Ab 2025 saniert und erneut Österreich weite Teile der A13, der Brenner-Autobahn. In zahlreichen Etappen werden Brücken und Teilabschnitte zu langwierigen Nadelöhren. Motorradfahrer betrifft das auch auf den Ausweichstrecken um den Brenner herum, zumal am Reschenpass ebenfalls gebaut und gesperrt wird.
Die Brenner-Autobahn (A13) in Österreich ist eine der Hauptverkehrsrouten von Deutschland nach Südtirol. Und wird in den nächsten Jahren zum Nadelöhr der kleinsten Größe, auch für die Millionen an Motorradfahrern, die jährlich aus Deutschland über Innsbruck nach Tirol und Südtirol wollen. Aufgrund umfangreicher Sanierungsarbeiten an der Luegbrücke, die im Januar 2025 begonnen haben und voraussichtlich bis 2030 andauern werden, ist die Autobahn in diesem Bereich in beiden Fahrtrichtungen auf eine Spur reduziert. An Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen sollen zwar temporär zwei Spuren geöffnet werden, jedoch ist dennoch mit erheblichen Verzögerungen zu rechnen.
Die Europabrücke wird neu gebaut
Ab 2040 kommt es noch schlimmer: Die Europabrücke, ein weiteres zentrales Bauwerk der A13, wird neu gebaut. Ab 2040 wird die zur Einweihung 1963 als technisches Meisterwerk gepriesene Brücke saniert, was in einem Verkehrschaos münden dürfte – für 4 lange Jahre. Und damit die Wartezeit bis dahin nicht allzu flüssig über die A13 läuft, stehen ab 2025 zahlreiche Sanierungen der wichtigen Verkehrsader an.
Weitere Bauprojekte entlang der Brenner-Autobahn
Die Erneuerung der Europabrücke ist nicht das einzige große Bauprojekt auf der Brenner-Autobahn. Bereits in den kommenden Jahren stehen mehrere Sanierungs- und Neubauprojekte an:
- Luegbrücke (2024 bis 2030): Die 1,8 Kilometer lange Brücke bei Gries am Brenner wird neu errichtet. Seit Januar 2025 ist sie nur noch einspurig befahrbar, was bereits zu erheblichen Rückstaus führt.
- Gschleirsbrücke (ab 3. Juni 2025): Sie liegt auf der Brenner-Autobahn südlich von Innsbruck und ist etwa 150 Meter lang. Sie ist Teil der anstehenden Sanierungsarbeiten zwischen Schönberg und der Brenner-Route.
- Grenztunnel nach Italien (2025 bis 2026): Der Grenztunnel am Brenner verbindet Österreich mit Italien und wird einer umfangreichen Fahrbahnsanierung unterzogen. Während der Arbeiten wird der Verkehr voraussichtlich nur einspurig geführt.
- Mautstelle Schönberg bis Gschleirsbrücke (2029 – 2031): Auf diesem Autobahnabschnitt sind umfangreiche Sanierungsmaßnahmen geplant.
- Gschnitztalbrücke (2029 – 2032): Diese Brücke befindet sich entlang der Brenner-Autobahn nahe der Einmündung des Gschnitztals in das Wipptal, südlich von Steinach am Brenner. Sie hat eine Länge von etwa 230 Metern und muss in den kommenden Jahren erneuert werden.
Ausweichrouten nach Südtirol
Mit den zahlreichen wie langwierigen aktuellen und kommenden Behinderungen auf der A13 am Brenner stehen Motorradfahrer nicht nur vor der Herausforderung vieler zu erwartender Staus auf der Autobahn. Sondern selbst auf den alternativen Bundesstraßen in einer ebenfalls erwartbaren Blechlawine von Autofahrern, die ganz clever wieder beginnen werden, wie einst Opa im Käfer, im SUV über die zahlreichen Pässe mit ihren anspruchsvollen Serpentinen zu kurven. Als Zahl: Jährlich fahren im Schnitt auf der A13 über 10 Millionen Pkw und Motorräder. Das dürfte zu Spannungen auf den beliebten Alternativ-Routen führen.
