Drei Monate lang waren die Studiolichter aus beim "ZDF Magazin Royale". Am Freitagabend gingen sie nun wieder an und Jan Böhmermann meldete sich aus der Sommerpause zurück. Passend zum wieder einmal viel zu trockenen Sommer brachte Böhmermann ein Thema mit, das uns in Zukunft noch mehr beschäftigen wird, als uns lieb ist.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Der Sheriff ist zurück in der Stadt: Seit seinem Wechsel von der ZDFneo-Sparte ins ZDF-Hauptprogramm hat Jan Böhmermann mit seinem "ZDF Magazin Royale" einige Kerben in seinen Satire-Colt ritzen können: Online-Casinos, Kunstraub in der Kolonialzeit, Gefahren von Atommüll, die Sandmafia oder das Geschäftsmodell der Deutschen Vermögensberatung – Jan Böhmermann hat einige Steine ins Rollen gebracht und dabei eine Menge Staub aufgewirbelt. Den meisten wohl mit seiner Recherche zu den geschäftlichen Aktivitäten von Fynn Kliemann.

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Ende Mai verabschiedete sich Böhmermann mit einer größeren Recherche zu der Frage in die Sommerpause, mit welchem Engagement die Polizei in den verschiedenen Bundesländern mit Kriminalität im Internet wie etwa Hasskommentaren umgeht – und ob überhaupt. Nun also ist Satire-Sheriff Böhmermann zurück aus der Pause und beschäftigt sich zum Wiedereinstieg mit einem Thema, das angesichts der Klimakrise, in der wir uns befinden, immer wichtiger wird: Wasser.

Kein Gute-Laune-Thema: der Kampf ums Wasser

Dazu steigt Böhmermann mit einer Geschichte über seinen Urlaub ein, der ins nicht vorhandene Wasser fiel: Kein Wasser im Flussbett für eine Po-Kreuzfahrt, Surfen in Frankreich ausgefallen wegen der Waldbrände. "Es ist supernervig, wenn man im Urlaub zugucken muss, wie die armen Einheimischen versuchen, die gigantischen Feuerwände zu löschen. Wir mussten echt viel Chardonnay trinken, damit uns die Austern noch schmecken", erzählt Böhmermann ironisch und kommt dann zum eigentlichen Kern.

Er sei froh, wieder in Deutschland zu sein, denn: "Hier ist alles normal. In Deutschland läuft’s doch, oder?", fragt Böhmermann und wenn er das macht, dann weiß man: Nein, es läuft eben nicht. Warum, erklären kurze Einspieler: "Es regnet zu wenig, deswegen wird in manchen Gegenden Wasser rationiert" und "Europa erlebt die schlimmste Dürre seit 500 Jahren", heißt es dort.

Nein, das klingt nicht nach "läuft doch" und ist auch nichts zum Lachen, wie auch Böhmermann weiß, indem er ironisch bemerkt: "Da hat das ZDF Magazin Royale’ ja direkt wieder ein richtiges Gute-Laune-Thema zum Beginn der Staffel: Der Kampf ums Wasser. "In der Tat sind der prognostizierte Wassermangel und seine möglichen Verteilungskämpfe nichts für eine Gute-Nacht-Geschichte, aber Böhmermann präzisiert noch einmal.

Es gehe im Folgenden um "unsere hochneurotische, deutsche Beziehung zum Wasser." Dann wird Böhmermann konkret, zeigt Bilder von zu wenig Wasser führenden Flüssen wie Spree, Rhein oder auch von der Ahr, wo es im vergangenen Jahr noch die verheerende Flut-Katastrophe gab. "Das ist das neue Normal auf der ganzen Welt: Entweder regnet es gar nicht oder in tödlichen Massen", so Böhmermann.

"Nutzbares Wasser wird knapp in Deutschland"

Das hat natürlich Konsequenzen, die Böhmermann zusammen mit ein paar Fakten übers Wasser ausführt:

  • In den vergangenen zehn Jahren hätten die gerichtlichen Konflikte um Wasser in elf von 16 Bundesländern zugenommen.
  • Es wird immer mehr Süßwasser verbraucht und verunreinigt.
  • Durch Dürren trocknen die Böden so aus, dass sie bei Starkregen die Wassermengen nicht mehr aufnehmen können.
  • Durch die Klimakrise gehen zudem Gletscher als Süßwasserreserven verloren.
  • Deutschland gehört zu den Regionen mit dem weltweit größten Wasserverlust.
  • Der zunehmende Wasserverlust sei, so Böhmermann, hierzulande noch nicht in den Köpfen der Menschen angekommen.
  • "Würden alle Deutschen Leitungs- statt Mineralwasser trinken, ließe sich mehr CO2 einsparen als der innerdeutsche Flugverkehr verursacht."
  • Landwirtschaft und Massentierhaltung verursachen enorme Mengen Dünger, die wiederum das Grundwasser durch Überdüngung verunreinigen.
  • Im EU-Vergleich ist deutsches Grundwasser am zweitstärksten mit Nitrat belastet.
  • "Nutzbares Wasser wird knapp in Deutschland."
  • "Sieger" des Kampfes ums Wasser sei die Wirtschaft, denn das meiste Wasser werde zur Energieversorgung entnommen: "RWE nutzt für seine Braunkohle-Tagebaue knapp 500 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr […] - so viel, wie rund zehn Millionen Bürgerinnen und Bürger jährlich. Und noch dazu zahlt RWE dafür deutlich weniger als die üblichen Preise".
  • "Die größten Wasserverbraucher haben häufig auf Jahrzehnte genehmigte Rechte, bestimmte Wassermengen aus dem Boden oder auch Flüssen und Seen zu entnehmen. Teilweise sind diese Abmachungen vor 20 oder 30 Jahren in Kraft getreten – selten berücksichtigen sie die Klimakrise."

Jan Böhmermann: "Das ist der echte neue Wasserkreislauf"

Eine unheilvolle Ansammlung von Recherche-Ergebnissen aus unterschiedlichen Quellen, die Böhmermann da zusammengetragen hat und die er so zusammenfasst: "Das ist nämlich der echte neue Wasserkreislauf. Die Wirtschaft darf ganz, ganz viel Wasser benutzen, um Autos zu bauen oder Hotels zu bauen oder Plastik herzustellen. Das alles geht natürlich nur, wenn man dabei ganz viel CO2 produziert, was wiederum die Klimakrise verstärkt, die dann dafür sorgt, dass in Deutschland das Wasser noch knapper wird."

Ja, es ist wirklich kein "Gute-Laune-Thema", mit dem sich Jan Böhmermann da aus der Sommerpause zurückmeldet, aber es ist ein enorm wichtiges Thema. Natürlich vereinfacht Böhmermann und natürlich wird der Brisanz des Themas durch die eine oder andere Pointe die Schärfe genommen, aber das ist Böhmermanns Pflicht als Satiriker und der kommt er nach. Deshalb darf man bei all dem scharfen Humor den Ernst der Lage und die Kernbotschaft hinter all dem nicht vergessen: Der Kampf ums Wasser hat in Deutschland gerade erst begonnen.

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