"Versöhnungsgeste" der GDL: Die Lokführergewerkschaft beendet ihren Streik schon am Samstag um 18:00 Uhr. Doch der Tarifstreit mit der Deutschen Bahn ist damit noch nicht beendet. Hier können Sie den dritten Tag des GDL-Streiks nachlesen.

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+++ Sechste Streikaktion im laufenden Tarifkonflikt +++

+++ Streik soll Samstag 18:00 Uhr enden +++

+++ Gericht erlaubt Lokführerstreik - Bahn in zweiter Instanz gescheitert +++

+++ Kostenlose Hotline der Bahn: 0800/0 99 66 33 +++

+++ 18:03 Uhr: Die Bahnkonkurrenten fahren. Gesellschaften, die nicht zum Deutsche-Bahn-Konzern gehören, erbringen nach eigenen Angaben ein Viertel der Verkehrsleistung im Nahverkehr - und sind vom aktuellen Streik der Lokführergewerkschaft GDL nicht betroffen. "Sogar Fahrten auf weiten Strecken durch Deutschland sind möglich", sagt der Branchenverband Mofair.

+++ 16:32 Uhr: Die Deutsche Bahn arbeitet mit Hochdruck daran, möglichst schnell nach Streikende am Samstag 18:00 Uhr wieder im Nah- und Fernverkehr nach dem regulären Fahrplan zu fahren. Das werde allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen und am Sonntag noch zu einem deutlich eingeschränkten Angebot führen – vor allem im Fernverkehr, heißt es von Unternehmensseite. Im Nahverkehr rechnet Die Bahn damit, den betrieb schneller in Gang zu setzen. Die Fahrgäste sollen hier schon im Verlauf des Sonntags schrittweise wieder auf deutlich mehr Züge zurückgreifen können. Die Deutsche Bahn bittet in einer Mitteilung Reisende um Verständnis, dass weitergehende Informationen zum Zugangebot für den Sonntag erst in den kommenden Stunden gegeben werden können.

Der Zug 514 von München nach Dortmund ist nicht überfüllt. © Silke Stadler


+++ 16:07 Uhr: Der Notfallplan der Bahn funktioniert offenbar sehr gut. Unsere Reporterin ist am dritten Streiktag mit dem Zug unterwegs. Der Zug ICE 514 von München nach Dortmund ist pünktlich um 15:28 Uhr gestartet. Selbst eine Sitzplatzreservierung war noch kurz vor Abreise zu bekommen. Auch die Bahnhöfe sind nicht überfüllt. Von Chaos ist weit und breit nichts zu spüren.

+++ 15:55 Uhr: Viele Taxiunternehmen profitieren vom Streik der Lokführer: "Wir haben 50 Prozent mehr Fahrten durch den Bahnstreik, von 1,2 auf jetzt 1,8 Millionen Beförderungen pro Tag". Da sagt der Präsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes (BZP), Michael Müller, auf der Europäischen Taximesse in Köln. Bei den Taxizentralen gingen zurzeit deutlich mehr telefonische Anforderungen ein. An den Taxiständen vor vielen Bahnhöfen dagegen sei der Andrang nicht besonders groß, da weniger Reisende mit dem Zug ankommen.

+++ 15:26 Uhr: Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagt angesichts des vorgezogenen Streikendes, dass sich damit der Einsatz der Bahn vor den Gerichten gelohnt habe: "Das ist ein gutes Zeichen für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter."

+++ 15:05 Uhr: Claus Weselsky tritt vor die Presse. "Wir wollen nicht als Sieger dastehen. Wir wollen über die Inhalte sprechen", sagt der GDL-Vorsitzende. Die GDL bietet an, den Streik am Samstag 18:00 Uhr zu beenden. Weselsky spricht von einer "Versöhnungsgeste" der Lokführer. "Wir könnten den Streik bis Montag, 4:00 Uhr, fortsetzen."

+++ 15:00 Uhr: Zur Begründung: Das Gericht sah den Streik nicht als unverhältnismäßig an. Mit

+++ 14:55 Uhr: Die Berufung wurde abgelehnt, twittert "FAZ"-Reporter Fanz Nestler. Der Streik geht also weiter.

