Negativzinsen, sprich dass Sparer fürs Geldanlegen bezahlen müssen, sind kein surreales Szenario mehr. Frank Plasberg möchte wissen, ob der kleine Mann hinterher als Depp dasteht. Es folgt eine eifrige Diskussion über fragwürdige Methoden von Banken, hereingefallene Anleger – und die Blase, in der Investmentbanker offenbar leben.
Was ist das Thema?
Die historischen Niedrigzinsen. Oder bald sogar Negativzinsen? Das will
Wer sind die Gäste?
Sein weniger finanzpolitischer denn europapolitischer Vorschlag: "Eine Lösungsmöglichkeit ist, dass wir die Wirtschaft insbesondere im Süden Europas wieder ans Laufen bringen." Dann werde Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), auch wieder die Zinsen anheben.
Wie zu erwarten, vertritt sie sehr linksliberale Positionen: "Im Grundgesetz steht was von Eigentumsgarantie. Wenn die Politik endlich den Mut hätte, die Millionäre mit einer viel höheren Vermögenssteuer zur Kasse zu bitten…", sagt sie, spricht wiederholt von "politischem Versagen" und wettert gegen Draghi. "Er kauft jetzt Zeit und die Sparer, die normalen Leute, legen drauf."
Michael Opoczynski, Wirtschafts- und Verbraucherjournalist. Der langjährige Moderator des ZDF-Verbrauchermagazins "WISO" erzählt viel - etwa von Anlagerberatern, die ihm erzählten, dass sie Produkte verkaufen mussten, "an die sie nicht mehr geglaubt haben". Er rät jungen Leuten nachdrücklich vom Sparen ab, "weil sie keine Zinsen mehr bekommen. Das Sparen ist vorüber".
Für sie gebe es keine Verträge mit sinnvollen Renditen. Opoczynski liest aus einem solchen Vertragswerk vor, will zeigen, dass "ganz bewusst Nebel" erzeugt werde, "damit die Kunden unterschreiben". Bei ihm kommen die Banken ganz schlecht weg.
Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied Bundesverband deutscher Banken. Er verteidigt die Banken, selbstredend. Und er behauptet, dass sich in der Finanzberatung ganz viel getan habe. Er fordert deshalb, keine Einzelfälle aufzubauschen, damit nicht alle 150.000 Finanzberater in Deutschland als Schwarze Schafe gebrandmarkt werden.
Kemmer rät, in Aktien zu investieren, "über zehn, zwanzig Jahre, dann werden Sie eine hervorragende Rendite haben". Dass es in eben jener Finanzberatung nach wie vor offenbar deutliche Mängel - und fragwürdige Methoden - gibt, versucht er, kleinzureden.
Rainer Voss, ehemaliger Investmentbanker. Er schildert von eben diesen fragwürdigen Methoden. Und malt schwarz – gehörig. Negativzinsen sind für ihn ein reales Szenario. Er hält nicht mal für ausgeschlossen, dass künftig findige Geschäftsleute Hallen anmieten und bewachen lassen, in denen Sparer ihr Geld einbunkern – gegen Gebühr versteht sich. "Da kann man sich ganz verrückte Sachen ausdenken", meint er.
Voss, selbst früher in der Branche unterwegs, erzählt vom Zugehörigkeitsgefühl unter Investmentbankern. "Das ist wie eine Art Stammeszugehörigkeit. Da entsteht ein unguter Sog, eine Banalität des Bösen." Ihm selber sei das heute zuwider: "Ich lebe mit einer unheimlich großen Frustration." Gerne hätte der Zuschauer mehr erfahren. Doch Voss kommt vergleichsweise wenig zu Wort.
Was war das Rede-Duell des Abends?
Kemmer gegen den Fachanwalt für Bank- und Kapitalrecht, Klaus Nieding, der von Plasberg interviewt wird und dabei von fragwürdigem Geschäftsgebaren von Kreditinstituten und gescheiterten Anlageexperimenten von Firmen erzählt. Kemmer reagiert gereizt: "Sie haben viele Fälle erzählt, wo es nicht gut ging. Es gibt aber auch viele Anfälle, bei denen es gut geht. Die erwähnen Sie nur nicht, weil die Anleger dann nicht zu Ihnen kommen und sich nicht beraten lassen." Nieding reagiert empört, doch Kemmer legt nochmal nach: "Sie erwecken den Eindruck, als seien alle Banken Halunken."
Was war der Moment des Abends?
Als es um einen ebensolchen Fall geht, konkret den Brennstoffhersteller German Pellets. Dieser warb Anleger mit angeblich hohen Renditen, ging dann insolvent. Nieding referiert. "Wenn Sparer zu hören bekommen, sie bekämen fünf, sechs, acht Prozent geboten, müssen sie gewarnt sein." Plasberg will wissen, wer ins Risiko geht. Nieding: "Alle, vom einfachen Arbeiter bis zum Universitätsprofessor. Das sind keine Leute, die zocken. Die wollen einfach nur vier, fünf Prozent Zinsen."
Schließlich nimmt er die Banken ins Visier, was Kemmer auf die Palme bringt. Nieding meint, dass Banken das Risiko von Investitionen in Firmen durch Kredite nicht tragen wollen, diesen aber raten, wie sie Anleihen an "die blöden Anleger" loswerden. "Wir basteln Dir eine Anleihe", hieße es dann. Man bleibt fassungslos zurück – insofern es stimmt.
Wie hat sich Plasberg geschlagen?
Wirklich gut, wie jetzt schon seit Wochen. Plasberg hat was von einer Fußball-Mannschaft, der vor der Winterpause die Puste ausging, die aber top-regeneriert aus derselben zurückkehrt. So moderiert der ARD-Mann souverän und zielgerichtet, der Spaß an seiner Arbeit ist ihm förmlich anzusehen, Chapeau!
Was ist das Ergebnis?
Die Finanzberatung verdient wohl die Skepsis, mit der sie konfrontiert wird. Vereinzelte Schwarze Schafe schaden dem Image offensichtlich weiter. Ein zweiter Punkt ist, dass Sparen wohl weiter nicht lohnt und der Trend anderer Modelle, zum Beispiel in Immobilien zu investieren, sich verstärken dürfte. Die Frage, ob tatsächlich die Negativzinsen kommen werden, kann an dieser Stelle sicherlich noch nicht beantwortet werden. Es würde das Sparverhalten der Bürger wohl einschneidend verändern.
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