Elon Musk steht eng an der Seite von Donald Trump. Dabei will der Wieder-US-Präsident die E-Auto-Förderung abschaffen. Wie passt das zusammen?
Im Sommer 2024 muss irgendetwas passiert sein. Bis dahin war
Sommer 2024: Die Musk-Trump-Bromance entsteht
Doch irgendwann zu einem frühen Zeitpunkt im Wahlkampf zur US-Präsidentenwahl 2024 haben sich die einstigen Streithähne zusammengerauft. Weil sie erkannt haben, dass sie enorm voneinander profitieren können. Nach dem Attentat auf Trump im Juli sprach Musk eine ausdrückliche Wahlempfehlung für seinen neuen Buddy aus, für den er im Wahlkampf insgesamt 130 Millionen Dollar (aktuell umgerechnet fast 125 Millionen Euro) gespendet haben soll. Zuvor fiel der Tesla- und SpaceX-Chef bereits mit Äußerungen auf, die den in Südafrika geborenen und über Kanada in die USA eingewanderten Multimilliardär als Migrationsskeptiker erscheinen ließen. Plötzlich war eine politische Nähe zu Trump da, die beide Akteure in der Folgezeit vertieften.
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Dennoch wirkt die Allianz zwischen Elon Musk und Donald Trump bei oberflächlicher Betrachtung eigenwillig. Auf der einen Seite Musk, der in seiner Funktion als E-Auto-Fabrikant eigentlich über jede staatliche Hilfe froh sein müsste. Auf der anderen Seite der Nun-Wieder-Präsident Trump, der als eine seiner ersten Handlungen nach der Amtseinführung die staatliche E-Auto-Förderung auf den Prüfstand gestellt hat. Direkt abgeschafft hat er sie nicht, im Gegensatz zur von Vorgänger
E-Auto-Politik schadet der Tesla-Konkurrenz mehr
Doch Elon Musk ist ein Querkopf – und deshalb der Ansicht, dass sein Unternehmen von einer Streichung der Subventionen sogar profitieren würde. "Streicht die Subventionen. Das wird Tesla nur helfen", schrieb er im Juni 2024 auf seiner eigenen Kurznachrichten-Plattform X. Dagegen glaubt Musk, dass ein Wegfall der E-Auto-Förderung die Konkurrenz durchaus hart treffen könnte. Eine Einschätzung, die Branchenkenner und Analysten durchaus teilen. Laut Einschätzung des CNN-Journalisten Chris Isidore müsse Tesla als einziger Hersteller, der mit seinen E-Autos profitabel sei, zwar sinkende Gewinne befürchten. Bei der etablierten Konkurrenz würden sich dagegen die Verluste in ihren Elektrosparten erhöhen, was im Extremfall existenzbedrohend sein könne. Die Folge: Um ihr althergebrachtes Geschäft zu schützen, könnten sich solche Hersteller aus dem E-Auto-Business verabschieden, was mittel- und langfristig den Wettbewerb für Tesla deutlich entspannen könnte.
Hinzu kommt: Donald Trump verfolgt eine protektionistische Wirtschaftspolitik. Seine Prämisse: Wer Waren in die USA importiert, soll darauf Zölle zahlen, und das nicht zu knapp. Europa, China, Mexiko, Kanada, die BRICS-Staaten: Ausnahmen soll es nicht geben und bestehende Freihandelsabkommen stellen für den US-Präsidenten dabei kein Hindernis dar. Im Zweifel werden sie gekündigt oder nachverhandelt. Jenes zwischen den USA, Mexiko und Kanada bezeichnete er jüngst als "das schlechteste Handelsabkommen aller Zeiten". Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, schließlich wurde es während seiner ersten US-Präsidentschaft verhandelt und verabschiedet (2020).