+++ 14:33 Uhr: Laut Deutsche Bahn läuft der geltende Ersatzfahrplan weiterhin zuverlässig und stabil. "Die Verbindung Köln/DüsseldorfBerlin mit dem größten Reisendenaufkommen wird weiterhin stündlich angeboten. Auf den Nord-Süd-Verbindungen Basel–Berlin und Hamburg–Zürich verkehren die Züge im Zwei-Stunden-Takt", teilt das Unternehmen mit. Die Berliner S-Bahn werde ihr Angebot für Mauerfall-Feierlichkeiten am Wochenende verstärken. Zudem werden auch bei der S-Bahn in München heute und am Wochenende mehr Züge im Ersatzfahrplan rollen.

GDL nicht kompromissbreit

+++ 14:27 Uhr: Die GDL hat schon wieder abgelehnt, berichtet Franz Nestler von der "FAZ" aus dem Gericht. Jeden Augenblick werde das Urteil erwartet.

+++ 14:19 Uhr: "FAZ"-Reporter Franz Nestler Twitter, dass sie bahn das erstinstanzliche Urteil akzeptieren wolle, wenn die GDL am 9. November Berlin verschont. Das hätte bedeutet, dass der Streik als rechtmäßig anerkannt wäre und die Bahn keine Rechtsmittel mehr dagegen gehabt hätte. Der GDL-Anwalt erklärte aber, dass der Vorschlag das Verfahren nicht voranbringe. Allerdings werde die Gewerkschaft auch zur Berlin-Frage nach dem Urteil eine Erklärung abgeben.

+++ 14:05 Uhr: Vor dem Landesarbeitsgericht Hessen ist der erneute Vergleichsversuch gescheitert, mit dem der Lokführerstreik beendet werden sollte. Die Gewerkschaft GDL lehnte den Vorschlag des Gerichts ab und verlangte eine Entscheidung der zweiten Instanz. Gemäß der Empfehlung des Gerichts hätten sich die Parteien bis zum 15. Dezember auf den Einigungsweg begeben und auch die Konkurrenzgewerkschaft EVG einbeziehen müssen. Bereits am Donnerstag war die Vorinstanz am Arbeitsgericht Frankfurt/Main mit einem Vergleichsvorschlag gescheitert und hatte zuletzt mit einem Urteil den Arbeitskampf der GDL als rechtmäßig und verhältnismäßig anerkannt.

+++ 13:09 Uhr: Auch die "Welt" berichtet, dass mehrere GDL-Mitglieder im Streik ausscheren. Demnach soll sich in manchen Betrieben nur rund ein Drittel aller Mitglieder an dem aktuellen Ausstand beteiligen.

+++ 12:16 Uhr: Offenbar gibt es Streikbrecher bei den Lokführern. Wie unser Portal erfahren hat, gibt es eine große Anzahl an Krankmeldungen. Eine Sprecherin bestätigte auf Nachfrage, dass man bei der Bahn den Eindruck habe, dass sich weniger Lokführer an dem Streik beteiligen, als angenommen.

+++ 12:09 Uhr: Der Einzelhandel befürchtet wegen des Lokführerstreiks Umsatzeinbußen. "Vor allem in den Ballungszentren wird es viele Händler treffen, weil weniger Kunden aus dem Umland mit der Bahn anreisen können", sagt eine Sprecherin des Handelsverbands Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. "Das wird an diesem Wochenende sicherlich spürbar." Es sei sehr ärgerlich, dass der Streik ausgerechnet in das Vorweihnachtsgeschäft falle, das inzwischen angelaufen sei. Es sei aber nicht zu erwarten, dass Waren wegen Lieferschwierigkeiten knapp würden. "Das meiste wird über Lastwagen angeliefert", erklärt die Sprecherin.

+++ 12:04 Uhr: Die GDL beruft sich in einem Interview mit den Sender N24 erneut auf das Koalitionsrecht, um streiken zu können. Die Vorwürfe der EVG wirft Norbert Quitter, Stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft
Deutscher Lokomotivführer, zurück. Natürlich gehe es um Tarifverträge. Und: "Wir haben kein Streit mit der EVG", sagt der Quitter in Berlin.

+++ 12:03 Uhr: Die Parteien kommen offenbar immer noch nicht auf einen Nenner. Die Verhandlungen vor Gericht erweisen sich als zäh.

+++ 11:45 Uhr: DIHK-Chefsvolkswirt Alexander Schumann schätzt den wirtschaftlichen Schaden im Interview mit dem Sender N24 auf eine halbe Milliarde Euro.