Trotzdem hat MOTORRAD die naheliegendsten Routen gesucht, die für Motorräder bestens geeignet sind. Übrigens: Entspannung beim Schwerlastverkehr dürfte ab 2032 der heiß ersehnte Brenner-Basistunnel bieten, in dem nach Plan die Fahrt auf dem Zug für Lkw von Innsbruck nach Frankenfeste in nur 25 Minuten über die Gleise geht anstatt in mindestens 70 Minuten über die A13.
Alternative Routen für Motorradfahrer
Alte Brennerstraße (B182):
- Streckenverlauf: Die B182 verläuft parallel zur A13 und führt von Innsbruck über Schönberg im Stubaital, Matrei am Brenner und Steinach am Brenner direkt zum Brennerpass.
- Besonderheiten: Diese historische Route bietet eine landschaftlich reizvolle Alternative zur Autobahn und führt durch traditionelle Tiroler Dörfer.
- Aktuelle Bauvorhaben: Um den Ausweichverkehr während der Sanierung der Luegbrücke zu bewältigen, wurden an der B182 keine zusätzlichen Baumaßnahmen für 2025 geplant. Bereits seit 2024 laufende Sanierungsarbeiten an der Hallensteinbrücke, der Stafflacher Sillbrücke und der Schmirnbachbrücke sollen bis April 2025 abgeschlossen sein.
Westliche Route über den Reschenpass:
- Streckenverlauf: von Deutschland über Füssen (A7) und Reutte oder von Innsbruck auf der A12 Richtung Westen bis Landeck. Weiter auf der B180 durch das Oberinntal zum Reschenpass, der die Grenze nach Italien markiert. Die Route führt entlang des Reschensees und weiter auf der SS40 nach Meran in Südtirol.
- Besonderheiten: Diese Route ist gut ausgebaut und bietet malerische Ausblicke, insbesondere auf den Reschensee mit seinem versunkenen Kirchturm.
- Aktuelle Bauvorhaben: Am Reschenpass wird ebenfalls gebaut. Die nächste Sperrphase ist ab 10. März 2025 angekündigt und soll bis 2. Mai 2025 dauern. In diesem Zeitraum wird eine Umleitung eingerichtet, der Umweg beträgt knapp 7 Kilometer und verläuft teilweise durch die Schweiz. Ab 3. Mai 2025 ist die einspurige Verkehrsführung mit Ampelregelung geplant, mit entsprechenden Wartezeiten ist dann zu rechnen – voraussichtlich bis September 2026. Im letzten Quartal 2026 soll der Reschenpass dann zur finalen Fertigstellung noch einmal komplett gesperrt werden.
Route über das Timmelsjoch:
- Streckenverlauf: Die Hochalpenstraße verbindet das Ötztal mit dem Passeiertal und führt von Ötz über Sölden und Hochgurgl zur Passhöhe (2.509 m). Von dort geht es bergab nach St. Leonhard im Passeiertal und weiter nach Meran.
- Besonderheiten: Das Timmelsjoch ist eine der beeindruckendsten Hochalpenstraßen mit zahlreichen Kurven und atemberaubenden Ausblicken. Es ist mautpflichtig (17 Euro für eine einfache Fahrt, Stand 2024) und meist nur von Juni bis einschließlich Oktober schneefrei befahrbar.
- Motorradmuseum: Direkt an der Mautstation auf der österreichischen Seite befindet sich das höchstgelegene Motorradmuseum Europas (Top Mountain Crosspoint) mit über 200 Exponaten.
- Aktuelle Bauvorhaben: Derzeit sind keine größeren Bauarbeiten bekannt. Eine Überprüfung der Passöffnung vor Reiseantritt ist jedoch ratsam.
Route über den Ofenpass und Umbrailpass:
- Streckenverlauf: von Lindau am Bodensee nach Bregenz, über die A14 nach Chur, dann auf der Route 28 über den Ofenpass (2.149 m) nach Santa Maria Val Müstair. Weiter über den Umbrailpass (2.501 m) zum Stilfser Joch und von dort ins Vinschgau nach Südtirol.
