Der erste Schritt zu einem gemeinsamen Panzer ist geschafft. Am Freitag unterzeichneten die beiden Verteidigungsminister Frankreichs und Deutschlands, Lecornu und Pistorius, eine Absichtserklärung.

Mehr aktuelle News

Nach langer Verzögerung ist der neue deutsch-französische Kampfpanzer seiner Verwirklichung einen wichtigen Schritt näher gekommen: Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein französischer Kollege Sébastien Lecornu unterzeichneten am Freitag in Paris eine Absichtserklärung, die eine hälftige Aufgabenverteilung zwischen den Rüstungsunternehmen beider Länder festlegt. "Dies ist ein weiterer wichtiger Meilenstein", sagte Pistorius. Es gehe nicht um die Weiterentwicklung der aktuellen Panzer, sondern um "etwas völlig Neues".

Deutsch-französischer Panzer auf den Weg gebracht

Dabei handle es sich um mehrere "miteinander vernetzte Gefechtsfahrzeuge", die teils unbemannt seien. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz bedeute einen "deutlichen qualitativen Fähigkeitsvorsprung", betonte Pistorius.

Das gemeinsame Vorhaben, das Deutschland und Frankreich bereits 2017 auf den Weg gebracht hatten, unterstreiche die "tiefe Verbundenheit und Freundschaft" beider Länder. Die deutsch-französische Achse habe eine "Dynamik vorgebende Bedeutung für das, was in Europa passiert", betonte Pistorius.

Pistorius begrüßte den Aufruf von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu einer Stärkung der europäischen Rüstungsindustrie. "Wir brauchen ein europäisches Verständnis für Rüstungsindustrie, für die Entwicklung von Rüstungsgütern in Europa", sagte Pistorius. Europa setze auf industrielle Eigenständigkeit, "nicht morgen, nicht übermorgen, aber sobald es geht", fügte er hinzu.

Details zu der Aufgabenverteilung für den neuen Kampfpanzer nannten die beiden Minister nicht. Dies sei aber auch nicht das Wichtigste dieses Abkommens, sagte Lecornu. "Das Wichtigste ist, dass Deutschland und Frankreich 2040 denselben Panzer haben werden", sagte er. Neben der deutsch-französischen Holding KNDS würden auch Rheinmetall, Thales und zahlreiche weitere Unternehmen beteiligt werden. "Wir gehen pragmatisch vor und suchen jeweils das Beste, was jede Industrie zu bieten hat", sagte Lecornu.

Dabei ist weiterhin nicht öffentlich bekannt, wer für das Hauptgeschoss zuständig sein soll: Während Rheinmetall für seine 130mm-Kanone plädiert, bevorzugt Nexter seine 140mm-Kanone.

Vorbild ist das deutsch-französische Kampfflugzeug FCAS

Vorbild für die Aufgabenverteilung sei das Vorgehen beim deutsch-französischen Kampfflugzeug FCAS gewesen, sagte Pistorius. Während Frankreich beim FCAS die Führungsrolle übernommen habe, habe Deutschland die Federführung beim Kampfpanzer MGSC. Die Abkürzung steht für "Main Ground Combat System". Es soll auf die Kampfpanzer Leopard und Leclerc folgen.

Der Vertrag solle Ende des Jahres fertig sein und im kommenden Jahr den Parlamenten vorgelegt werden, sagte Pistorius weiter. Er habe keinen Zweifel, dass der Bundestag mehrheitlich dafür stimmen werde. "Das Projekt lebt von der Unterstützung durch die Parlamentarier", sagte Pistorius. Mittelfristig solle das Vorhaben auch weiteren Partnern offenstehen, etwa Italien. "Wenn wir Europa stärker machen wollen, bedeutet es auch, andere Partner ins Boot zu holen", betonte er.

Das Projekt hatte sich verzögert, weil es Spannungen hinsichtlich des geistigen Eigentums und der Exportmöglichkeiten gab. Ursprünglich sollte das neue System 2035 einsatzbereit sein, inzwischen ist von 2040 die Rede. Das nun unterzeichnete Abkommen markiert den Beginn der Phase 1A, in der die Vorstufe eines Prototyps entwickelt werden soll. Bei den Waffenanlagen ist eine wichtige Frage, ob sie einheitlich sind und somit Munition getauscht und gemeinsam produziert werden kann. In der Vergangenheit gab es bei gemeinsamen Rüstungsprojekten zudem immer wieder Schwierigkeiten, weil einzelne Nationen auf technische Sonderwünsche bestanden und es damit Verzögerungen und Kostensteigerungen gab. (afp/dpa/the)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © picture alliance/dpa/Kay Nietfeld