+++ 11:41 Uhr: Die Berufungsverhandlung am Hessischen Landesarbeitsgericht läuft noch immer. Die Deutsche Bahn hat nun ihre am Vortag gescheiterte Argumentation wiederholt. Vor dem Landesarbeitsgericht Hessen führt ihr Anwalt Thomas Ubber aus, dass Teilforderungen der Gewerkschaft GDL gegen die Friedenspflicht verstießen und jüngere Mitarbeiter diskriminierten. Wichtigstes Argument bleibt die nach Auffassung der Bahn unverhältnismäßige Härte des Streiks, mit dem die GDL seit Mittwoch große Teile des deutschen Bahnverkehrs lahmlegt. Erneut bringt die Bahn einen täglichen Schaden von rund 100 Millionen Euro für die deutsche Wirtschaft vor. Dem Unternehmen selbst entstehe durch den Streik ein Schaden in ähnlicher Höhe.

+++ 11:18 Uhr: Hommel wirft der GDL vor, bei der EVG wildern zu wollen. Bei dem Streik gehe es längst nicht mehr um Tarifverhandlungen oder Grundrechte.

Offener Machtkampf zwischen GDL und EVG

+++ 11:09 Uhr: Der Konkurrent der GDL die EVG gibt eine Pressekonferenz. Klaus-Dieter Hommel, Stellvertretender Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, greift die GDL an. Er wirft der Gewerkschaft vor, sich zu weigern, die Mitgliederzahlen offenzulegen. Die GDL sei nicht zu fairen Gesprächen bereit.

+++ 10:53 Uhr: Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn gehen die Lokführer jetzt auch auf die Straße. Etwa tausend Kollegen werden am Freitagmittag (12:00 Uhr) zu einer Protestkundgebung vor der Bahn-Konzernzentrale in Berlin erwartet, wie der örtliche Bezirkschef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Frank Nachtigall, sagt. Die Bahn verweigere der GDL nach wie vor das Grundrecht auf Koalitionsfreiheit und habe versucht, den rechtmäßigen Streik gerichtlich zu untersagen, heißt es zur Begründung. Die Lokführer sind noch bis Montagmorgen in einem mehr als viertägigen Ausstand.

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+++ 10:34 Uhr: Der Deutsche Beamtenbund (DBB) hofft im Lokführer-Tarifkonflikt auf eine Annäherung zwischen der Bahn und der streikenden Gewerkschaft GDL in der zweiten Gerichtsinstanz. "Ich baue zuversichtlich darauf, dass in der Revisionsentscheidung des Landesarbeitsgerichts heute noch einmal ein Versuch gemacht wird, die strittigen Verfahrensfragen zu lösen", sagt der DBB-Vorsitzende Klaus Dauderstädt im Deutschlandfunk. "Das wäre vielleicht sogar ein Signal, den Arbeitskampf zu beenden." Anschließend könne man möglicherweise in Verhandlungen übergehen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokführergewerkschaft (GDL) ist Mitglied der Beamtenbundes. Dauderstädt kritisiert, dass die Bahn weiterhin darauf bestehe, keine unterschiedlichen Tarifverträge im Betrieb gelten zu lassen. "Das ist der Kernpunkt der Auseinandersetzung, und solange das nicht geklärt ist, ist ein Kompromiss schwierig", fügt er hinzu.

+++ 10:09 Uhr: Der Personalvorstand der Deutschen Bahn, Ulrich Weber, hat die Lokführergewerkschaft GDL aufgefordert, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir können sehr schnell, heute, morgen, am Wochenende sprechen, aber die Gesprächsbereitschaft vermisse ich in der Tat auf Seiten der GDL", sagt Weber im ARD-Morgenmagazin. Man könne schlecht über die Medien zu einer Verständigung kommen. "Wir haben seit Wochen und Monaten keinen einzigen erkennbaren Schritt, wie es in Tarifverhandlungen üblich ist, aufeinander zu", sagte Weber. Das sei das Wesen von Tarifautonomie und Tarifverhandlungen, dass Forderungen in der Welt seien, "die nie zu 100 Prozent zu erfüllen sind". Die beteiligten Parteien müssten nach Kompromissen suchen. "Wir bewegen uns und die GDL ist herzlich eingeladen, das doch auch zu tun", sagt Weber auch im Interview beim RBB-Inforadio.

