchten, wobei fünf Kinder gleichzeitig aus dem Haus zu bringen, natürlich immer einer Lebensaufgabe glich. Waren die Kids drei Jahre später vor ihrer Einschulung noch euphorisch, machte sich ein paar Wochen danach bereits große Ernüchterung breit, man kennt das ja. "Dieses blöde Arschloch-Kinderturnen", schob der damals mächtig miesgelaunte und mit großem Wortschatz ausgestattete sechsjährige Johannes der "stern TV"-Reporterin rüber.
Im dritten Kapitel "The Beutels Five", über das Ex-"stern TV"-Moderator Günther Jauch berichtete, drehte sich alles um die musikalische Karriere der Fünflinge. An dieser Stelle ein fettes "Chapeau!" an jene Eltern, die Mehrlinge zuhause sitzen haben, die allesamt ein Instrument lernen und regelmäßig üben müssen. "Das war ja ganz toll", log der Nikolaus, der die Beutelspacher besuchte und von fünf ambitionierten Rackern und deren Blocklöten und anderen Lärmdingern übelst beschallt wurde.
60 Minuten für die Kennedys, 120 für die Beutelspacher
Rund um Weihnachten, also nach etwa zwei Stunden, begann sich der Film über die sympathischen Fünflinge aus Auerbach in Baden-Württemberg dann doch ziemlich zu ziehen. Vor dem Hintergrund, dass man Clans wie den Kennedys, Windsors und dergleichen in der Regel maximal 60 Minuten Sendezeit einräumt, wunderte man sich schon ein wenig. Auch die ständigen Zeitensprünge, die einen innerhalb von zwei Minuten zunächst Fünfjährige beim Spielen, dann 17-Jährige im Urlaub und gleich darauf wieder zweijährige Hosenscheißer einbrachten, waren stellenweise richtig enervierend. In den Sozialen Medien waren die Beutelspacher zu dieser Zeit auch kein großes Thema mehr.
"Stress pur": Urlaub mit Fünflingen
Das vierte Filmkapitel "High five" bescherte der Familie sowie den verbliebenen Zusehern einen Rückblick auf diverse Urlaube. Rund 300 Windeln, 90 Paar Socken und 40 Schuhe mussten hierfür immer eingepackt werden. "Für mich ist das Stress pur", so Vater Markus, der in dieser Zeit eher seine Arbeit mit Erholung verband. Doch rückblickend wird auch er emotional, denn inzwischen sind seine Kids über 20 und bereits ziemlich flügge. "Es war eine anstrengende Zeit, aber jetzt wünscht man sie sich wieder alle herbei", so der Altvordere, der inzwischen schon Enkelkinder herbeisehnt.
Im fünften und letzten Kapitel – "The Big Five" – grast der Streifen die jüngere Vergangenheit der Fünflinge ab – vom Gymnasium über die Pubertät und Führerscheinprüfung bis hin zur Karriereleiter. Johannes, der als Kind schon Mathe-affin war, studiert heute Wirtschafsprüfung, Silvana, die 1999 als erste schlüpfte, Maschinenbau und Ester Wirtschaft und Politik auf Lehramt. Daniel wiederum widmet sich voll und ganz dem Versicherungswesen.
Vom Elternhaus am weitesten entfernt wohnt heute Christian, einst nicht das einfachste Kind. Nach dem Abi absolvierte er ein freiwilliges soziales Jahr. Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung dürfte ihm gut getan haben. "Er hat sich unglaublich verändert und ist jetzt ein total sensibler und empathischer Mensch", so Vater Markus über das einstige Problemkind. Einer der Jugendlichen, um die sich Christian liebevoll in seinem sozialen Jahr gekümmert hat, ist heute auch im Kino, um sich beim sichtlich bewegten 23-jährigen Fünfling nachträglich zu bedanken.
Große Emotionen am Tag danach
Am Morgen nach dem Kinofilm darf die ganze Familie im Rahmen eines großen Interviews noch einmal den Film und ihr bisheriges Leben reflektieren. "Ich hab‘s meinen Eltern schon oft nicht einfach gemacht und war mitunter echt ein kleines Arschlochkind. Manchmal tut‘s mir leid, dass ich so scheiße und so anstrengend war. Aber aus mir ist dann trotzdem irgendwas geworden", eröffnete Christian den emotionalen Reigen.
"Er war wie er war und er war und ist gut so", so die Mutter über ihr nicht immer einfaches Sandwichkind. Für das große kollektive Schluchzen zeichnet dann aber Esther verantwortlich, die vor ihren Eltern den Hut zieht. "Was die leisten mussten. Diese Schichtarbeit, diese Übermüdung, unsere regelmäßigen Wutanfälle. Und sie haben immer Gelassenheit ausgestrahlt. Davor hab ich einfach größten Respekt. Da kann ich eigentlich nur danke sagen", so die 23-Jährige am Ende eines TV-Marathons, bei dem sich alle in den Armen lagen.
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