- Geschlossene Geschäfte, eingeschränkte Kontakte, dazu der schleppende Impfstart: Viele Bundesbürger sind coronamüde und hadern mit den Entscheidungen der Regierung.
- Licht am Ende des Tunnels gibt es aber - und es handelt sich nicht nur um ein Streichholzflackern.
- Wir zeigen fünf Mutmacher auf, warum Trübsal blasen zwar verständlich, aber einfach keine Option ist.
Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Bevölkerung in Deutschland mehrheitlich unzufrieden mit den Maßnahmen der Bundesregierung.
Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend, durchgeführt von infratest dimap, sind 54 Prozent der Befragten weniger oder gar nicht zufrieden mit dem Krisenmanagement von Bund und Ländern, nur noch 46 Prozent sind zufrieden oder sogar sehr zufrieden.
Die Gründe, die Politiker und Experten für diese Entwicklung anführen, sind vielfältig: Vom Unmut über den schleppend anlaufenden Impfprozess über die Salami-Taktik, mit der Lockdowns verkündet und verlängert werden, bis hin zu einer allgemeinen Müdigkeit, die sich nach einer nun schon über ein Jahr andauernden Pandemie breitmacht.
"Wir brauchen mal wieder einen Erfolg", fordert SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach im Interview mit unserer Redaktion. Dabei gibt es schon einige Umstände, die Menschen wieder optimistischer in die Zukunft blicken lassen. Wir nennen fünf Mutmacher in der Corona-Pandemie.
1. Die Inzidenz-Zahlen gehen zurück
Am Donnerstag war es so weit: Erstmals seit Oktober sank die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) unter die Schwelle von 100. So wurden in Deutschland binnen einer Woche 98 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner an die Gesundheitsämter übermittelt, wie das RKI am Donnerstagmorgen meldete.
Damit hat sich die Zahl der innerhalb von sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen seit dem Höchststand kurz vor Weihnachten - die Sieben-Tage-Inzidenz lag am 22. Dezember bei 197,6 - in etwa halbiert.
Durch den aktuell herrschenden Lockdown will die Politik den Inzidenzwert auf 50 oder niedriger drücken. Daher warnen sowohl Gesundheitsminister Jens Spahn als auch RKI-Präsident Lothar Wieler davor, sich jetzt auf den Zahlen auszuruhen und vorschnell nach Lockerungen zu rufen. Dennoch: Die Zahlen zeigen, dass der Lockdown wirkt und die Menschen sich größtenteils an die Beschränkungen halten.
2. Impfgipfel verspricht Verbesserungen
Am Montag lädt
Welche Lieferung mit welchem Impfstoff ist zu erwarten? Welcher Ausbau der Produktionskapazitäten ist noch möglich? Wo können sich Synergien ergeben? Wo muss die Politik unterstützend wirken, etwa mit finanzieller Hilfe? Die Erträge des Gipfels werden sehr wahrscheinlich die Situation verbessern - miteinander sprechen ist immer besser als übereinander sprechen.
3. Neue Impfstoffe sind auf dem Weg
In der EU gibt es mit Biontech/Pfizer und Moderna bislang zwei zugelassene Impfstoffe. Mit AstraZeneca wird schon sehr bald - trotz möglicher Lieferengpässe - der dritte Hersteller die Zulassungshürde meistern. Erfreulich sind auch die Meldungen von jenseits des Atlantiks: Das US-Pharmaunternehmen Novavax hat eine hohe Wirksamkeitsrate seines Corona-Impfstoffkandidaten bekanntgegeben. Gesundheitsminister
Der deutsche Hoffnungsträger CureVac aus Tübingen befindet sich aktuell in der entscheidenden dritten Testphase - sollte der mRNA-Impfstoff wie geplant im Sommer die Zulassung erhalten, wäre auch dies ein bedeutender Schritt im Kampf gegen die Pandemie, denn der Impfstoff wäre - anders als die von Biontech und Moderna - auch im Kühlschrank lagerbar und würde die Verteilung um einiges erleichtern.
4. Pläne gegen die Coronamüdigkeit werden diskutiert
Die Debatte um Lockerungen der Lockdown-Maßnahmen nimmt Fahrt auf - und am Steuer sitzt der Norden Deutschlands: Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte am Mittwoch im Landtag in Schwerin entsprechende Schritte in Aussicht gestellt. In Schleswig-Holstein sieht ein neuer Stufenplan Öffnungsschritte in vier Etappen ab Mitte Februar vor.
In den beiden norddeutschen Bundesländern könnten den Ankündigungen zufolge unter bestimmten Voraussetzungen etwa Schulen und Kitas wieder stärker geöffnet werden, wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen eine Woche lang stabil unter 100 liegt. "Der Perspektivplan soll all denjenigen helfen, die ein bisschen coronamüde geworden sind", sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).
5. Deutsche Wirtschaft erweist sich als stabil
Die finanziellen Anforderungen der Coronakrise sind enorm. Der Staat gewährt Hilfen und Unterstützung in schwindelerregenden Milliardenhöhen. Dass dieses Geld irgendwann einmal zurückgezahlt werden muss, macht vielen Bürgern Sorge vor der Zukunft. Die Hauptlast wird über eine gute Wirtschaftsleistung und die daraus zu erwartenden, dem Staat zufließenden Steuereinnahmen getragen werden müssen.
Und die gute Nachricht lautet: Obwohl das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren ist, Restaurants und Geschäfte geschlossen sind, kommt Europas größte Volkswirtschaft dennoch vergleichsweise gut durch die erneuten Beschränkungen in der Corona-Pandemie.
Diese bremsten zwar die Konjunkturerholung zum Jahresende 2020, die zunächst befürchtete deutliche Eintrübung blieb aber aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im vierten Quartal minimal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag anhand vorläufiger Daten mitteilte. Eine kleine Einschränkung soll allerdings nicht verschwiegen werden: Ökonomen gehen davon aus, dass der aktuelle Lockdown in den ersten drei Monaten des neuen Jahres tiefere Spuren hinterlassen wird.
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