Schutz vor der Konkurrenz aus China
Die dahinterstehende Überlegung ist simpel: Zölle verteuern importierte Produkte und machen die einheimischen preislich attraktiver. Tesla produziert seine Autos für den Heimatmarkt fast ausschließlich in den USA mit größtenteils in den Vereinigten Staaten hergestellten Teilen. Die etablierte Konkurrenz fertigt ihre E-Autos dagegen punktuell ebenfalls in Mexiko oder Kanada. Oder sie importiert sie aus Europa oder China. Zudem geht es nicht nur um komplette Autos. Zölle gelten auch auf Zulieferteile oder Komponenten, die beispielsweise für Batterien verwendet werden. Verteuern sich diese, steigen auch die Endprodukte im Preis.
Es geht Musk und Trump dabei freilich nicht nur um die bereits in den USA aktiven E-Autohersteller. Eine besonders ernsthafte Gefahr sehen die beiden in den Expansionsplänen der chinesischen Konzerne, die sich in Ansätzen bereits anschicken, den US-Markt mit billigen, in der Heimat umfassend staatlich subventionierten Elektromodellen zu fluten. Wir erleben dieses Phänomen aktuell in Europa und sehen dabei, wie schwierig es ist, diese Entwicklung umzukehren, wenn sie einmal begonnen hat. Plötzlich sehen sich die einheimischen Hersteller mit Wettbewerbsnachteilen konfrontieren und befinden sich in der Defensive. Ein Szenario, das Musk für Tesla unbedingt verhindern will.
Milliarden im Minutentakt für Musk
Doch Elon Musk und Tesla profitieren auch ganz kurzfristig von Trumps Wiederwahl. Laut Forbes wurde Musk nach der Wahl innerhalb nur eines Tages um satte 20,9 Milliarden Dollar (20 Milliarden Euro) reicher; in der ersten Woche sollen es sogar 50 Milliarden Dollar (48 Milliarden Euro) gewesen sein. Musks Vermögen betrug dem Portal Statista zufolge am 20. Januar 2025 unfassbare 433,9 Milliarden Dollar (fast 417 Milliarden Euro). Der reichste Mensch der Welt hat damit fast doppelt so viel auf der hohen Kante wie die weltweite Nummer zwei. Amazon-Chef Jeff Bezos besitzt dieser Aufstellung zufolge "nur" 239,4 Milliarden Dollar (230 Milliarden Euro). Für die Tesla-Aktie des Autobauers ging es in den letzten drei Monaten ebenfalls fast nur bergauf. Geht es allein nach dem Börsenwert, sieht die etablierte Konkurrenz Tesla längst nur noch ganz weit entfernt am Horizont – wenn überhaupt.
Zur Wahrheit gehört außerdem, dass Tesla für Musk längst nicht mehr im allerengsten Fokus seiner Unternehmungen steht. Erste Experten gehen sogar davon aus, dass er den E-Auto-Hersteller früher oder später sogar abstoßen könnte. Aber es gibt ja noch SpaceX, X (vormals Twitter), das KI-Unternehmen xAI als OpenAI-Konkurrent, Neuralink, The Boring Company und einige mehr. All diese Firmen können perspektivisch direkt oder indirekt von Trumps Präsidentschaft profitieren. Womit sich automatisch die Macht und das Vermögen von Elon Musk vermehren würden. Und nicht zu vergessen: Als einer von Trumps Effizienzbeauftragten übt er direkten politischen Einfluss in Trumps Administration aus – sicher nicht zu seinem Nachteil.
"Neofeudales System" als Masterplan?
All das könnte einem übergeordneten Masterplan dienen. Der deutsche Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte in einem "Spiegel"-Interview, dass Elon Musk und Donald Trump gemeinsam ein "neofeudales System" entwickeln könnten. "Eine Art Geldadel, in dem Milliardäre bald in der Regierung sind und ihren Einfluss nutzen, um Geschäftsinteressen zu verfolgen". Mit dieser Einschätzung steht Habeck nicht allein da. Welche Auswirkungen dies perspektivisch auf die internationalen Demokratien und Wirtschaftssysteme haben wird, werden wir in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren live miterleben.
Hinweis: In der Fotoshow über dem Artikel stellen wir Ihnen die geplanten oder bereits angebotenen Tesla-Modelle vor. © auto motor und sport
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