Der Anschlag auf die Pariser Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" sorgte vor zehn Jahren weltweit für Entsetzen, aber auch für eine Welle der Solidarität. In Frankreich steht er symbolisch für den Auftakt einer islamistischen Terrorserie mit mehr als 250 Toten, die das Land nachhaltig verändert hat.

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Am zehnten Jahrestag gedachte Frankreich der Opfer der Attacke auf die Zeitschrift vom 7. Januar 2015 sowie der Angriffe auf eine Polizistin und auf einen koscheren Supermarkt in den Tagen danach. Insgesamt wurden 17 Menschen getötet, die drei Täter wurden von Sicherheitskräften erschossen.

Macron: Wir vergessen die Opfer nicht

An dem Gedenken vor dem früheren Redaktionsgebäude nahmen Präsident Emmanuel Macron, der damalige Präsident François Hollande, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, Ministerpräsident François Bayrou sowie etliche Minister teil. Auf Wunsch der Angehörigen gab es bei der Kranzniederlegung keine Ansprachen. "Wir vergessen sie nicht", schrieb Macron auf X zu Fotos der Ermordeten.

"Wir wissen, dass der Terrorismus ein Risiko ist, das in unseren Gesellschaften nach wie vor präsent ist und was bedeutet, dass es kein Nachlassen geben darf sowie kollektive Wachsamkeit nötig ist", hatte Macron bereits am Montag bei einer Ansprache gesagt, bei der er auf den Anschlag auf "Charlie Hebdo" Bezug nahm. "Im Kampf gegen den Terrorismus darf es daher keine Pause geben."

Bekannteste Karikaturisten Frankreichs getötet

Allein bei dem Anschlag auf "Charlie Hebdo", bei dem zwei radikalisierte Brüder in der Redaktion mit Kalaschnikows ein Blutbad anrichteten, kamen damals zwölf Menschen ums Leben, darunter einige der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs. Zuvor hatte das Blatt, das für seine blasphemischen Provokationen bekannt ist, Mohammed-Karikaturen verbreitet.

Die Anschläge lösten international Empörung aus. Demonstrationen unter dem Motto "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie) sollten Solidarität mit den Opfern ausdrücken. Am 11. Januar 2015 beteiligten sich fast vier Millionen Menschen an Kundgebungen in Frankreich, so viele wie noch nie in dem Land. In einen Trauermarsch mit hochrangigen Politikern in Paris reihte sich auch die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ein.

Anschläge waren Auftakt von Terrorserie mit 250 Toten

Die Anschläge Anfang 2015 in Paris waren der Auftakt einer Serie islamistischer Terrortaten in Frankreich, bei denen über 250 Menschen ums Leben kamen. Darunter war die Anschlagsserie im November 2015 in Paris, wobei Islamisten 130 Menschen ermordeten, die meisten von ihnen in der Konzerthalle "Bataclan". 86 Menschen wurden getötet, als am Nationalfeiertag im Juli 2016 in Nizza ein Attentäter mit einem Lkw in eine Menschenmenge raste.

Die Terrorgefahr ist seit der Attacke auf "Charlie Hebdo" und den folgenden Anschlägen omnipräsent in Frankreich. Notstandsmaßnahmen wurden in das Gesetz aufgenommen und die Sicherheitsbehörden erhielten im Anti-Terrorkampf weitreichende Befugnisse. Schwerbewaffnete Polizisten und Soldaten patrouillieren an stark frequentierten Orten, Betonbarrieren schützen Großereignisse. Auch bei den Olympischen Spielen im vergangenen Sommer war die Terrorangst allgegenwärtig.

Terrorgefahr gab extrem Rechten Aufschwung

Der extremen Rechten in Frankreich, die Kritik an Migration mit der Warnung vor islamistischen Gefahren verknüpfte, gab die Terrorwelle Aufschwung. Bei den zurückliegenden Wahlen konnte das Rassemblement National von Marine Le Pen kräftig zulegen und ist inzwischen die größte Oppositionspartei im Parlament.

Gespaltener als früher ist Frankreich bei der Frage, was im Namen der Meinungsfreiheit erlaubt sein soll und wo es Grenzen mit Blick auf religiöse Empfindlichkeiten geben sollte. Die Laizität, die in Frankreich praktizierte strikte Trennung von Staat und Religion, wird immer wieder auf die Probe gestellt und ist Gegenstand von Kontroversen.

Lehrer wegen Mohammed-Karikaturen enthauptet

Mohammed-Karikaturen waren unterdessen Auslöser weiterer Terrortaten in Frankreich. Im Oktober 2020 enthauptet ein radikalisierter junger Mann in einem Pariser Vorort den Geschichtslehrer Samuel Paty, der die Karikaturen von "Charlie Hebdo" während einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit gezeigt hatte.

Wochen vorher hatte ein junger Angreifer mit einer Stichwaffe zwei Menschen am ehemaligen Gebäude der Satirezeitschrift verletzt in der Annahme, es würde sich um Mitarbeiter von "Charlie Hebdo" handeln. Als Motiv nannte er die erneute Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch das Magazin. Dass die Zeitschrift nach dem Anschlag umgezogen war und in streng geschützten Räumen an einem geheimgehaltenen Ort produziert wird, hatte er nicht mitbekommen.

Die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" veröffentlicht zum 10. Jahrestag des Charlie Hebdo-Anschlags eine Sonderausgabe. © picture alliance/dpa/AFP/Martin Lelievre

Das rebellische Satiremagazin ließ sich trotz der traumatisierenden Attacke in seinen Redaktionsräumen nicht unterkriegen und erschien bereits kurz danach wieder. Nun, zum zehnten Jahrestag, hat das Blatt eine Sonderausgabe veröffentlicht, ein lachender Leser sitzt auf dem Lauf eines Kampfgewehrs und der Titel lautet ""Charlie Hebdo" unzerstörbar". (dpa/bearbeitet von nap)

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