Die Gremien müssen noch zustimmen, aber eine Absprache in der Führungsspitze der AfD gibt es schon: Alice Weidel soll die Partei in die Bundestagswahl 2025 führen.

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AfD-Chefin Alice Weidel soll Kanzlerkandidatin ihrer Partei werden. Eine entsprechende Absprache von Weidel mit ihrem Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla wurde am Freitag von der Partei bestätigt. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.

In einer Mitteilung der Partei hieß es, die beiden Co-Vorsitzenden hätten sich am Mittwoch zur Frage der Kanzlerkandidatur 2025 ausgetauscht. Sie seien übereingekommen, dass Chrupalla dem Bundesvorstand der AfD Anfang Dezember Weidel als Kanzlerkandidatin vorschlagen werde. Vor der offiziellen Nominierung müssten noch die Parteigremien zustimmen.

Landeschef begrüßt "gute Entscheidung"

Der bayerische Landesvorsitzende Stephan Protschka sagte der dpa: "Das ist eine gute Entscheidung. Mit unserer Kanzlerkandidatin Alice Weidel werden wir (dem Kanzlerkandidaten der Union) Friedrich Merz und der CDU/CSU auf die Pelle rücken."

Nach Angaben aus Parteikreisen wurden mehrere Landessprecher der AfD am Freitag telefonisch von Chrupalla informiert. Er erwarte "ein spannendes Duell" zwischen Weidel und Merz sagte der Co-Vorsitzende des baden-württembergischen AfD-Landesverbandes, Markus Frohnmaier.

Es ist das erste Mal, dass die AfD eine Kanzlerkandidatin nominiert. Vor der Bundestagswahl 2021 hatten die AfD-Mitglieder Weidel und Chrupalla zum "Spitzenduo" gewählt, ohne einen von beiden als Kanzlerkandidaten oder Kanzlerkandidatin zu benennen. Die Partei erreichte einen Stimmenanteil von 10,4 Prozent. Derzeit kommt sie in Umfragen auf 17 bis 18 Prozent. Die nächste Bundestagswahl steht regulär im Herbst 2025 an.

Keine Überraschung

Politisch waren bislang keine Meinungsverschiedenheiten zwischen Weidel und Chrupalla wahrnehmbar. Beide haben keine Berührungsängste mit der Rechtsaußen-Strömung der AfD, der sie aber nicht direkt zugerechnet werden. Über Weidel heißt es in der Partei, sie sei besonders redegewandt.

Dass es erstmals eine Kanzlerkandidatur geben würde, hatte Chrupalla schon im Sommer betont. Damals ließ er in einem ARD-Interview auch bereits erkennen, dass er Weidel den Vortritt lassen würde. "Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, was ich auch unterstützen würde", sagte Chrupalla damals. Er greife damit aber keinen Entscheidungen vor. "Am Ende entscheidet das ein Parteitag oder die Basis in unserer Partei", betonte Chrupalla damals.

Der Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner wies darauf hin, dass es sich vorerst nur um eine Absprache von Weidel und Chrupalla handele. Diese müsse nun durch die Gremien der Partei bestätigt werden.

In der Erklärung der Bundespartei hieß es: "Am 07. Dezember werden weiterführend die Landessprecher und Anfang 2025 der Konvent der Partei in den Entscheidungsprozess einbezogen. Ziel ist es, dem Bundesparteitag diesen Vorschlag im April 2025 geschlossen zur Abstimmung vorzulegen."

Chrupalla: "Das erwarten die Wähler"

Chrupalla und Weidel waren Ende Juni auf einem Bundesparteitag für zwei weitere Jahre als Führungsspitze wiedergewählt worden. Für Chrupalla sprachen sich nach Zählung der AfD knapp 83 Prozent aus, Weidel holte knapp 80 Prozent Ja-Stimmen. Bei der AfD werden Enthaltungen nicht mitgezählt.

Dass die Partei eine Kanzlerkandidatin oder einen Kanzlerkandidaten aufstellen würde, war für Chrupalla längst klar. "Denn ich denke, das erwarten auch die Wähler", sagte er in der ARD. Die AfD müsse bei der Wahl einen "Frontalangriff" auf die Bundesregierung führen. Und schon da sagte er: "Sie können davon ausgehen, dass es da keinen Machtkampf gibt und auch keinen Streit gibt." (dpa/bearbeitet von fab)

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