Das Team um den designierten US-Präsidenten Donald Trump nimmt Formen an. Nun müssen die Kandidaten für sein Kabinett vom Senat bestätigt werden. Wir erklären die spannendsten Personalien.

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Am 20. Januar 2017 ist es soweit: Donald Trump wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Aktuell geht es für den Republikaner darum, eine Regierungsmannschaft aufzustellen.

Trumps künftiges Kabinett soll dabei so schnell wie möglich vom Senat bestätigt werden. Neun Kandidaten für Spitzenposten in der neuen Regierung sollen sich nun im Laufe dieser Woche einer Anhörung im Senat stellen.

Die Prozedur beginnt am Dienstag mit einer zweitägigen Anhörung von Jeff Sessions, der Justizminister werden soll, sowie der Anhörung von John F. Kelly, den Trump als Minister für Innere Sicherheit nominiert hatte.

Am Mittwoch sind gleich fünf sogenannte Hearings angesetzt: Neben dem bisherigen ExxonMobil-Topmanager Rex Tillerson, den Trump zum Außenminister machen will, stehen dann noch die Personalien Betsy DeVos (nominiert als Bildungsministerin), Mike Pompeo (nominiert als CIA-Chef), Wilbur Ross (nominiert als Handelsminister) und Andrew Puzder (nominiert als Arbeitsminister) auf der Tagesordnung.

Die Kandidaten für die wichtigsten Ämter in der neuen US-Regierung auf einen Blick

Außenminister: Rex Tillerson - der Russlandfreund

Für einen der wichtigsten Posten seiner Regierung hat Trump einen Ölmann mit engen Verbindungen nach Russland ausgewählt. Der Vorstandschef des Konzerns ExxonMobil, Rex Tillerson, soll Außenminister werden.

Die Personalie ist heikel. Tillerson ist wegen seiner Verbindungen nach Russland umstritten, zudem drohen ihm Interessenkonflikte wegen seiner Geschäfte.

Wie Trump verfügt der 64-jährige Texaner über keinerlei politische Erfahrung. Tillerson steht seit 2006 als Vorstandsvorsitzender an der Spitze von ExxonMobil.

Er arbeitet seit Jahrzehnten für den Mineralölkonzern, der einen Umsatz von etwa 300 Milliarden US-Dollar (gut 280 Milliarden Euro) macht.

Verteidigungsminister: James Mattis - ein erprobter Krieger

Mit dem pensionierten Vier-Sterne-General James Mattis (66) hat sich Donald Trump für ein Schlachtross als Verteidigungsminister entschieden - einen kriegserprobten Kämpfer mit hoher Intelligenz, aber wenig diplomatischer Politur.

Wie Trump ist der einstige Marineinfanterist Mattis äußerst direkt. Mehr als einmal hat er mit seinen markigen Sprüchen Kritik geerntet. Nicht umsonst trug er im Militär den Spitznamen "Mad Dog" (verrückter Hund).

Aber Mattis hatte noch einen zweiten Spitznamen: "Warrier Monk" (Krieger-Mönch) - in Anerkennung seiner völligen Hingabe zum Militärdienst. Daneben habe es kaum Zeit für das persönliche Leben gegeben, sagen Begleiter. Vielleicht ist Mattis auch deshalb bis heute Junggeselle.

Seine 44-jährige Militärkarriere ist blendend, sie hat ihm über Parteigrenzen hinweg hohen Respekt eingebracht. Seine Marines verehrten Mattis, weil er sich stets für sie einsetzte und lieber die Nächte draußen mit ihnen an den Kampflinien verbrachte als in seinem Feldbett.

Justizminister: Jeff Sessions – Obama-Widersacher als Trump-Antreiber

Jeff Sessions war der erste Senator (Alabama), der Trump im Wahlkampf seine Unterstützung zusicherte. Das Vertrauen zahlt sich wohl aus: Nun wird Trump ihm den Posten des Justizministers übergeben. Sessions gilt als dem erzkonservativen Flügel der Republikaner zugehörig und ist als echter Falke bekannt.

Was illegale Einwanderung anbelangt, verfolgt er eine harte Linie. Er ist jedoch nicht unumstritten: Wegen anhaltender Rassismusvorwürfe stand der Jurist schon häufiger in der Kritik. In den Achtzigerjahren blieb ihm deswegen sogar das Amt des Bundesrichters verwehrt.

Mit dem 69-Jährigen holt sich Trump einen Mann in sein Team, der bisher als harter Kritiker der Obamapolitik auftrat. Er stünde im Kabinett beispielhaft für das Bestreben, alles, was Obama schuf, rückgängig zu machen – allen voran die Gesundheitsreform "Obamacare".

Chief of Staff: Trump entscheidet sich für Reince Priebus als Stabschef

Trump hat sich für Reince Priebus als Stabschef entschieden. Der 44-Jährige wird damit einen wichtigen Posten übernehmen: Der "Chief of Staff" des Weißen Hauses - oft auch als "der zweitmächtigste Mann in Washington" bezeichnet - wird künftig nicht nur Trumps Mitarbeiterstab leiten und darüber entscheiden, wer Zugang zum Präsidenten bekommt, er hat auch Einfluss auf die politische Agenda des Regierungschefs.