+++ 08:38 Uhr: Das große Chaos bleibt bisher aus: Auch wenn der viertägige Mega-Streik seit Mittwochnacht unzählige Pendler und Reisende beeinträchtigt, sind die Auswirkungen geringer als befürchtet. Wie stehen Sie zum GDL-Streik? Was haben Sie die vergangenen zwei Tage im Straßen- und Bahnverkehr erlebt? Diskutieren Sie mit auf Twitter unter dem Hashtag #Abstellgleis!

46 Prozent der Deutschen haben Verständnis für GDL

+++ 08:11 Uhr: Immer noch hat fast die Hälfte der Deutschen Verständnis für den Streik. Das geht aus dem ARD-Deutschland-Trend hervor. 46 Prozent der Befragten äußerten sich positiv, 51 Prozent haben kein Verständnis. Innerhalb eines Monats haben sich die Zahlen allerdings drastisch verschlechtert: Vor vier Wochen sagten noch 54 Prozent, sie könnten die Gründe für den Arbeitskampf der Lokführer nachvollziehen.

+++ 07:52 Uhr: Die Verhandlungen in zweiter Instanz über eine einstweilige Verfügung dürften einer Gerichtssprecherin zufolge doch schon um 10:30 Uhr starten. Das meldet das "Wirtschaftsblatt" auf seiner Website.

+++ 07:34 Uhr: Nach Angaben der Deutschen Bahn läuft der Ersatzfahrplan "weitgehend stabil". Zwar müssten sich Fahrgäste auf Zugausfälle, Verspätungen und damit längere Reisezeiten einstellen, könnten mit dem Ersatzplan aber verlässlich planen.

+++ 07:19 Uhr: "Wir wollten nichts unversucht lassen", sagt DB-Personalvorstand Ulrich Weber im "Morgenmagazin" der ARD. "Wir waren auch an einem guten Punkt: Das Gericht hatte einen Vergleich vorgelegt." Den die GDL nicht angenommen hat.

Volker Kauder: "Bahn trifft keine Mitschuld"

+++ 07:02 Uhr: Unions-Fraktionschef Volker Kauder signalisiert Verständnis für die Deutsche Bahn. Bei einem derart großen Unternehmen seien unterschiedliche Verträge für eine Gruppe von Beschäftigten kaum zu handhaben, betonte er im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagsausgabe). Der CDU-Politiker sieht die Streikfront bei der Lokführer-Gewerkschaft bröckeln. "Mehr und mehr Lokführer merken doch, dass sie für einen Machtkampf missbraucht werden, in dem es längst nicht mehr um ihre Interessen geht."

Kauder warnte davor, wegen des Streiks in Deutschland "eine Krise herbeizureden". Die Streiktage seien nach wie vor verhältnismäßig gering. Die Gewerkschaften gingen meist verantwortungsvoll mit dem Streikrecht um. "Nichts ist aus den Fugen geraten, aber ärgerlich ist es schon."

+++ 06:45 Uhr: Der Vergleich zwischen Bahn und GDL scheiterte letztlich daran, dass die GDL bereits in den Schlichtungsplan hineinschreiben wollte, dass es bei der Bahn verschiedene konkurrierende Tarifverträge geben könne. Das lehnte Bahn-Anwalt Thomas Ubber ab. "Wir können keine Ergebnisse der Tarifverhandlungen hier vor Gericht vorwegnehmen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Der Vorschlag habe auch eine Streikpause bis 17. November vorgesehen. In dieser Zeit hätten GDL, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Deutsche Bahn Gelegenheit gehabt, inhaltliche Verhandlungen vorzubereiten.

Deutsche Bahn will in Berufung gehen

+++ 06:29 Uhr: Nachdem die Deutsche Bahn (DB) mit einer einstweiligen Verfügung gescheitert ist, will sie nun in Berufung gehen. Diese wird voraussichtlich am Freitagmittag vor dem Landesarbeitsgericht verhandelt.

Ein Versuch, den GDL-Streik per einstweiliger Verfügung verbieten zu lassen, war am Donnerstagabend gescheitert. Laut dem Frankfurter Arbeitsgericht verstößt der Streik nicht gegen die Friedenspflicht und ist auch verhältnismäßig.

Eine Sprecherin der Bahn bestätigte indes am frühen Freitagmorgen in Berlin, dass der Streik im Personenverkehr wie angekündigt in den zweiten Tag gehe.

Lesen Sie die bisherigen Entwicklungen im Live-Ticker zu Tag zwei.

Mit Agenturmaterial von dpa

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