• In Südosteuropa kämpfen derzeit zahlreiche Länder mit extremer Hitze.
  • Temperaturen von 40 Grad und mehr sowie Waldbrände sind dort aktuell keine Seltenheit.
  • Doch was ist der Auslöser für die Hitze und könnte sie auch nach Deutschland überschwappen?

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Während Deutschland mit schweren Unwettern und deren katastrophalen Auswirkungen zu kämpfen hat, sehen sich einige Länder im Südosten Europas fest im Griff der Hitze.

Vor allem Griechenland hat derzeit schwer mit Extremtemperaturen zu kämpfen. In den kommenden Tagen rechnet das griechische Wetteramt mit Temperaturen von bis zu 40 Grad. Nächste Woche soll es mit bis zu 45 Grad sogar noch heißer werden.

Diese Hitzewelle sei eine der längsten seit Jahrzehnten, sagten Wetterexperten im Staatsfernsehen. Die Temperaturen sollen demnach tagsüber erst nach 8. August wieder unter 40 Grad fallen. Wegen der wochenlangen extremen Trockenheit sowie starker Winde sind in Griechenland auch bereits mehrere Busch- und Waldbrände ausgebrochen. 50 Feuer wurden laut offiziellen Angaben am Dienstag erfasst.

Knackt Italien den europäischen Hitzerekord?

Ähnlich wie in Griechenland ist die Lage in Italien. Landesweit kämpfen Rettungskräfte hier gegen Waldbrände, die durch Trockenheit, Hitze und teils starke Winde in den vergangenen Tagen begünstigt wurden. Die Regionen hätten 34 Mal die Unterstützung von Löschflugzeugen angefordert, teilte die Zivilschutzbehörde am Donnerstagabend mit. Landesweit sprach die Feuerwehr von 240 Buschbränden, bei denen sie im Einsatz sei.

Das viele Länder in Südosteuropa derzeit eine Hitzewelle erleben, liegt laut Diplom-Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) an einer besonderen Wetterlage. Derzeit gebe es "tiefen Luftdruck über Westeuropa, der ungewöhnlich weit nach Süden reicht", sagt der Experte im Gespräch mit unserer Redaktion.

"Auf der Vorderseite von diesen Tiefdruckgebieten wird mit einer südwestlichen Strömung heiße Sahara-Luft angezapft." Diese legt sich Herold zufolge wie eine "Wärme-Blase" über die betroffenen Länder und erzeugt dadurch die hohen Temperaturen. Daran werde sich auch in den nächsten Tagen aller Voraussicht nach nichts ändern.

Das gilt auch für Italien. Wie der Wetterdienst "Kachelmannwetter" am Dienstag auf Twitter schrieb, könnte dort in der kommenden Woche sogar der aktuelle europäische Hitzerekord geknackt werden.

Der aktuelle Rekord für die höchste in Europa gemessene Temperatur liegt bei 48 Grad, die 1977 in Athen erfasst wurden. In Italien seien am 8. August regional sogar bis zu 50 Grad möglich.

Die Einschätzung beruht dabei auf dem US-amerikanischen Wettervorhersagemodell GFS. Allerdings muss die Prognose mit Vorsicht betrachtet werden, denn innerhalb einer Woche kann sich bei der Wettervorhersage noch sehr viel ändern.

Auch Meteorologe Herold sieht die Wetterprognose kritisch. Wie er erklärt würden die Modelle des DWD "nicht ganz so viel" hergeben. Demnach sehe es eher so aus, dass mit 46 bis 47 Grad in den Ebenen von Griechenland die höchsten Werte am Sonntag oder Montag erreicht werden. Verbreitet sei mit Temperaturen von mehr als 40 Grad zu rechnen, aber 50 Grad würden nach derzeitigem Stand "nicht erreicht".

Bulgarien und Türkei kämpfen mit Hitze und Waldbränden

Akut unter Extremtemperaturen leidet auch Bulgarien. Dem Land macht seit Tagen eine zweite Hitzewelle in diesem Sommer mit kontinuierlich steigenden Temperaturen zu schaffen. Am Donnerstag galt in fast ganz Bulgarien die zweithöchste Warnstufe Orange für gefährlich hohe Temperaturen.

Zuletzt kletterten diese auf bis zu 40 Grad. Zudem kam es in den vergangenen Tagen zu großen Waldbränden. 60 Hektar Nadelwälder wurden bei einem Großbrand bei Twardiza in Mittelbulgarien vernichtet.

Das Feuer wurde am Donnerstag unter Kontrolle gebracht, konnte aber nicht gelöscht werden, wie bulgarische Medien berichteten. Ein Hubschrauber, Soldaten, Feuerwehrleute und Freiwillige waren im Einsatz. Kleinere Waldbrände tobten zudem im Südwesten des Balkanlandes.

Auch in der Türkei sind in den vergangenen Tagen zahlreiche Brände ausgebrochen. Die Löscharbeiten dauern an. Feuer, die in ihrer Zahl normalerweise über einen langen Zeitraum auftreten, seien innerhalb von zwei Tagen ausgebrochen, sagte am Freitag Bekir Pakdemirli, der Minister für Land- und Forstwirtschaft.

Durch die Brände sind bisher offiziellen Angaben zufolge drei Menschen getötet worden. Etliche Tiere starben in den Flammen.

Hohe Temperaturen können den Körper schwer belasten

Lang anhaltende Hitze kann nicht nur durch Waldbrände zur Gefahr für Menschen werden. Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Kreislaufprobleme oder ein Kollaps können die Folge sein.

Angesichts dessen ordnete der griechische Zivilschutz jüngst an, Arbeiten im Freien einzustellen oder so weit wie möglich zu reduzieren. Städte haben klimatisierte Hallen aufgemacht, in denen Menschen Zuflucht finden können, die keine Klimaanlage zu Hause haben. Zudem rieten Ärzte, sich nicht in der prallen Sonne aufzuhalten und keinen Alkohol zu trinken. Man sollte öfter duschen und helle weite Baumwollkleidung tragen.

Dass man die Gefahr für Leib und Leben durch Hitze nicht unterschätzen soll, zeigt das Beispiel Kanada. Anfang Juli war das Land von einer extremen Hitzewelle mit Temperaturen von beinahe 50 Grad heimgesucht worden. Hunderte Todesfälle waren registriert worden, bei denen die Behörden davon ausgehen, dass sie in Verbindung mit den extremen Temperaturen stehen.

Kommt die Hitzewelle auch nach Deutschland?

Die Möglichkeit, dass die Hitzewelle in den kommenden Tagen auch nach Deutschland überschwappt, sieht Meteorologe Herold derzeit nicht. "Wir sind jetzt hier auf der anderen Seite von der Medaille. Bei uns sieht es so aus, dass der Tiefdruckeinfluss überwiegt und der führt dann kühlere Meeresluft heran." Deshalb würde der Sommer in Deutschland erstmal eine Pause einlegen und Temperaturen von 25 Grad werden wohl bloß noch vereinzelt erreicht.

In Deutschland wird das Wetter Herold zufolge dann "wechselhaft, heiter bis wolkig, immer mal wieder ein Schauer und dazu ziemlich windig". (thp/Mit Material der dpa)

Verwendete Quellen:

  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
  • Tagesschau.de: Hitzewelle in Nordamerika: "Beispielloses" Zeichen des Klimawandels
  • Twitter-Account: Kachelmannwetter
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