Bisher hatte Priebus den Parteivorsitz der Republikaner inne, kennt sich in Washington bestens aus. Seine guten Beziehungen und sein enges Netzwerk könnten für den designierten Präsidenten Gold wert sein, da Trump bisher keine Erfahrung im politischen Tagesgeschäft sammeln konnte.

Was die Kernthemen der künftigen US-Politik betrifft, liegt Priebus mit seinem baldigen Chef bereits auf einer Wellenlänge: "Eine Wirtschaft schaffen, die jedem nutzt, unsere Grenzen sichern, Obamacare außer Kraft setzen und ersetzen, und den radikalen islamistischen Terrorismus zerstören", verkündete er kürzlich die Prioritäten des baldigen Präsidenten.

Dass Priebus die Beförderung zum Stabschef überhaupt erhielt, soll laut "New York Times" an Trumps Tochter Ivanka liegen. Demnach wollten sie und ihr Mann Jared Kushner damit verhindern, dass der umstrittene Steve Bannon die Position besetzt.

Chefstratege: Stephen Bannon - Provokateur mit fragwürdigen Connections

Trumps Wahlkampfleiter Stephen Bannon hat es dennoch ins Kabinett geschafft. Er wird im Januar zum Chefstrategen des Weißen Hauses ernannt werden.

Der 62 Jahre alte Bannon ist nicht unumstritten. In der Vergangenheit fiel er häufiger durch fragwürdige Ansichten auf. So schrieb er etwa auf seiner ultrarechten Nachrichten-Seite "Breitbart News" über Polizeigewalt gegen Schwarze: "Was wenn die Leute, die von den Polizisten erschossen wurden, etwas getan haben, um es zu verdienen? Es gibt in dieser Welt Menschen, die von Natur aus aggressiv und gewalttätig sind."

Auch werden dem Publizisten Kontakte zur rechtsradikalen "Alt Right"-Bewegung nachgesagt, die vor wenigen Tagen wegen rassistischer Aussagen im Fokus der Öffentlichkeit standen. In einem Interview im Juli nannte er "Breitbart News" eine Plattform der "Alternativen Rechten".

Bannons beruflicher Werdegang ist bunt: Er gehörte einst einer Spezialeinheit der US Navy an, war Investmentbanker bei Goldman Sachs, und produzierte Hollywoodfilme und TV-Shows - darunter die Serie "Seinfeld".

Bannon zum Chefstrategen ernennen zu wollen, kann als Versuch gewertet werden, einen gewagten Spagat zu vollbringen. Nachdem zuvor der eher gemäßigte Reince Priebus zum Stabschef ernannt wurde, wird nun ein Populist Berater des US-Präsidenten - Trump könnte dadurch eine Brücke zwischen Partei-Establishment sowie Kongress schlagen.

CIA-Direktor: Mike Pompeo - Folter findet er okay, Snowden wünscht er den Tod

Ein weiterer Hardliner für das Trump-Team ist Mike Pompeo. Mit ihm wird ein Mann CIA-Direktor, der die Todesstrafe für Edward Snowden begrüßen würde, das Gefangenenlager Guantánamo beibehalten möchte, und Foltermethoden beim Gefangenenverhör als gerechtfertigt ansieht. Der 52-Jährige kann auf eine militärgeprägte Karriere zurückblicken. 1986 schloss er die Militärakademie West Point mit Bravour ab, diente danach mehrere Jahre in der US Army. Später siedelte er in die Wirtschaft um, gründete unter anderem ein Unternehmen für zivile und militärische Luftfahrt.

Seit 2011 sitzt er für den Bundesstaat Kansas im Repräsentantenhaus in Washington D.C.

Im Wahlkampf unterstützte er FBI-Direktor James Comney darin, die E-Mail-Affäre um Hillary Clinton kurz vor der Abstimmung neu aufzurollen.

Nationaler Sicherheitsberater: Michael Flynn - in Russland kein Unbekannter

Als Nationaler Sicherheitsberater wird Michael Flynn Donald Trump künftig in außen- und sicherheitspolitischen Fragen beratschlagen. Flynn gilt als äußerst umstritten. Den Islam hat er in der Vergangenheit als politische Ideologie statt einer Religion bezeichnet und ihn mit einem "Krebsgeschwür" verglichen.

Der einstige Chef der "Defense Intelligence Agency" (DIA) möchte ähnlich wie Trump die Beziehungen zu Russland verbessern - trat sogar schon des Öfteren im russischen Staatsfernsehen auf.

Der 57 Jahre alte Flynn diente über drei Jahrzehnte in der Armee, hat zudem den Grad eines sogenannten Dreisterne-Generals inne. Somit könnte er enormen Einfluss auf Trump ausüben - Flynn kann die militärische Erfahrung vorweisen, die Trump fehlt.

Heimatschutzminister: John Kelly - noch ein Ex-General

Der ehemalige General John Kelly soll der neue Heimatschutzminister im Kabinett Donald Trumps werden. Bis vor kurzem führte Kelly das Southern Command der US-Streitkräfte.

