Caroline Bosbach hat in Bars gekellnert, im Fernsehen getanzt und auf Heavy-Metal-Festivals gefeiert. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben und will eine Politik-Karriere einschlagen. Dabei weiß sie von ihrem Vater, wie anstrengend das sein kann. Was treibt sie an?
2015 bis 2017 hat
Die Erfahrung schildert die 34-Jährige in ihrem Buch "Zeit für Mut", das gerade im Verlag Langenmüller erschienen ist. Es reiche ihr nicht, in Hinterzimmern über die Politik zu schimpfen. "Ich will Verbesserungsvorschläge machen, und ich will Mut machen", sagt Bosbach im Gespräch mit unserer Redaktion. "Mein Buch soll einerseits eine ungeschönte Bestandsaufnahme des Status Quo sein, andererseits ein Plädoyer für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes."
Eine Abrechnung mit den Grünen
Es ist ein explizit konservatives Plädoyer. Der Untertitel des Buchs lautet "Warum wir Deutschland nicht links liegen lassen dürfen" – und er ist Programm. Bosbach prangert die Wirtschafts-, Klima- und Migrationspolitik der Ampelkoalition und vor allem der Grünen an. "Ich halte von den Grünen nur eins, und das ist Abstand", sagt sie. "Es nötigt mir schon fast Respekt ab, wie sie binnen wenigen Jahren Teile des Landes umgebaut haben. Bei den Umwälzungen der vergangenen Jahre waren sie die treibende Kraft."
Man kann einwenden, dass die Grünen in den vergangenen Jahren keineswegs nur grüne Politik gemacht haben. Vor allem in der Migrationspolitik. Die Ampelkoalition hat Asylrechtsverschärfungen, Grenzkontrollen und eine Bezahlkarte für Flüchtlinge beschlossen, hat sich auf europäischer Ebene ebenfalls für ein neues Asylsystem mit deutlich strengeren Regeln eingesetzt und mehr Abschiebungen angekündigt.
Bosbach aber sagt dazu: "Ich habe nicht den Eindruck, dass die Grenzkontrollen eine Herzensentscheidung waren." Sie seien aus der Not geboren, weil die Landtagswahlen und bald auch die Bundestagswahl vor der Tür standen. "Das objektive und subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen hat sich verändert. Die Menschen fühlen sich weniger sicher. Darauf hätte die Bundesregierung reagieren müssen", findet sie.
Bosbach zur CDU: "Wir waren eine profillose Partei"
Die 34-Jährige geht auch kritisch mit ihrer eigenen Partei – der CDU – ins Gericht. Schließlich war es die CDU-Kanzlerin Angela Merkel, die ab 2015 zunächst eine offene Flüchtlingspolitik unter dem Motto "Wir schaffen das" umsetzte. Bosbach fand das falsch, umso zufriedener ist sie mit der Neuausrichtung der Unionsparteien. "Bei der Bundestagswahl 2021 waren wir nicht profiliert genug und hatten uns ein Stück weit selbst verloren. Ich bin sehr froh, dass wir in den letzten Jahren mit Friedrich Merz wieder zu Stärke zurückgefunden haben."
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Bosbach ist Vorsitzende des Jungen Wirtschaftsrats in der Union. ist Am liebsten würde sie in der CDU bald noch mehr mitreden. Die 34-Jährige hat Wirtschaftskommunikation studiert, nebenbei nicht nur am Flughafen gejobbt, sondern zum Beispiel auch in Bars gekellnert. Fernsehzuschauern ist sie als Teilnehmerin in Formaten wie "Let’s Dance" und "Grill den Henssler" bekannt. Jetzt würde sie gerne in den Bundestag einziehen – als Direktkandidatin der CDU in ihrem Heimatwahlkreis Rheinisch-Bergisches Land.
Der berühmte Vater
Allerdings ist noch nicht sicher, ob der Kreisverband sie aufstellt: Am 22. November stellt sich Bosbach einer Mitgliederentscheidung, bei der auch zwei andere CDU-Politiker antreten. Ihr Buch dürfte ihrer Kandidatur zugutekommen. Die CDU hat mit den Merkel-Jahren gebrochen. Gegen die Grünen zu schießen, kommt an der Parteibasis gut an.
Falls es klappt, macht sich die 34-Jährige keine Illusionen darüber, was auf sie zukommt. Schließlich hat sie in der eigenen Familie erlebt, was Politik den Politikern abverlangt: Ihr Vater ist Wolfgang Bosbach, früher langjähriger CDU-Bundestagsabgeordneter und Fraktionsvize, noch heute eine wichtige konservative Stimme in der Union.
Seine Tochter verhehlt nicht: Es kann durchaus anstrengend sein, die "Tochter von" zu sein, aus dem Schatten des Vaters heraustreten zu müssen. "Ich habe oft das Gefühl, doppelt hart arbeiten und kämpfen zu müssen, um als eigenständige Person wahrgenommen zu werden. Das verlangt einem viel Kraft ab", sagt sie.
Politik als Beruf: "Das muss man wirklich wollen"
Was sie sich vornimmt, klingt durchaus kräftezehrend. Zumal Bosbach auch ein Vorbild für andere junge Frauen sein will, sich politisch zu engagieren. "Die Erfolge sind in der Politik immer nur die Spitze des Eisberges, dahinter stecken wahnsinnig viel Arbeit, ganz viel Fleiß, keine Freizeit und kaum Privatleben", sagt sie. "Das muss man wirklich wollen."
Immerhin will sich Bosbach auch ein Leben neben der Politik erhalten. Sie treibt viel Sport, reitet und hat eine Schwäche für Heavy-Metal-Musik, am liebsten auf dem legendären Festival in Wacken.
Konservative klagen gerne darüber, dass sie in den Medien zu wenig Raum bekommen. Dabei ist Vater Bosbach ein gutes Gegenbeispiel: 2014 und 2015 war kein Politiker so oft ein Gast politischer TV-Talkshows wie er. Vielleicht wird seine Tochter daran anknüpfen? Sie hat jedenfalls keine Angst vor Widerspruch und sagt: "Ich spreche mit jedem, der mich einlädt. Politik ohne Widerhall wird nichts verändern."
Über die Gesprächspartnerin
- Caroline Bosbach wurde 1989 in Bergisch Gladbach geboren. Sie studierte Wirtschaftskommunikation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft und trat in verschiedenen Fernsehformaten auf, zum Teil gemeinsam mit ihrem Vater, dem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach. Sie ist Vorsitzende des Jungen Wirtschaftsrats der CDU und hat bisher zwei Bücher veröffentlicht.
Über das Buch
- Caroline Bosbach: Zeit für Mut – Warum wir Deutschland nicht links liegen lassen dürfen, Langenmüller, ca. 240 Seiten, ISBN: 978-3-7844-3677-7
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