Im Bundeshaushalt ist Sparen angesagt. Der Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld schlägt daher vor, das Elterngeld auf den Prüfstand zu stellen. Welchen Effekt hat die staatliche Leistung bisher gehabt?
2006 hieß die Bundesfamilienministerin
Die Ziele lauteten: Mehr junge Paare sollten sich dafür entscheiden, Kinder zu bekommen. Gleichzeitig sollten aber auch Mütter dazu motiviert werden, eine Arbeit aufzunehmen – weil das Elterngeld auch Vätern einen finanziellen Anreiz setzt, mit der Elternzeit eine berufliche Auszeit zu nehmen und sich um das gemeinsame Kind zu kümmern.
2017, zum zehnten Jubiläum der Einführung, lobte die damalige Familienministerin
Lars Feld: Leistung verfehlt Ziele
Der Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld sieht die Sache anders. Der Bundeshaushalt steht inzwischen unter Spardruck. Und Feld schlug in einem Interview mit der "Rheinischen Post" (Bezahlinhalt) vor, das Elterngeld auf den Prüfstand zu stellen.
Es sei zwar populär, sagte der Ökonom: Allerdings verfehle die Leistung ihre Ziele: Die Geburtenrate habe sich nicht erhöht – und auch nicht die Erwerbstätigkeit von Frauen, zumindest nach dem zweiten Kind.
Feld ist ein einflussreicher Mann seines Fachs: Der Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg war zehn Jahre lang Mitglied des sogenannten Rats der Wirtschaftsweisen. 2022 bestellte Bundesfinanzminister
Geburtenrate erst gestiegen, dann gesunken
Was ist von Felds Aussagen zu halten? Nach der Einführung des Elterngelds ist die Geburtenrate in Deutschland zunächst gestiegen: 2007 gab es pro Frau 1,37 Geburten – 2016 lag der Wert dann bei 1,59 Geburten pro Frau. In den vergangenen Jahren ist die Rate aber wieder gesunken. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gab es 2023 nur noch 1,35 Geburten pro Frau.
Klar ist, dass das Elterngeld einen relativ großen Posten im Haushalt des Familienministeriums ausmacht: 2024 plant der Bund, 12,5 Milliarden Euro für staatliche Leistungen an Familien auszugeben. Auf das Elterngeld entfallen davon knapp 8 Milliarden Euro.
IW-Studie bescheinigt Elterngeld positive Effekte
Komplizierter ist die Sache bei der Erwerbstätigkeit von Müttern. Der Ökonom Stefan Bach, Steuerexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), verwies beim Kurznachrichtendienst X auf eine Studie der "Konkurrenz": Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos haben 2023 im Auftrag des Bundesfamilienministeriums das Elterngeld bewertet – und bescheinigten ihm eine positive Wirkung.
Die Erwerbstätigkeit der Mütter mit minderjährigen Kindern sei in Deutschland seit der Einführung des Elterngelds und dem Ausbau der Kitas in zweifacher Hinsicht gestiegen. "Der prozentuale Anteil ist von 63 Prozent im Jahr 2008 auf 69 Prozent im Jahr 2022 angestiegen. Darüber hinaus haben sich die wöchentlichen Stundenpensen der erwerbstätigen Mütter erhöht", heißt es dort.
Auch aus der Ampelkoalition kommt ein Bekenntnis zum Elterngeld. Serpil Mityatli, stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, will jedenfalls nicht daran rütteln. Aus ihrer Sicht ist das Elterngeld nicht schuld an Baustellen in der Familienpolitik. "Betreuungsplätze müssen ausgebaut werden, denn überall fehlen Krippen- und Kitaplätze. Auch das ist ein schwerwiegender Grund dafür, weshalb viele Frauen in Teilzeit arbeiten", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. (fab)
Verwendete Quellen
- Bundesfamilienministerium: Elterngeld wird zehn Jahre alt
- Bundestag.de: Stabiler Familien-Etat mit knapp 14 Milliarden Euro beschlossen
- Prognos.com: Erfolgsgeschichte Elterngeld
- Redaktionsnetzwerk Deutschland: Lindner-Berater würde Elterngeld streichen, SPD widerspricht
- RP-online: "Staat sollte das Elterngeld auf den Prüfstand stellen"
- Statistisches Bundesamt: Geburtenziffer 2023 auf 1,35 Kinder je Frau gesunken
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