Neben Sicherheitsberater Michael Flynn und Trumps Kandidat für das Amt des Verteidigungsministers, James Mattis, wäre Kelly bereits der dritte General in der neuen US-Regierung.

Kelly wird oft als "Falke der Grenzsicherung" beschrieben. Die Situation an der US-Südgrenze zu Mexiko beschrieb er einmal als "existenzielle Bedrohung". Der 66-Jährige war 40 Jahre lang bei den Marines. Er kämpfte im Irak.

Kelly wäre der erste Nicht-Zivilist an der Spitze des Ministeriums. Derzeit führt Jeh Johnson das Ministerium. Kelly ist der ranghöchste Offizier, der in einem Krieg nach 9/11 ein Kind verlor: 2010 kam sein Sohn Michael im Irak ums Leben.

Als General bezog Kelly einige Male offen Opposition zu Präsident Barack Obama.

Finanzminister: Steven Mnuchin - Hollywood-Produzent und Freund von Trump

Steven Mnuchin, ein ehemaliger Investmentbanker von Goldman Sachs und Wall-Street-Insider wird Finanzminister.

Mnuchin war bereits für die Wahlkampffinanzen des Milliardärs zuständig. Der 53-Jährige war 17 Jahre lang für die Investment-Bank Goldman Sachs tätig.

In seiner Zeit bei Goldman Sachs zu einigem Reichtum gekommen, gründete Mnuchin eine Investitionsfirma (Dune Capital Management) und eine Produktionsfirma (Dune Entertainment Partners). Damit finanzierte er Filme wie "Avatar" oder die "X-Men"-Reihe.

Mnuchin war in der Vergangenheit in die Schlagzeilen geraten, weil eines seiner Finanzunternehmen in der Finanzkrise 35.000 Immobilien zwangsversteigerte und damit zahlreiche Opfer der Krise ohne Dach über dem Kopf ließ.

Politische Erfahrung hat Mnuchin keine. Das hat er mit Trump gemeinsam. Wie Trump auch, hat er früher für die demokratische Partei gespendet.

Handelsminister: Wilbur Ross

Wilbur Ross, Milliardär und ebenfalls ein früherer Investmentbanker, wird Wirtschaftsminister.

Er ist wie Mnuchin ein Wall-Street-Insider.

Uno-Botschafterin: Nikki Haley - unerfahren, aber eine logische Wahl

Nikki Haleys Ernennung zur Uno-Botschafterin wirkt auf den ersten Blick überraschend. Die Gouverneurin von South Carolina kann bisher wenig bis gar keine Erfahrung auf internationalem Parkett vorweisen. Auch auf Bundesebene hatte sie bis dato keinen Posten inne. Zudem kritisierte sie im Vorwahlkampf der Republikaner Trump mehrfach deutlich - unter anderem wegen dessen Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime. So sagte sie damals offen, Trump sei "alles, was ein Gouverneur sich nicht von einem Präsidenten wünscht."

Die 44-Jährige ins Boot zu holen, könnte sich jedoch als taktisch cleverer Kniff entpuppen: Haley gilt als rationale Politikerin, mit kühlem Kopf in Krisensituationen. Die Konföderierten-Flagge 2015 vom Parlamentsgebäude in South Carolina zu entfernen, nachdem es zu einem rassistisch motivierten Anschlag auf eine afroamerikanische Kirche kam, galt als besonnener Schritt gegen Rassenhass und brachte ihr landesweite Anerkennung ein.

Haley könnte nun als Uno-Botschafterin den verlängerten - und vor allem diplomatischen - Arm Trumps in der Welt darstellen. Die US-Amerikanerin mit indischen Wurzeln gehört zwar der konservativen Tea-Party-Bewegung an, gilt jedoch nicht als Hardliner wie etwa ein Jeff Sessions (designierter Justizminister) oder Michael Flynn (designierter Sicherheitsberater) - und genau diese Tatsache könnte dem bisher recht radikal ausgelegten Kabinett eine salonfähigere Note verleihen.

Bildungsministerin: Betsy DeVos - die milliardenschwere Reformerin

Neben Nikki Haley ist Betsy DeVos die zweite Frau, die Trumps Kabinett verstärken wird. Mit der Nominierung der Milliardärin hat im Vorfeld kaum einer gerechnet - bundespolitisch trat DeVos bisher nicht in Erscheinung.

Zur Personalie sagte Trump in einem ersten Statement: "Unter ihrer Leitung werden wir das amerikanische Bildungssystem reformieren und mit der Bürokratie brechen, die unsere Kinder zurückhält." Und "Reform" ist genau das Stichwort, mit dem sich die Agenda der 58-Jährigen beschreiben lässt.

DeVos setzt sich seit Jahren für eine Reform des US-amerikanischen Schulsystems ein. Sie fordert Gelder, damit Eltern über die öffentlichen Schulen hinaus die Wahl haben, in welche Einrichtung ihr Kind gehen soll.

Betsy DeVos ist Inhaberin einer Investmentfirma und war im Wahlkampf eine der Hauptsponsoren von Donald Trump.

Mit Material der dpa
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