Bei Maischberger ging es am Mittwochabend um die Kriegstüchtigkeit Deutschlands sowie eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht. Wäre das sinnvoll und machbar? Was würde es kosten? Außerdem zeigte Verteidigungsminister Pistorius Maischberger bei mehreren Fragen klar rote Linien der nationalen Sicherheit auf.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Marie Illner dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat klare Worte gefunden: Er will "kriegstüchtige" deutsche Truppen, die Bundeswehr soll flexibel und fit für Kriegseinsätze sein. "Niemand soll auf die Idee kommen, uns als NATO-Gebiet anzugreifen", sagte er Anfang April.

Mehr aktuelle News

Aber wie muss die Bundeswehr dafür umgebaut werden? Und brauchen wir wieder eine Wehrpflicht? Sandra Maischberger überschrieb ihre Sendung am Mittwochabend (24.04.24) mit der Frage: "Wie wehrhaft ist Deutschland?".

Unter diesem Titel diskutierte sie mit ihren Gästen über die Wehrpflicht, Bundeswehr-Umbau und Taurus-Lieferungen an die Ukraine. Weitere Themen der Sendung waren die Zukunft der USA, der Zusammenhalt der Ampel und die Führungsfähigkeit des Kanzlers.

Das sind die Gäste

Boris Pistorius (SPD): "Wenn Sie heute eine Fregatte bestellen, dann braucht die sieben Jahre, bis sie im Hafen liegt", so der Verteidigungsminister. Zum einen dauere es so lange, sie zu bauen. Zum anderen habe die Rüstungsindustrie keine Planungssicherheit bezüglich möglicher Aufträge, erklärte Pistorius. Auch, weil aus der Politik nicht die notwendigen Signale kommen. Doch gegen Kritik verteidigte sich der Minister. "Ich kriege überall zu hören: Pistorius ist zu langsam, das BMVG ist zu langsam, da wird nur angekündigt. Das sind genau diejenigen, die sich 30 Jahre lang nicht um die Bundeswehr gekümmert haben und von mir jetzt verlangen, bis Weihnachten muss alles fertig sein", ärgerte er sich.

Mariam Lau: Die Politik-Redakteurin der "Zeit" sagte über Verteidigungsminister Boris Pistorius: "Es ist immer angenehm, wenn Politiker mit einem reden, als wäre man erwachsen und als wären einem auch unangenehme Tatsachen zuzumuten. Er muss ein wenig die Schwäche des Kanzlers kompensieren. Man hat hier jemanden, der nahbar ist und direkt redet und nicht sagt: Ich habe einen Plan, aber bitte fragt mich nicht, bitte stört mich nicht."

Stefan Stuchlik: "Im Moment ist die Zeit, dass man gucken muss, wie man liberale Demokratien so aufstellt, dass sie nicht erpressbar werden", war sich der "ARD"-Hauptstadtkorrespondent sicher. Es sei aber fahrlässig, eine äußere Sicherheit zu priorisieren und dabei soziale Sicherheit und Klimaschutz zu vernachlässigen. Mit dem Begriff "kriegstüchtig" sei mehr als die Verteidigungsfähigkeit gemeint.

Elmar Theveßen: Der US-Korrespondent des "ZDF" sagte über Trump während des aktuell laufenden Strafprozesses im Zusammenhang mit gezahltem Schweigegeld an einen Pornostar: "Er ist die Gestalt gewordene verfolgte Unschuld, ist aber gleichzeitig machtlos. Die Ohnmacht trifft ihn tief in seinem Innersten. Er ist ein Narzisst, der die Bewunderung braucht. Deshalb wird das, was er sagt, auch immer extremer, wenn er die Gelegenheit hat.

Urban Priol: Der Kabarettist kommentierte einen Ausschnitt, in dem Olaf Scholz bei der Hannover-Messer am Stand von Siemens zu sehen ist. Dort versuchte er, einen Roboter sprachzusteuern. "Hallo KI, schneller" ignorierte der Roborter. Priol dazu: "Ich hätte es noch interessanter gefunden, wenn die künstliche Intelligenz zu Olaf Scholz sagt: Sag doch mal was", meinte der Kabarettist.

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Stuchlik hielt eine Wiedereinführung der Wehrpflicht für unwahrscheinlich. "Wir müssten das gesamte System, was wir nicht mehr haben, wieder aufbauen", erinnert er. Dazu zählten etwa Kasernen und Ämter. Laut Schätzungen gehe es um zweistellige Milliardensummen.

"Ich glaube, dass das der Punkt sein wird, wo diese Zeitenwende in jeder Familie angekommen sein wird. Diese Debatte: Liebe Leute, wir brauchen euch, wie stellt ihr euch dazu ein? Wirst du deinen Sohn, deine Tochter für so einen freiwilligen Dienst hergeben?" Derzeit konzentriere sich die Debatte noch sehr auf das Verteidigungsministerium, doch das ändere sich gerade.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Kein richtiges Rede-Duell, aber ein Schlagabtausch mit der Moderatorin, der hängenblieb: Maischberger konfrontierte Pistorius mit Bezug auf die Ukraine: "Die USA haben gerade Langstrecken-Raketen geliefert, ATACAMS, die Briten haben gerade Langstrecken-Raketen geliefert, Stone Shadow. Olaf Scholz hat heute noch einmal gesagt: Nein, ich liefere nicht."

Pistorius reagiert: "Dabei bleibt es auch. Taurus sind nicht vergleichbar mit dem, was andere liefern." ATACAMS hätten beispielsweise eine Reichweite von "nur" 300 Kilometern. "Es gibt Aspekte einer solchen Entscheidung, die sind so bedeutend für die nationale Sicherheit, dass man sie nicht öffentlich diskutiert. "

Maischberger ließ nicht ab: "Wie schutzlos sind wir ohne Taurus?" Es gäbe Gerüchte, Scholz habe Selenskyj die Absage damit erklärt, dass Deutschland keine Atommacht ist und seine stärkste Waffe behalten müsse.

"Ich weiß nicht, ob er das gesagt hat. Wenn, dann wäre es auch nur ein Argument. Die entscheidenden liegen tiefer", verteidigte Pistorius. Deutschland müsse wieder lernen, mit Angelegenheiten der Nationalen Sicherheit verschwiegener umzugehen.

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Maischbergers Moderation startete verhalten, gewann aber vor allem im Gespräch mit Boris Pistorius an Schwung. "Wie peinlich ist das? 10 von diesen Systemen, ist das zu viel verlangt?", fragte sie, als es um Patriot-Systeme ging. Deutliche Worte fand Maischberger auch im Zusammenhang mit der Taurus-Lieferung.

Dass Pistorius über die nationale Sicherheit nicht sprechen wollte, hätte sie aber besser zum Anlass nehmen sollen, eine weitere inhaltliche Frage zu stellen – statt erfolglos weiterzubohren.

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht hielt das Studio für möglich, wenn auch für zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich. Pistorius kündigte ein Nachdenken über "Zwischenschritte" zur Wehrpflicht an und bekräftigte im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg noch einmal, dass ein Einfrieren des Konflikts nur Putin nutzen würde.

Weiteres Ergebnis: Olaf Scholz ist Kanzlerkandidat 2025. Als Pistorius das eröffnete, fragte Maischberger erstaunt: "Echt jetzt? Warum sagt er es dann nicht schon?"

Verwendete Quellen:

  • ARD: Sendung "maischberger " vom 24.04.2024
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.