• Auch Gesundheitsminister Jens Spahn ist die Corona-Pandemie langsam leid.
  • Mit Blick auf Lockerungen warnt er jedoch vor vorschnellen Entscheidungen.
  • RKI-Präsident Lothar Wieler plädiert vor allem dafür, die Ausbreitung der Virus-Mutanten einzudämmen.

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Am 10. Februar beraten Bund und Länder erneut über die Corona-Lage. Mit Blick auf etwaige Lockerungen hat sich Gesundheitsminister Jens Spahn bereits zurückhaltend gezeigt.

Auch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), äußerte sich Spahn am Freitag vorsichtig.

"Erstmals seit dem 4. November haben wir weniger als 200.000 aktiv Infizierte", beginnt er. "Erstmals seit dem 24. Oktober liegen wir unter der 80er-Inzidenz im bundesweiten Schnitt." Doch bedeutet das, dass die Beschränkungen bald aufgehoben werden?

Jens Spahn: Wenn geöffnet wird, dann als erstes Kindergärten und Schulen

"Wir müssen Perspektiven aufzeigen, mit Augenmaß, der richtigen Geschwindigkeit und dem richtigen Weg", sagte der Gesundheitsminister. Wenn man den aktuell kursierenden Mutationen die Möglichkeit zur Ausbreitung geben würde, würde man einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen riskieren.

Familien machte er indes Hoffnung: "Viele Familien sind am Limit. Und wir vergessen sie nicht." Wenn man öffne, dann zuerst Kindergärten und Schulen.

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"Diese Jahrhundertpandemie bleibt für uns alle eine Zumutung - und sie bleibt ein Charakter- und Stresstest für unsere Gesellschaft." Spahn zeigte sich davon überzeugt, dass Deutschland ihn bestehen werde. "Auch ich bin diese Pandemie leid. Auch ich will - wie alle anderen auch - zurück zur Normalität, zur Freiheit und zur Unbefangenheit." Man müsse den Weg zurück gehen, aber besonnen.

Jens Spahn über Stand der Impfungen und Infektionszahlen

Bisher seien in Deutschland drei Impfstoffe zugelassen, sagte Spahn. "Und wenn ein Impfstoff zugelassen ist, wirkt er auch." Dieses Vertrauen könne man in die Zulassungsbehörden und in die Ständige Impfkommission haben. "Wir haben die Mittel, die Pandemie zu besiegen - nicht sofort, aber im Laufe des Jahres."

Bisher seien 630.000 Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen einmal geimpft worden. "Das sind 80 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner." Fast die Hälfte habe die zweite Impfung bekommen.

Lothar Wieler: "Das Virus ist noch nicht müde"

"Die Infektionszahlen in Deutschland gehen zurück. Das ist eine gute Nachricht", betonte RKI-Präsident Wieler. Es gebe aber immer noch viele Ausbrüche in Altersheimen und sehr viele Todesfälle. "Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle."

Besonders besorgniserregend seien die noch ansteckenderen und sich verbreitenden Varianten des Coronavirus. Vor allem die Variante B.1.1.7, die in Großbritannien entdeckt worden war.

"Diese ist derzeit die am weitesten in Deutschland verbreitete. Sie ist ansteckender als die herkömmliche Variante und führt auch zu schwereren Verläufen der Krankheit", erläuterte Wieler. Sie sei in den letzten Wochen immer häufiger nachgewiesen worden.

Allerdings würden die Varianten des Virus das Geschehen noch nicht dominieren. "Wir müssen aber mit ihrer zunehmenden Verbreitung rechnen, wie auch im Rest Europas", warnte der RKI-Präsident. "Wir müssen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 und seinen Varianten zumindest verlangsamen und das Entstehen neuer Varianten verhindern."

Dabei sei jede Impfung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, betonte Wieler. Denn: Das Virus sei noch nicht müde. "Im Gegenteil: Es hat gerade nochmal einen Boost bekommen."

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