Rolle rückwärts: Per Dekret hat US-Präsident Donald Trump die Abkehr von Barack Obamas Klimaschutzpolitik eingeleitet. Welche Auswirkungen drohen?

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Im "Clean Power Plan" aus dem Jahr 2015 hatten die USA erstmals Auflagen für Emissionen im Energiesektor beschlossen. Durch seine Executive Order und weitere Beschlüsse will US-Präsident Donald Trump unter anderem die Auflagen für die CO2-Emmissionen von Kohlekraftwerken kippen und den von ihm so sogenannten "Krieg gegen die Kohle" beenden.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Kurswechsel im Überblick:

Welche Auswirkungen drohen dem Klima?

Die Folgen für das Klima sind aktuell noch schwer abzuschätzen. Erst muss sich herausstellen, wie und wann Trumps Beschlüsse in konkrete Politik umgemünzt werden.

Fakt ist aber: Die USA sind gegenwärtig der zweitgrößte CO2-Produzent der Erde. Der Anteil der Vereinigten Staaten an den globalen CO2-Emmissionen betrug 2016 rund 16 Prozent. Noch höher war nur der Anteil Chinas - satte 28,21 Prozent.

Sollten sich die USA aus dem Klimaschutz zurückziehen, könnten sich auch andere Länder - allen voran China - ermutigt fühlen, es ihnen gleich zu tun.

Was bedeutet Trumps Dekret für das Pariser Klimaschutz-Abkommen?

Donald Trump hat sich im Wahlkampf wiederholt kritisch zum Abkommen von Paris geäußert. Nach seiner Wahl hielt er sich diesbezüglich zurück, in seinen neuen Bestimmungen über die Umweltpolitik wird Paris ebenfalls nicht erwähnt. Ob die USA tatsächlich aus dem Abkommen, das ohnehin nicht rechtlich bindend ist, aussteigen, wird in der Regierung noch diskutiert.

Wie "Spiegel Online" berichtete, werde schon jetzt versucht, "den Klimaschutzprozess der Vereinten Nationen von innen zu lähmen". So wurde im Januar ein Gesetz eingebracht, das Zahlungen der USA an den Weltklimarat IPCC, die Uno-Klimarahmenkonvention UNFCCC und den Grünen Klimafonds (GFC) verbieten würde.

"Die USA werden sich wohl nicht völkerrechtlich aus dem Pariser Abkommen zurückziehen – aber sie werden es faktisch tun", sagte Klaus Dingwerth von der Universität St. Gallen "Spiegel Online".

Macht Trump den erneuerbaren Energien den Garaus?

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion liegt in den USA inzwischen bei über 15 Prozent. In Deutschland waren es laut Umweltbundesamt 2016 31,7 Prozent. Der Anteil der Kohle als Energieträger ist in den USA in den vergangenen 15 Jahren von über 50 Prozent auf 32 Prozent gefallen.

Laut der früheren Chefin der Umweltbehörde EPA, Gina McCarthy, wächst die Solarbranche in den USA zwölfmal schneller als die Wirtschaft insgesamt.

Experten rechnen mit weiteren Fortschritten bei der Energiewende, die großen Energiekonzerne haben sich darauf eingestellt. In der Sendung "PBS Newshour" sagte McCarthy zu Trumps Dekret: "Ich bin überzeugt, dass das Obama-Vermächtnis stark bleiben wird, trotz dieser Unterschrift. Das ist der Kurs der Welt."

Auch Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan geht davon aus, dass sich die "Energiewende weltweit, auch in US-Städten und Bundesstaaten, nicht mehr aufhalten" lasse. Selbst wenn Trump der Kohleindustrie nun den Rücken stärkt, muss das keine gravierenden Auswirkungen auf die erneuerbaren Energien haben.

Schafft Trump wie versprochen neue Jobs im Energiesektor?

Durch die Auflagen von Obamas "Clean Power Plan" wäre es vermutlich zur Schließung zahlreicher Kohlekraftwerke und -bergwerke in den USA gekommen. Allerdings trat der Plan noch gar nicht in Kraft, weil rund 30 Bundesstaaten Rechtsmittel eingelegt hatten. Auch jetzt droht der Gang vor die Gerichte – durch Gegner von Trumps Kurswechsel. Es könnte Jahre dauern, bis die neue Politik umgesetzt wird.

Ohnehin ist der Kohlebergbau in den USA inzwischen umfassend mechanisiert. Als die Amtszeit von Obamas Vorgänger George W. Bush 2009 endete, waren in der Branche rund 84.000 Menschen beschäftigt, heute sind es 70.000. Selbst wenn Trump es schaffen sollte, diese verloren gegangenen Arbeitsplätze zurückzuholen, wären die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gering.

Etwas besser könnte es bei der Gewinnung von Erdgas und Erdöl durch die umstrittene Fracking-Methode aussehen, die Trump ebenfalls fördern möchte. Seriöse Prognosen über neue Jobs gibt es aber noch nicht.

Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) erklärte laut "Süddeutscher Zeitung": "Wer jetzt versucht, den Rückwärtsgang einzulegen, schadet nur sich selbst im internationalen Wettbewerb."

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