Eine Gruppe junger Leute soll zwei ghanaische Kinder in Mecklenburg-Vorpommern angegriffen haben. Eine Achtjährige und ihr Vater werden verletzt. Weitere Vorfälle sorgen am Wochenende für Entsetzen.

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Nach dem mutmaßlich rassistischen Angriff auf zwei ghanaische Kinder in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) hat die Polizei diverse Hinweise erhalten. Darunter seien auch Hinweise auf Menschen, die möglicherweise an der Tat beteiligt waren, sagte ein Sprecher der Leitstelle des Polizeipräsidiums Rostock am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Die Ermittlungen seien sehr umfangreich und würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Es habe zudem Hinweise gegeben, dass auf dem Stadtfest in Grevesmühlen (13. bis 16. Juni) rassistische Parolen zu einer bekannten Melodie von Gigi D'Agostino gesungen worden sein sollen. Im Zusammenhang mit dem Lied "L’amour toujours" gibt es immer wieder Schlagzeilen, weil zuletzt vielerorts Menschen dazu rassistische Parolen gebrüllt hatten.

Am Freitagabend hatten laut Polizei mehrere Jugendliche aus einer Gruppe von etwa 20 jungen Menschen heraus zwei Mädchen einer Familie aus Ghana im Alter von acht und zehn Jahren attackiert. Einer der Angreifer trat der Achtjährigen demnach ins Gesicht. Als die Eltern der Kinder dazu kamen, wurden auch sie angegriffen. Der Vater der Mädchen wurde leicht verletzt.

Als die Beamten vor Ort eintrafen, soll eine Person aus der Gruppe die Opfer beim Weggehen auch rassistisch beleidigt haben. Aus der Gruppe hätten sich bis zu acht Menschen an der Attacke beteiligt, schilderte die Polizei. Sie ermittelt nun wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung. Die Beamten suchen Zeugen des Vorfalls.

Zugleich ereignete sich seit Freitag in verschiedenen Bundesländern mehrere weitere rechtsextremistische Vorfälle. Die Fassungslosigkeit und Empörung ist groß.

Faeser und Schwesig melden sich zu Wort

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb am Sonntag im Kurzbotschaftendienst X von "dumpfem Hass und unfassbarer Unmenschlichkeit". "Meine Gedanken und Solidarität gelten den Kindern und ihren Familien", schrieb Faeser.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) teilte ebenfalls im Kurzbotschaftendienst X mit, sie sei "aufgewühlt davon, dass in unserem Land Kinder angegriffen werden". Diese "abscheuliche Tat" müsse rasch Konsequenzen haben. "Rassismus und Gewalt sind widerlich."

Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Volksverhetzung

Nach Angaben der Polizei in Rostock bestand die Gruppe ausschließlich aus jungen Menschen im Heranwachsenden- und Jugendalter. Nach ersten Erkenntnissen beteiligten sich bis zu acht von ihnen an den Attacken auf die Familie. Noch nach Eintreffen der Einsatzkräfte seien rassistische Beleidigungen geäußert worden, erklärte die Polizei.

Sie ermittelt nun unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Volksverhetzung.

Mehrere rechtsextreme Vorfälle am Wochenende

Über das Wochenende wurden aus Mecklenburg-Vorpommern und anderen Bundesländern zudem eine ganze Reihe weiterer rechtsextremer Vorfälle gemeldet, häufig in Zusammenhang mit Veranstaltungen zur Fußballeuropameisterschaft. In Rostock-Warnemünde riefen Menschen am Freitag nach einer Public-Viewing-Veranstaltung am Bahnhof rechtsextremistische Parolen. Dabei kam es nach Angaben der Beamten auch zu gewaltsamen Übergriffen auf Einsatzkräfte. Mehrere Täter hätten unter anderem versucht, einem Polizisten die Dienstwaffe zu entreißen.

In Bremen zeigte ein 29-Jähriger bei einer Public Viewing-Veranstaltung zur EM in der Nacht zu Samstag laut Polizei den Hitlergruß und sang "Ausländer raus" zu dem wegen derartiger Vorfälle bekannten Partyhit "L'Amour toujours". Aus der Gruppe des Mannes und seiner zwei Begleiter heraus wurde demnach zudem "eine judenfeindliche Parole" gerufen. Gegen den 29-Jährigen wird jetzt wegen Volksverhetzung ermittelt.

In Schwerin sollen etwa 20 Männer am Samstag auf einer Brücke den Hitlergruß gezeigt haben. Wie die Beamten in Rostock in der Nacht mitteilten, wurden sie von einer Zeugin alarmiert. Nach deren Angaben stellten sich die Verdächtigen "oberkörperfrei" auf und wurden von einer offenbar zu ihnen gehörenden Frau dabei aufgenommen.

Bei einem Fest in Penkun in Mecklenburg-Vorpommern wurde in der Nacht zu Samstag nach Polizeiangaben ein 24-Jähriger von mehreren Unbekannten durch Schläge verletzt, womöglich aus fremdenfeindlichen Gründen. Zugleich soll es bei der Veranstaltung ebenfalls zu "Ausländer raus"-Rufen gekommen sein. Ein Zusammenhang sei nicht ausgeschlossen, hieß es. Der Staatsschutz ermittelt.

Weitere Zwischenfälle gab es im Saarland. In St. Wendel skandierte laut Polizei am Freitagabend eine größere Gruppe im Umfeld einer Gaststätte volksverhetzende Parolen und zeigte den Hitlergruß. Beamte stellten acht Verdächtige im Alter von 16 bis 27 Jahren fest. In der Nacht zu Samstag riefen in einer Kneipe in Schiffweiler vier Menschen ausländerfeindliche Parolen und zeigten den Hitlergruß. Gegen sie wird nun ermittelt. (afp/sbi/cgo)

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