Am Sonntag verschwimmen die Grenzen zwischen "Bares für Rares" und dem "ZDF-Fernsehgarten". Zwischen den Flohmarkt-Ständen rätseln Moderatorin Andrea Kiewel und das Publikum, warum eigentlich Pfingsten gefeiert wird.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Flohmarkt und der "ZDF-Fernsehgarten" am Pfingstsonntag, das gehört seit vielen Jahren zusammen. Bereits zum elften Mal begrüßte Andrea Kiewel ihr Publikum zum "Flohmarkt-Fernsehgarten", schon um sechs Uhr morgens hatten die ersten Händlerinnen und Händler ihre Stände aufgebaut und das Gelände am Mainzer Lerchenberg in einen riesigen Flohmarkt verwandelt.

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"Sie trödelt für ihr Leben gern. Nur nicht beim Reden", begrüßte die Stimme aus dem Off die Moderatorin. Übertrieben war das nicht, mit "250 Öcken in der Tasche" hastete Kiewel von Stand zu Stand, plauderte mit Passanten, Händlerinnen und Händlern und wirkte noch ein wenig aufgedrehter als sonst.

"Ich habe mich verliebt in das hässlichste Kuscheltier der Welt. Boooah, ist der hässlich", zeigte sich "Kiwi" begeistert, nachdem sie zwischen Dragonball-Figuren und Minions ein auf den ersten Blick undefinierbares Plüschtier entdeckt hatte.

Es handle sich um E.T., den aus Steven Spielbergs 80er-Jahre-Kinohit bekannten Außerirdischen, klärte der Händler auf. Dann wies er die Moderatorin darauf hin, dass die Ladefläche des Lastenrades, mit dem sie von Stand zu Stand radelte, ebenfalls mit einer E.T.-Figur dekoriert war. Das war der Moderatorin offenbar gar nicht aufgefallen.

Grenzen zwischen "Bares für Rares" und "ZDF-Fernsehgarten" verschwimmen

"Der müffelt auch ein bisschen, ist egal", sagte Kiewel und drückte dem Händler fünf Euro für den Plüsch-E.T. in die Hand. Die Grenzen zwischen der Trödelshow "Bares für Rares", die unmittelbar zuvor im ZDF gelaufen war, und dem "Fernsehgarten" waren am Sonntag fließend.

Wenig später kaufte "Kiwi" ein Brautkleid, nur um es Sekunden später einer Passantin in die Hand zu drücken. Für den Fall, dass diese vielleicht irgendwann mal heiraten will. "Nichts ist geprobt, alles ist live", stellte Kiewel klar, die voll in ihrem Element war.

Besonderes Interesse entwickelte sie an einer Maria-Keramikfigur, die offenbar unmittelbar zuvor unter nicht ganz geklärten Umständen Schaden genommen hatte. "Oh nein, wir haben Jesus zerstört! Nee, das ist die Mutter Gottes!", stöhnte Kiewel und forderte die Hilfe ihrer Redaktion an: "Bringt den stärksten Kleber, den wir haben, es ist Pfingstsonntag. Maria darf auf keinen Fall den Kopf verlieren."

Während Kiewel auf den Sekundenkleber wartete, streifte sie weiter von Stand zu Stand und entdeckte eine weitere Jesus-Figur. "Sei unbesorgt, lieber Jesus. Wir machen Maria wieder wie neu. Mama geht's gleich wieder gut", versprach die Moderatorin.

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Kollektive Wissenslücke: Warum wird eigentlich Pfingsten gefeiert?

Bei so vielen religiösen Figuren kam eine Frage auf, die vermutlich am Sonntag in vielen deutschen Haushalten gestellt wurde. Warum wird eigentlich Pfingsten gefeiert? Kiewel wusste es nicht, ein Händler musste ebenfalls passen und auch aus dem Publikum kamen zunächst keine Wortmeldungen. "Es hat etwas mit dem heiligen Geist zu tun ... finden wir raus! Auf jeden Fall ist morgen Feiertag", sagte Kiewel, die einräumte, in dieser Frage schlecht vorbereitet zu sein.

Schließlich bekam sie einen Hinweis von ihrer Redaktion. "Pfingsten gilt als Geburtsstunde der Kirche?", fragte Kiewel etwas ungläubig nach. Dann meldete sich eine Zuschauerin zu Wort und erklärte, dass Jesus Christus als Geist erschienen sei und den Jüngern verkündet habe, dass er Gottes Sohn sei. Doch auch an dieser Version gab es bei X Zweifel.

Andrea Kiewel repariert die Mutter Gottes

Für die Vermittlung religiöser Fakten ist der "Fernsehgarten" aber auch nicht zuständig, die Kernkompetenzen des Formats sind bunte Unterhaltung, Gute-Laune-Musik zum Mitklatschen und Servicethemen.

Fernsehkoch Armin Roßmeier stellte verschiedene Käsesorten vor, die Fashion-Stylistin Astrid Rudolph gab Tipps zum Ausmisten des Kleiderschranks und die spirituelle Influencerin Laura Malina Seiler sorgte mit einer "kleinen Selbstliebe-Meditation" für einen Moment der Stille mitten im Trubel.

Wie man zerbrochene Maria-Figuren repariert, demonstrierte Andrea Kiewel mit Hilfe von Sekundenkleber schließlich selbst. Mehrfach hielt die Moderatorin die geflickte Mutter Gottes stolz in die Kamera. Dass am Sonntag zunächst niemand so richtig wusste, warum eigentlich Pfingsten gefeiert wird, war da schon längst wieder vergessen.

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