Flugzeugabsturz in Frankreich: Am Dienstag ist ein Airbus A320 der deutschen Fluggesellschaft Germanwings mit 150 Menschen an Bord verunglückt. Die Maschine war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf. Offenbar gibt es keine Überlebenden. Auch die Unglücksursache ist noch nicht geklärt.

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Unter den Opfern sind vermutlich "viele deutsche Opfer", zitierte die Zeitung "Le Figaro" den französischen Präsidenten Francois Hollande bereits kurz nach dem Absturz. Germanwings geht derzeit davon aus, dass 67 Deutsche an Bord waren. Unter den Passagieren sind nach Angaben der Madrider Regierung offenbar auch viele Spanier. Demnach stünden auf der Passagierliste 45 Reisende mit spanischen Nachnamen, teilte die spanische Vizeregierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría am Dienstag mit. Laut Germanwings waren insgesamt 144 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder an Bord.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, das Auswärtige Amt stehe "in engstem Kontakt" zu den französischen Behörden. Zu möglichen deutschen Todesopfern machte er zunächst keine Angaben. Steinmeier sagte: "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei all denjenigen, die darum fürchten müssen, dass ihre Angehörigen unter den Passagieren oder Besatzungsmitgliedern sind."

Merkel reist am Mittwoch zur Unglücksstelle

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich über den Absturz der deutschen Germanwings-Maschine über Frankreich tief erschüttert geäußert. Merkel habe alle Termine abgesagt und halte sich über die Entwicklung auf dem Laufenden, teilte die Bundesregierung am Dienstag in Berlin mit. Die Kanzlerin habe bereits mit Frankreichs Staatspräsident François Hollande und Spaniens Ministerpräsidenten Mariano Rajoy telefoniert. Am Mittwoch will sie die Unglücksstelle in Frankreich besuchen.

Der Absturzort liegt im Département Alpes-de-Haute-Provence und befindet sich in schwer zugänglichem Gebiet. Berichten zufolge handelt es sich um das Bergmassiv Les Trois Evêchés im Südosten Frankreichs. Die Gegend befindet sich rund 100 Kilometer nordwestlich von Nizza.

Die Absturzstelle könne vermutlich nur mit Hubschraubern und zu Fuß erreicht werden, sagte ein Bergführer dem Sender BFMTV. Gendarmerie-Hubschrauber seien bereits auf dem Weg dorthin und hätten auch schon Trümmerteile entdeckt. Auch Innenminister Bernard Cazeneuve sei auf dem Weg zum Unfallort, sagte der französische Premier Manuel Valls "Le Figaro" zufolge.

Unglücksursache ist weiter unklar

Valls sagte in einer Mitteilung zudem, dass es bisher keinen Hinweis auf die Ursache der Katastrophe gibt. Es ist lediglich bekannt, dass es gegen 10.47 Uhr ein Notsignal gegeben habe. Das Signal habe gezeigt, dass das Flugzeug auf 5000 Fuß und in einer "unnormalen Situation" gewesen sei.

Germanwings-Chef Thomas Winkelmann sagte in einer Pressekonferenz wenige Stunden nach dem Unglück, dass der Airbus A320 um 10:45 Uhr seine reguläre Reiseflughöhe erreicht und diese nach einer Minute wieder verlassen. Es sei dann in einen Sinkflug eingetreten, der acht Minuten gedauert habe. Der Kontakt des Flugzeugs zum französischen Fluglotsen sei um 10:53 Uhr auf einer Höhe von circa 6000 Fuß (ca. 1800 Meter) abgebrochen. Warum das so sei, wisse man noch nicht.

Zudem erklärte er, dass die Maschine noch am Montag einem letzten Routinecheck unterzogen worden. Das abgestürzte Flugzeug sei außerdem mit aktuellster Computertechnik ausgestattet gewesen. Ein Technik-Problem, wie es kürzlich bei einer Lufthansa-Maschine aus derselben Airbus-Familie bekanntgeworden war, sei daher bei dem Unglücksflieger nicht zu erwarten, sagte der Leiter des Flugbetriebs, Stefan-Kenan Scheib.

Am Dienstag sei das Flugzeug um 6:48 Uhr zunächst mit 122 Passagieren von Düsseldorf nach Barcelona geflogen, bevor sich die Maschine um 10:01 Uhr wieder auf den Weg zurück nach Düsseldorf gemacht habe. Der Kapitän des abgestürzten Flugzeugs habe seit mehr als 10 Jahren für Germanwings und Lufthansa gearbeitet. Auf dem Modell Airbus habe er über 6000 Flugstunden absolviert.

Abgestürzte Airbus-Maschine war mehr als 24 Jahre alt

Laut französischen Medien soll der Absturz nicht von schlechtem Wetter ausgelöst worden sein. Das Wetter sei ruhig gewesen, berichtete die Zeitung "Le Monde" unter Berufung auf die Wetterdienste "La Chaîne Météo" und "Météo France". "Die Bedingungen waren sogar optimal mit trockenem Wetter und komplett freiem Himmel am ganzen Vormittag", hieß es am Dienstagnachmittag auf der Webseite von "La Chaîne Météo".

Deutschen Behörden zufolge gebe es bisher auch keine Hinweise auf einen möglichen terroristischen Anschlag. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Sicherheitskreisen.

Bei der Aufklärung des Absturzes wollen sich auch deutsche Experten beteiligen. Wie das Bundesverkehrsministerium am Dienstag mitteilte, sind Fachleute der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung bereits auf dem Weg zur Unglücksstelle. Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) plant, sich noch am Dienstag an Ort und Stelle ein Bild von der Lage zu machen. Er steht mit seinem französischen Amtskollegen in engem Kontakt, wie ein Ministeriumssprecher in Berlin sagte.

Die abgestürzte Airbus-Maschine war mehr als 24 Jahre alt. Nach Informationen der Website Airfleets.net wurde die Maschine vom Typ A320 am 6. Februar 1991 an die Lufthansa ausgeliefert. Zwischenzeitlich war der Jet mit 147 Sitzplätzen und der Kennung D-AIPX unter dem Städtenamen "Mannheim" unterwegs. Ihren Jungfernflug hatte sie am 29. November 1990. Germanwings ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa AG. Gemeinsam mit der Flotte der Lufthansa-Tochter Eurowings soll sie künftig Direktverkehre in ganz Europa anbieten. (dpa/cai)

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