- Besonderheiten: Diese Route führt durch den Schweizer Nationalpark und bietet spektakuläre Alpenpanoramen. Die Straßen sind größtenteils gut asphaltiert, jedoch ist der Umbrailpass schmal und fahrerisch anspruchsvoll.
- Saisonale Öffnung: Die Pässe sind von Juni bis Oktober geöffnet.
- Aktuelle Bauvorhaben: Es sind keine größeren Bauarbeiten bekannt.
Östliche Route über den Felbertauernpass und den Staller Sattel:
- Streckenverlauf: ab Innsbruck über die A12 Richtung Osten bis nach Wörgl, dann auf der B170 durch das Brixental nach Kitzbühel. Weiter auf der B161 über den Pass Thurn nach Mittersill. Von dort auf der B108 über den Felbertauernpass nach Matrei in Osttirol. Anschließend auf der B111 durch das Defereggental zum Staller Sattel, der die Grenze nach Südtirol bildet. Die Route führt weiter nach Bruneck im Pustertal.
- Besonderheiten: Diese Strecke bietet beeindruckende Alpenpanoramen und weniger frequentierte Straßen. Der Staller Sattel ist jedoch nur in den Sommermonaten geöffnet und verfügt über zeitlich geregelte Einbahnverkehrszeiten auf der Passhöhe.
- Aktuelle Bauvorhaben: Derzeit sind keine größeren Bauarbeiten auf dieser Route bekannt. Es ist jedoch ratsam, vor Reiseantritt aktuelle Verkehrsinformationen einzuholen.
Rechtliche Hinweise zum Stau in Österreich
In Österreich gilt das Gesetz zum Bilden einer Rettungsgasse im Stau, die nicht be- oder durchfahren werden darf. Die Strafen für ein Vergehen belaufen sich je nach Schwere zwischen 72 und 3.780 Euro. Für Motorradfahrer gibt es zusätzlich Punkte, wenn Rettungsfahrzeuge mit dem Verstoß behindert werden, dann blüht wohl auch der Höchstsatz.
Weiterhin gilt seit 2019 das Verbot von Stauumfahrungen durch Ortschaften: In Tirol gelten spezielle Verkehrsbeschränkungen, um den Ausweichverkehr von Touristen durch kleine Ortschaften zu unterbinden. Diese Maßnahmen wurden eingeführt, um den lokalen Verkehr zu entlasten und betreffen insbesondere Nebenstraßen rund um die Brennerstrecke. Verstöße können mit hohen Bußgeldern geahndet werden. Die alte Brennerstraße (B182) fällt unter diese Beschränkungen und kann während bestimmter Zeiten für den touristischen Verkehr gesperrt sein. Allerdings: Aktuell ist das Verbot auf die Wintermonate beschränkt und endet 2025 vorerst am 27. April.
Fazit
Spannende (Warte-)Zeiten für Motorradfahrer stehen bevor. Ab 2025 bis 2044 stehen wesentliche Teile der A13, der Brenner-Autobahn ab Innsbruck im Plan zur Sanierung, und teilweise werden Brücken komplett neu gebaut. Den Anfang macht die Luegbrücke, gefolgt von der Gschleirsbrücke, dem Grenztunnel, dem Abschnitt Schönberg bis Gschleirsbrücke und der Gschnitztalbrücke. Ab 2040 folgt dann der große Wurf: Die Europa-Brücke wird erneuert.
Ohnehin fahren Motorradfahrer gern um die Autobahnen herum über zahlreiche schöne Pässe in Richtung Südtirol, allerdings dürfte mit den dauerhaften Behinderungen auf der A13 der Pkw-Verkehr auf den Ausweichrouten ebenfalls stark zunehmen. Gleichzeitige Bauarbeiten und Sperrungen am Reschenpass kommen bis Ende 2026 erschwerend hinzu. © Motorrad-Online
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.